Jeden Morgen gegen acht Uhr kommt Leben in unser Rettungszentrum in Nyaru Menteng: „Yooo! Buah, yooooo!“ tönt es dann über das gesamt Areal. Mit dem morgendlichen Ruf signalisieren die Babysitterinnen den jungen Orang-Utans, dass es Zeit für den Weg in die Schule ist. Dort wartet auf die jungen Schülerinnen und Schüler schon leckeres Obst, das als gesundes Frühstück und begehrte Belohnung für die großen und kleinen Lernerfolge in der Waldschule dient.
Mit dem Morgenruf setzt ein wildes Durcheinander im Zentrum ein. Die Orang-Utans laufen kreuz und quer, klammern sich an die Babysitterinnen und purzeln wild übereinander, weil sie wissen, dass es jetzt losgeht – ein neuer Tag voller spannender Entdeckungen im Wald! Die Babysitterinnen genießen sichtlich das aufgeregte Treiben, behalten dabei jedoch immer den Überblick.
In den einzelnen Klassenverbänden geht es dann ab in den Wald
Gruppe 5 beginnt, weil sie die längste Strecke zum „Klassenzimmer“ hat. Schon auf dem Weg dahin gibt es so unglaublich viel zu entdecken! Da wird eine unbekannte Frucht genauestens untersucht, hier ausgiebig an einem Blatt gezupft oder dort das Dickicht abseits des Weges erkundet. Neben den neugierigen Entdeckern, die sich sehr viel Zeit lassen, wollen andere so schnell wie möglich ins Klassenzimmer, weil sie sich auf das Belohnungs-Obst freuen. Dafür werden auch schon mal einige Purzelbäume auf dem Weg eingelegt, um noch schneller zum Ziel zu kommen. Für Beobachter wirkt dieser gemeinsame Schulweg ein wenig chaotisch, aber unsere engagierten Babysitterinnen kennen ihre Schüler gut und wissen, wie sie die kleinen Racker zusammenhalten.
Dabei gibt es immer wieder Tiere, die es lieben, die ganze Affenbande auf dem Weg zum Klassenzimmer anzuführen. Bei Gruppe 5 war das im letzten Jahr vor allem Beni.
Er gehört zu den neugierigen Orang-Utans – so viele interessante Früchte und Pilze, die immer wieder seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben! Da passierte es auch schon mal, dass die restliche Gruppe fröhlich an Beni vorbeizog – das mag er jedoch gar nicht und setzte dann lautstark alles daran, wieder an die Spitze zu kommen. Manchmal taten die Babysitterinnen ihm den Gefallen und warten geduldig, wenn Beni einen seiner häufigen Boxenstopps einlegte.
In Gruppe 4 gab es keinen klaren Anführer
Dafür sorgte eine gelegentliche Sporteinlage von Talaken und Jelapat für Wartezeiten: Die beiden lieben es, per Huckepack zur Schule zu kommen. So manches Mal musste die ganze Gruppe warten, weil Taleken sich mal wieder an Jelapats Rücken klammerte und die beiden halb kämpfend, halb gehend nur langsam vorankamen.
Otong aus Gruppe 3 machte es wie Beni: Er wollte seine Gruppe immer zur Waldschule anführen und jammerte genau wie Beni, wenn irgendein anderer Orang-Utan ihn überholte.
Kleine Auseinandersetzungen waren da keine Seltenheit. Doch auch das gehört zur ganz normalen Entwicklung der jungen Orang-Utans – die Babysitterinnen sind immer da, diese Wachstumsprozesse zu beobachten, und um zu helfen, wenn es notwendig ist.
Wie sieht es im Moment aus? Beni hat sich so gut entwickelt, dass er kurz vor dem nächsten Schritt Richtung Unabhängigkeit steht. Aktuell ist er im Sozialisationskomplex, um sich auf die nächste Rehabilitationsphase vorzubereiten: die Zeit auf der Vorauswilderungsinsel. Taleken hat ebenfalls sehr gute Fortschritte gemacht und ist in Gruppe 5 aufgestiegen; Otong ist jetzt in Gruppe 4.
Wir tun alles was wir können, unsere Orang-Utans auf ihrem Weg in ein unabhängiges Leben im Wald zu unterstützen. Dafür schaffen wir Rahmenbedingungen, in denen sie ihre natürlichen Fähigkeiten und Verhaltensweisen bestmöglich entwickeln können.
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