9. März 2016

Doppelt so viele Sumatra-Orang-Utans wie angenommen

Für Pessi­misten ist das Glas immer halb leer, aber Orang-Utan-Schützer sind Opti­misten: Für sie ist das Glas halb voll.

In Sumatra sogar doppelt so voll: Dort leben statt, wie bisher ange­nommen, knapp 7.000 Sumatra-Orang-Utans, über 14.000 Indi­vi­duen. Das ergaben Forschungen, bei denen bisher nicht berück­sich­tigte Gebiete mit einbe­zogen wurden. Die Wissen­schaftler unter­suchten auch Regionen bis 1.500 Meter über dem Meeres­spiegel, wogegen frühere Forschungen davon ausgingen, dass über 900 Meter keine Orang-Utans mehr leben würden. Auch in zum Teil abge­holzten Wäldern wurden Popu­la­tionen registriert.

Zum ersten Mal konnten die Bestands­zahlen einer Menschen­af­fenart nach oben korri­giert werden. Serge Wich von der Liver­pool John Moores Univer­sität in Groß­bri­tan­nien: „Es ist fantas­tisch, dass es mehr Sumatra-Orang-Utans gibt, als wir dachten.“ Er fügt aller­dings hinzu: „Das bedeutet aber nicht, dass wir uns zurück­lehnen können. Im Lebens­raum der Orang-Utans sind zahl­reiche Baupro­jekte geplant, die die Zahl dieser Menschen­affen in den kommenden Jahren dras­tisch redu­zieren könnten.“ Den Forschern zufolge sollten für alle Bebau­ungs­pro­jekte in den Wäldern der Orang-Utans Verträg­lich­keits­stu­dien durch­ge­führt werden, damit eine Beein­träch­ti­gung ihres Lebens­raums auf ein Minimum redu­ziert oder sogar gänz­lich vermieden werden kann.

Auch mit diesem vergleichs­weise erfreu­li­chen Ergebnis bleibt gerade der Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii) weiterhin vom Aussterben bedroht. Aller­dings zeigen die Ergeb­nisse einen metho­di­schen Fort­schritt in den Bestands­ana­lysen von Menschen­affen an. „Das wird uns dabei helfen, den Akteuren aus Natur­schutz­po­litik und ‑manage­ment genauere Infor­ma­tionen zur Verfü­gung zu stellen, was sich dann wiederum positiv auf den Schutz der Menschen­affen auswirken wird“, so Projekt­leiter Hjalmar Kühl vom Max-Planck-Institut für evolu­tio­näre Anthropologie.

Von den Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus) leben nach aktu­ellen Schät­zungen noch etwa 50.000 Indi­vi­duen in freier Wild­bahn. Viel­leicht kann auch hier fest­ge­stellt werden, dass sie auch ober­halb der bisher ange­nom­menen Höhen­grenze von 900 Metern gedeihen können. Auch hat sich bei beiden Orang-Utan-Arten gezeigt, dass sie offenbar auch in bereits vom Menschen beein­träch­tigten Wäldern Über­le­bens­chancen haben.

Das Glas ist tatsäch­lich alles andere als voll. Die Zukunft beider Orang-Utan-Arten in freier Wild­bahn steht und fällt mit dem Erhalt oder der Zerstö­rung der Regen­wälder. Aber nicht zuletzt auch die neuesten Forschungs­er­geb­nisse zeigen, dass für unsere rothaa­rigen Vettern durchaus noch nicht aller Tage Abend ist.


Quellen: The Guar­dian; Max-Planck-Institut für evolutionäre
Anthropologie