19. April 2021

Ein Fall für Lesch und Steffens

„Alter­na­tive Fakten“ haben Konjunktur. Die Wahr­heit kommt dabei unter die Räder. Harald Lesch und Dirk Stef­fens verfolgen Verschwö­rungs­ideo­lo­gien und entde­cken immer die glei­chen Muster. Verschwö­rungs­ideo­lo­gien verbreiten sich heute mit Licht­ge­schwin­dig­keit um die Welt. Dabei gewinnen die großen Fragen an Bedeu­tung: Woran glauben wir? Was können wir wissen — und wem vertrauen? Doch Verschwö­rungs­my­then wurden früher auch schon gezielt in die Welt gesetzt.

Nie zuvor haben Menschen über so viel Wissen verfügt wie heute — und dieses Wissen gerät immer häufiger in Verruf. Während die Welt die größte Krise der vergan­genen Jahr­zehnte erlebt, verfallen immer mehr Menschen dem Irrglauben von Verschwö­rungs­ideo­lo­gien. Sie halten das neue Coro­na­virus für eine Biowaffe oder alter­nativ für eine gigan­ti­sche Lüge der Regie­rungen. Kondens­streifen sind mit böser Absicht von „Mäch­tigen“ ausge­brachte Chem­trails. Der Klima­wandel ist ein inter­es­sen­ge­lei­teter Mythos. Die Liste ließe sich noch fort­setzen. Ins Kreuz­feuer gerät dabei ausge­rechnet eine Säule der Gesell­schaft, die seriös und mit objek­tiven Methoden ermit­telte Fakten liefert: die Wissen­schaft. Grund genug für Astro­phy­siker Harald Lesch und Wissen­schafts­jour­na­list Dirk Stef­fens zu erfor­schen, welches der Nähr­boden für Verschwö­rungs­my­then ist und wie diese sich entlarven lassen. Dabei ist es nicht immer einfach, Lüge von Wahr­heit zu unter­scheiden. Die beiden beginnen bei einer abstrus klin­genden, wenn­gleich harm­losen Idee: Soge­nannte Flacherdler behaupten, die Erde sei eine Scheibe und würde flach wie eine Flunder durchs Weltall schweben. Am Ratze­burger See zeigen Lesch und Stef­fens in einem Expe­ri­ment — das jeder Skep­tiker selbst durch­führen könnte, wenn er wollte -, dass diese Vorstel­lung mit der Wirk­lich­keit nichts zu tun hat. Doch für Verschwö­rungs­gläu­bige ist die Fakten­lage neben­säch­lich. Im Gespräch mit Giulia Silber­berger, die seit Jahren Aufklä­rungs­ar­beit über Verschwö­rungs­ideo­lo­gien leistet, erfährt Harald Lesch, welchen Sog solche Glau­bens­ge­mein­schaften ausüben können und wer letzt­lich vom Irrglauben der Anhänger profi­tiert. Dirk Stef­fens will selbst erfahren, ob man am Himmel giftige Wolken, Chem­trails, erzeugen kann. Mit einem erfah­renen Piloten steigt er zu einer aben­teu­er­li­chen Aktion auf — und spürt: Diese Flie­gerei kann tatsäch­lich krank machen. Doch das liegt eher an den hals­bre­che­ri­schen Loopings, die der Pilot fliegt. Für die myste­riösen strei­fen­ar­tigen Wolken am Himmel gibt es eine ganz simple wissen­schaft­liche Erklä­rung. Doch Chem­trail-Gläu­bige kann diese nicht über­zeugen. Mit einem Streifzug durch die Geschichte zeigen Harald Lesch und Dirk Stef­fens, dass Verschwö­rungs­ideo­lo­gien eine lange Tradi­tion haben. Manchmal ist ihr Ursprung ein beson­ders ausge­prägtes Macht­in­ter­esse. So wurden etwa die Tempel­ritter zu Opfern einer Verschwö­rung, weil sie ein will­kom­menes Feind­bild abgaben und die verbrei­tete Theorie glaub­haft schien: Man hatte schließ­lich schon immer vermutet, dass sie insge­heim Böses im Schilde führten. Spezi­fi­sche Inter­essen befeuern auch die Zweifler an der Klima­ver­än­de­rung durch menschen­ge­machte Treib­haus­gase. So erkunden Harald Lesch und Dirk Stef­fens, wie die Öl-Lobby bereits vor Jahr­zehnten aus dem Klima­wandel ein Schau­er­mär­chen machte, das noch heute seine Wirkung zeigt. Beim Erkunden der Mecha­nismen hinter Verschwö­rungs­ideo­lo­gien offen­baren sich Gemein­sam­keiten, die zeigen, wieso zu allen Zeiten immer wieder Menschen dem „Virus“ von Verschwö­rungs­ideo­lo­gien verfallen. Selbst das Aufde­cken der Wahr­heit, selbst wissen­schaft­liche Belege sind kein Garant dafür, dass Lügen und längst wider­legte Theo­rien verschwinden. Auf einer aufre­genden Reise durch die Welt der Verschwö­rungs­ideo­lo­gien begegnen Lesch und Stef­fens Geschichten von „Flacherd­lern“, Chem­trai­lern und Klima­leug­nern. Sie tauchen ein in die Welt der Tempel­ritter, erkunden geheime Machen­schaften der CIA und gehen der Frage nach, was die Pest mit Verschwö­rungs­glauben zu tun hat. Die beiden erleben, wie Verschwö­rungs­theo­rien die Gesell­schaft spalten und einen gesell­schaft­li­chen Konsens schwie­riger machen. Doch für Lesch und Stef­fens ist klar: Aufgeben ist keine Option. Denn es gibt etwas, das sich immer lohnt: das Streiten für die Wahrheit.