In den Regenwäldern von Borneo wächst eine Vielzahl von Pflanzen, die Orang-Utans gerne fressen: Blumen, Pilze, das Mark von Ästen, Gräser, Blätter, Rinde, Insekten, Honig, manchmal auch Eier – und natürlich frische Früchte. Einige Lieblingsspeisen der Waldmenschen haben wir schon in früheren Artikeln vorgestellt. Besonders spannend ist dabei, dass der vielseitige Speiseplan die Orang-Utans auch vor Erkrankungen zu schützen scheint, denn einigen Pflanzen werden medizinische Wirkungen zugeschrieben.
Eine dieser Pflanzen ist die in Kalimantan heimische Sangkuang (Dracontomelon dao), auf Deutsch: Drachenapfel. Es handelt sich dabei um einen Baum, der bis zu 45 Meter hoch werden kann, große, breit gefiederte Blätter trägt und essbare, aprikosengroße Früchte von gelblich-grüner Farbe.
Die Früchte riechen – zumindest für uns Menschen – muffig und haben einen überwältigend sauren Geschmack, sind jedoch bei Fruchtfledermäusen und auch bei Orang-Utans äußerst beliebt. Von den in Kalimantan heimischen Menschen wird der Drachenapfel unter anderem zum Würzen von Fischgerichten verwendet und um Durchfall zu behandeln.
Im Regenwald übernehmen die Sangkuang-Bäume eine wichtige Funktion, da sie oftmals entlang von Flüssen wachsen und dort wie eine Barriere gegen Erosion wirken. Leider ist auch das Holz der Bäume sehr begehrt.
Sangkuang-Bäume bieten auch Schutz – nicht nur den Orang-Utans!
Dass die Bäume so groß werden, ist ein weiterer Grund, warum Orang-Utans sie so sehr lieben: Weit oben über dem Waldboden sind sie ziemlich sicher vor möglichen Gefahren und haben alles gut im Blick.
Bei einer Patrouille durch den Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya hat unser Team zwei Orang-Utans beobachtet, die sich stundenlang an Sangkuang gütlich getan haben. Dabei sind sie mit lautem Rascheln durch die Baumkronen geklettert und haben sich von einem Ast zum nächsten gehangelt, auf der Suche nach weiteren reifen Früchten.
Bei den beiden handelte es sich um Miri, eine 23-jährige Orang-Utan-Dame, die im Dezember 2016 ausgewildert wurde, und Jaka, ein 18-jähriges Männchen, dem wir im Januar 2018 im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya die Freiheit geschenkt haben.
Unsere Ranger beobachteten Miri und Jaka mehrere Stunden lang
Sie schienen nicht nur die Sangkuang-Früchte zu genießen, sondern auch die Gesellschaft des jeweils anderen. Wenn ein Orang-Utan-Weibchen und ‑Männchen Futter miteinander teilen und offensichtlich die Nähe des anderen suchen, dann ist das für unser Team immer ein Grund zur Hoffnung: Vielleicht haben die beiden Nachwuchs gezeugt?
Unser Team ist nach dieser erfolgreichen Patrouille jedenfalls sehr glücklich und beschwingt in unser Camp zurückgewandert.
Helfen auch Sie, diesen faszinierenden Lebensraum und seine gewaltige Artenvielfalt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.