Dodo ist bei vielen Unterstützern von BOS Deutschland ein kleiner Star. Seit 2008 hat er als unser Patentier die Herzen der Orang-Utan-Freunde im Sturm erobert. Berühmtheit erlangte er nicht zuletzt durch seinen Namensvetter, den Buch-, TV- und Kinohelden “Kleiner Dodo”. Aus dem kleinen Dodo von damals hat sich inzwischen ein stattlicher Orang-Utan-Mann entwickelt, der jetzt die letzte Etappe seiner Ausbildung bei BOS beginnen darf.
Auf der Vorauswilderungsinsel Juq Kehje Swen besucht er jetzt die Walduniversität um zu beweisen, dass er fit ist für ein selbstständiges Leben in Freiheit.
Zur Erinnerung und als kleines Geschenk an alle Dodo-Fans, blicken wir hier auf seine Jahre im BOS-Schutzzentrum zurück. Viel Spaß beim nostaligischen Blättern in Dodos Fotoalbum:
2007 Am 8. August wurde Dodo unserem Schutzzentrum Samboja Lestari im Alter von sechs Monaten von der Naturschutzbehörde BKSDA übergeben. Leider wissen wir nicht, was Dodo vor seiner Ankunft widerfahren ist, wie er seine Mutter verloren hat. In der Babygruppe spielte er anfangs noch oft allein oder kuschelte sich an die Babysitterinnen, denn damals war er mit zwei Kilogramm Gewicht der kleinste Orang-Utan der Gruppe und konnte noch nicht mit den Kletterkünsten der anderen mithalten. Doch das holte er schnell auf. Seine erste Spielkameradin wurde die etwas ältere Ajeng, von der er sich viel abschaute.
2008 Mit gut einem Jahr konnte Dodo bereits auf sechs Meter hohe Bäume klettern. Außerdem schaffte er es, innerhalb weniger Minuten, zehn Bananen zu verputzen. Beim Laufen hielt er sich mit seinen Füßen gern an nahe gelegenen Objekten, wie z.B. Sesseln, Decken, oder trockenen Ästen fest. Diese Angewohnheit stammte vermutlich aus der Zeit, in der er noch bei seiner Mutter war. Für gewöhnlich lässt ein Orang-Utan-Baby seine Mutter niemals los und hält sich mit seinen Füßen immer am Körper der Mutter fest.
2009 Aus dem Babyzimmer zog Dodo mit seinen Freunden Ajeng, Merlin Long und Bungan in einen Gruppenkäfig um, aus dem er jeden Morgen zum Kindergarten abgeholt wurde. Als in der Nähe des Kindergartens Bauarbeiten für eine neue Insel stattfanden, wurde Dodo plötzlich sehr ängstlich und anhänglich und weinte viel. Die fremden Arbeiter und lauten Geräusche weckten vermutlich schlimme Erinnerungen in dem traumatisierten Orang-Utan-Kind. Mit viel Liebe und Zuwendung der Babysitterinnen konnte Dodo beruhigt werden.
Beim Klettern gehörte damals nicht zu den Besten, da er noch Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht und der Feinmotorik hatte.
2010 Mit drei Jahren wog Dodo elf Kilogramm und tollte gern mit seinen Freunden auf dem Waldboden herum. In die Waldschule ließ er sich nun nicht mehr wie ein Baby tragen, sondern lief lieber alleine. In der Schule hatte Dodo damals einen kleinen Unfall. Als er sich von Baum zu Baum hangelte zog ein anderer Orang-Utan-Junge so heftig an den Ästen, dass Dodo auf den Boden fiel. Vermutlich biss er sich dabei auf die Zunge. Allerdings blutete er so heftig aus dem Mund, dass er in die Notaufnahme der Klinik gebracht wurde, wo er fast eine Woche verbringen musste, ehe er in die Schule zurückkehren konnte. Klettern war noch immer nicht Dodos Stärke. Im Gegensatz zur Nahrungssuche.
2011 Noch immer zog Dodo den Waldboden oder kleine Bäumchen den hohen Bäumen vor. Lieber tollte er mit seinen Kumpels Raymond und Robert über den Waldboden. Das brachte dem Trüppchen den Spitznamen “Bodenruppe” ein. Alle Aufforderungen der Babysitterinnen ignorierte er — ein typischer Teenager eben (was Dodo mit seinen vier Jahren nun war). Auch Nestbau gehörte nicht zu seinen Stärken. Allerdings entwickelte er seinen Mitschülern gegenüber trotzdem ein gehöriges Selbstbewusstsein. Sobald ihm etwas nicht passte, kniff und biss er seine Kollegen. Ein erstes Zeichen, dass sich aus dem kleinen Orang-Utan-Jungen einmal ein dominates Männchen entwickeln kann. Außerdem war er damals der einzige in seiner Waldschulklasse, der alleine den Weg zurück zur Station fand. Er besaß also schon früh einen guten Orientierungssinn.
2012 Dodo entwickelte ein zunehmendes Interesse an seinen Mitschülerinnen. Tree war seine erste Teenagerliebe und beste Freundin. Dann machte er Nicole Avancen. Je weniger Interesse sie an ihm zeigte, umso hartnäckiger wurde er. In der Waldschule zeigte er großen Eigensinn. Gerade Regeln und Zeitpläne stießen bei ihm auf Widerwillen. Da er mittlerweile 26 Kilogramm wog und einige Kräfte entwickelt hatte, war es für die Babysitterinnen nicht mehr so einfach, mit ihm umzugehen. Ältere und größere Orang-Utans schüchterten ihn aber schnell ein.
2013 Allmählich kletterte Dodo auch auf hohe Bäume und verbrachte immer mehr Zeit in den Wipfeln. Außerdem übte er sich nun immer mehr im Nestbau. Auch wenn diese noch nicht perfekt waren, so hielten sie doch zumindest für einen Mittagsschlaf. Und er übte mit gewachsenem Ehrgeiz. Auf dem Boden fühlte sich der Siebenjährige aber immer noch sehr wohl. Seine große Neugierde verleitete ihn oftmals zu manchem Schabernack.
2014 Noch immer zeichnete Dodo eine große Neugierde aus. Immer wenn er auf einem Baum saß, beobachtete er seine Umgebung und wartete darauf, dass irgendetwas passiert. Wenn er dann etwas Spannendes entdeckte, machte er sich sofort auf den Weg dorthin. Egal, ob es ein wilder Affe, ein großes Insekt oder ein menschlicher Besucher war. Dodo war kein aggressives Orang-Utan-Männchen, aber manchmal lieferte er sich kleine Rangeleien mit seinen Freunden. Wenn er von einem anderen gebissen wurde, wehrte er sich. Er selbst fing aber selten Streit an.
2015 Mit acht Jahren war Dodo ein echter Halbstarker. Eigensinnig und stur, aber allerletzten Kuscheleinheiten mit seiner Lieblingsbabysitterin nicht abgeneigt. Die größte Sorge war nach wie vor Dodos Abneigung, sich länger oben in den Bäumen aufzuhalten. Die Suche nach Nahrung beherrschte er inzwischen hervorragend. Doch grundsätzlich hing Dodo in seiner Entwicklung gleichaltrigen Orang-Utans hinterher. In freier Wildbahn hätte er sich jetzt von seiner Mutter gelöst. Aber für ein selbstständiges Leben war Dodo noch nicht bereit. Ein Spätentwickler eben.
2016 Aufgrund von Bauarbeiten in der Waldschule, musste Dodo eine Weile auf eine der Inseln bei Samboja Lestari umziehen. Auf der Insel passte er sich recht schnell an das neue Leben an. Er verbrachte viel Zeit mit der Futtersuche, war allerdings auch immer der Erste an der Fütterungsplattform. Den anderen Orang-Utans gegenüber verhielt er sich freundlich. Bei seiner Rückkehr in die Waldschule zeigte er sich gegenüber den Babysittern und Pflegern immer aggressiver. Ein gutes Zeichen der Rehabilitation, deren Ziel es ist, die Tiere nicht an den Menschen zu gewöhnen.
2017 Dodo war der Waldschule entwachsen und musste in einen Käfig umziehen. Die Muskelkraft des Zehnjährigen war um ein vielfaches stärker, als die eines Menschen. Und die demonstrierte er auch, wann immer es ging. Auch im Käfig ging seine Ausbildung weiter. An speziellen Lernspielzeugen trainierte er begeistert seine Fähigkeiten. Besonders genoss es Dodo allerdings, wenn ein Mitarbeiter mit dem Wasserschlauch zu seinem Gehege kam. Dann stellte er sich gern in die erste Reihe.
2018 Das was ihm in der Waldschule immer schwer gefallen war, gehörte nun zu seinen Lieblingsbeschäftigungen: Das Klettern. Leider nicht auf einer Vorauswilderungsinsel, denn die Warteliste für die Walduniversität ist lang. Dodo lebte allein in einem Käfig, da er nicht mit anderen Orang-Utans auskam.
2019 Endlich hat Dodo es geschafft. Im Juli durfte der Zwölfjährige raus aus dem Käfig und sich seither auf der neuen Vorauswilderungsinsel Juq Kehje Swen unter fast natürlichen Bedingungen beweisen. Aus dem einstigen Frechdachs hat sich ein gemütlicher Orang-Utan-Mann mit ausgeprägten Backenwülsten entwickelt. Wir sind gespannt, wie er mit dem Inselleben zurechtkommen wird.