5. Mai 2023
Orang-Utan im Baum

Ein Baum, der Orang-Utans zusammenbringt

In den Regen­wäl­dern von Borneo wächst eine Viel­zahl von Pflanzen, die Orang-Utans gerne fressen: Blumen, Pilze, das Mark von Ästen, Gräser, Blätter, Rinde, Insekten, Honig, manchmal auch Eier – und natür­lich frische Früchte. Einige Lieb­lings­speisen der Wald­men­schen haben wir schon in früheren Arti­keln vorge­stellt. Beson­ders span­nend ist dabei, dass der viel­sei­tige Spei­se­plan die Orang-Utans auch vor Erkran­kungen zu schützen scheint, denn einigen Pflanzen werden medi­zi­ni­sche Wirkungen zugeschrieben.

Eine dieser Pflanzen ist die in Kali­mantan heimi­sche Sang­kuang (Dracon­to­melon dao), auf Deutsch: Drachen­apfel. Es handelt sich dabei um einen Baum, der bis zu 45 Meter hoch werden kann, große, breit gefie­derte Blätter trägt und essbare, apri­ko­sen­große Früchte von gelb­lich-grüner Farbe.

Die Früchte riechen – zumin­dest für uns Menschen – muffig und haben einen über­wäl­ti­gend sauren Geschmack, sind jedoch bei Frucht­fle­der­mäusen und auch bei Orang-Utans äußerst beliebt. Von den in Kali­mantan heimi­schen Menschen wird der Drachen­apfel unter anderem zum Würzen von Fisch­ge­richten verwendet und um Durch­fall zu behandeln.

Orang-Utan Jaka im Baum
Ein Wieder­sehen mit Jaka, den wir 2018 ausge­wil­dert haben

Im Regen­wald über­nehmen die Sang­kuang-Bäume eine wich­tige Funk­tion, da sie oftmals entlang von Flüssen wachsen und dort wie eine Barriere gegen Erosion wirken. Leider ist auch das Holz der Bäume sehr begehrt.

Sang­kuang-Bäume bieten auch Schutz – nicht nur den Orang-Utans!

Dass die Bäume so groß werden, ist ein weiterer Grund, warum Orang-Utans sie so sehr lieben: Weit oben über dem Wald­boden sind sie ziem­lich sicher vor mögli­chen Gefahren und haben alles gut im Blick.

Bei einer Patrouille durch den Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya hat unser Team zwei Orang-Utans beob­achtet, die sich stun­den­lang an Sang­kuang gütlich getan haben. Dabei sind sie mit lautem Rascheln durch die Baum­kronen geklet­tert und haben sich von einem Ast zum nächsten gehan­gelt, auf der Suche nach weiteren reifen Früchten.

Orang-Utan im Baum
Beim Naschen der Sang­kuang-Früchte kommen sich Miri (Foto) und Jaka näher

Bei den beiden handelte es sich um Miri, eine 23-jährige Orang-Utan-Dame, die im Dezember 2016 ausge­wil­dert wurde, und Jaka, ein 18-jähriges Männ­chen, dem wir im Januar 2018 im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya die Frei­heit geschenkt haben.

Unsere Ranger beob­ach­teten Miri und Jaka mehrere Stunden lang

Sie schienen nicht nur die Sang­kuang-Früchte zu genießen, sondern auch die Gesell­schaft des jeweils anderen. Wenn ein Orang-Utan-Weib­chen und ‑Männ­chen Futter mitein­ander teilen und offen­sicht­lich die Nähe des anderen suchen, dann ist das für unser Team immer ein Grund zur Hoff­nung: Viel­leicht haben die beiden Nach­wuchs gezeugt?

Unser Team ist nach dieser erfolg­rei­chen Patrouille jeden­falls sehr glück­lich und beschwingt in unser Camp zurückgewandert.

Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.