6. November 2018

Eine Schutz­insel für unsere Sorgenkinder

Moncos wird nie ein wilder Orang-Utan werden. Er war noch ein kleines Baby, als er in mensch­liche Gefan­gen­schaft geriet. Im Alter von 17 Jahren wurde er 2015 von BOS befreit: ange­kettet an einen Baum, unter­ernährt, schwach und dehy­driert. Moncos hat nie gelernt, sicher auf Bäume zu klet­tern, sich Schlaf­nester zu bauen oder Nahrung zu finden. 

Als wir ihn in unser Schutz­zen­trum Nyaru Menteng brachten, haben wir alles versucht, um Moncos trotz seines fort­ge­schrit­tenen Alters noch fit für die Wildnis zu machen. Doch das gelang nicht. Sein Alter, sein Leben in Gefan­gen­schaft und seine trau­ma­ti­schen Erfah­rungen in dieser Zeit verhin­dern eine erfolg­reiche Rehabilitation. 

Das Schicksal von Moncos und seinen Leidens­ge­nossen war bisher: Ein Leben hinter Gittern. Denn ein selb­stän­diges Leben im Regen­wald ist für diese Tiere undenkbar. Das wollten wir nicht hinnehmen. Jahre­lang hat sich die BOS Foun­da­tion mit ihren Part­nern für eine bessere Lösung einge­setzt. Nun wurde sie endlich Realität.

Mit Badak Kecil wurde jetzt die welt­weit erste Schutz­insel für nicht auswil­der­bare Orang-Utans eröffnet. Eine Insel, 104 Hektar groß, mit natür­li­cher Regen­wald­ve­ge­ta­tion, fern von Gitter­stäben aber unter der Obhut unserer Fach­kräfte – betreutes Wohnen für Orang-Utans sozu­sagen. Und ein bisher einma­liges Projekt im Orang-Utan-Schutz!

Moncos gehört nun, gemeinsam mit Yasmin, Manis, Ceasar, Mama Lasa und Pepsi, zu den ersten Bewoh­nern der Schutz­insel, die zum Areal von Salat Island in Zentral-Kali­mantan gehört. Jetzt können sie dort ein würdiges Leben führen, mit Gras unter den Füßen und Urwald­riesen über dem Kopf.

Moncos
Moncos

Wer darf, wer nicht

Reha­bi­li­tierte Orang-Utans müssen vor ihrer Auswil­de­rung in den Regen­wald einige Anfor­de­rungen erfüllen: ein ange­mes­senes Alter, Gesund­heit, Kennt­nisse und Fähig­keiten für das selb­stän­dige Leben in der Wildnis und ein natür­li­ches, wildes Verhalten. In der BOS-Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng gibt es einige Tiere, die diese Krite­rien ganz oder teil­weise nicht erfüllen. Diese Orang-Utans stufen wir als „nicht auswil­derbar“ ein, da sie in freier Wild­bahn nicht über­leben könnten. Auf Schutz­in­seln wie Badak Kecil ersparen wir ihnen ein Leben hinter Gittern und schaffen für sie best­mög­liche Lebensbedingungen.

Die ersten Bewohner

Moncos
Moncos kam 2015 mit 17 Jahren und einem Gewicht von 32,5 Kilo nach Nyaru Menteng. Seit er ein kleines Baby war wurde er von einem Dorf­be­wohner in Zentral­ka­li­mantan gefangen gehalten. Nach Nyaru Menteng kam er in einem sehr schlechten Zustand: Unter­ernährt, schwach und dehy­driert. Leider war Moncos mit 17 Jahren zu alt, um eine Reha­bi­li­ta­tion in der Wald­schule zu durch­laufen. Er wurde im Quaran­tä­ne­kom­plex Nyaru Menteng 2 unter­ge­bracht. Jetzt ist Moncos 20 Jahre alt. Da er in seiner langen Gefan­gen­schaft kein wildes Verhalten entwi­ckeln konnte, wird er nie in die freie Wild­bahn ausge­wil­dert werden können. Als einer der ersten Siedler von Badak Kecil darf Moncos jetzt in einem halb­wilden Umfeld, betreut von unseren Mitar­bei­tern, den Rest seines Lebens außer­halb eines Käfigs genießen.   

 

Manis
Manis wurde von der Polizei und der Natur­schutz­be­hörde BKSDA aus Java an das BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng über­geben. Sie wurde am 8. Juni 2005 nach Kali­mantan geflogen. Damals war sie acht­ein­halb Jahre alt und wog 40 Kilo. Infolge einer langen Gefan­gen­schaft zeigte Manis keinerlei wilde Verhal­tens­weisen. Für die Wald­schule war sie bereits zu alt. Darum wurde sie im Quaran­tä­ne­kom­plex von Nyaru Menteng unter­ge­bracht. Dort war sie vor allem für ihrem großen Appetit bekannt. Manis ist mitt­ler­weile 22 Jahre alt und besitzt keine Fähig­keiten für ein Leben in der Wildnis.

 

Caesar
Caesar kam am 8. August 2002 nach Nyaru Menteng. Er war zwölf Jahre alt und wog nur 23 Kilo­gramm. Bis zu seiner Rettung wurde er von einem Bewohner Ponti­a­naks in West-Kali­mantan gefangen gehalten. Auch Caesar war zu alt für die Wald­schule. Daher lebte er in unserem Quaran­tä­ne­kom­plex. Da er dort große Probleme hatte, stand er ganz oben auf der Kandi­da­ten­liste für die neue Schutz­insel. Caesar ist jetzt 28 Jahre alt und hat trotz seiner guten Gesund­heit nie die grund­le­genden Fähig­keiten entwi­ckelt, um in freier Wild­bahn über­leben zu können.

 

Mama Lasa
Mama Lasa wurde von der BKSDA aus dem Cikananga Animal Rescue Centre (West Java) an die BOS Foun­da­tion über­geben. Sie wurde gemeinsam mit ihrem Sohn Lasa gerettet, der zu dieser Zeit gerade einmal sechs Monate alt war. Sie kam am 7. August 2007 im Alter von 15 Jahren in Nyaru Menteng an. Mutter und Kind wurden bis zum 13. Mai 2014 in Nyaru Menteng reha­bi­li­tiert und zogen dann auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Palas Island. Leider hat sich Mama Lasa dort nicht zurecht­ge­funden. Ihr Gesund­heits­zu­stand verschlech­terte sich, sodass wir sie ins Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum zurück­bringen mussten. Ihr Sohn Lasa blieb auf Palas Island, nachdem er bewiesen hatte, dass er unab­hän­giger geworden war und natür­liche Fähig­keiten entwi­ckelt hatte. Mama Lasa ist jetzt 26 Jahre alt. Sie hat jetzt die Chance, im betreuten Wohnen von Badak Kecil gitter­frei zu leben.

 

Yasmin
Yasmin kam im Alter von vier Jahren im April 2000 nach Nyaru Menteng. Sie wog 15 Kilo und war in einem schlechten Gesund­heits­zu­stand. Außerdem hatte sie eine Verlet­zung von einer Stich­waffe an ihrem kleinen Finger, die sich entzündet hatte. 2016 zog sie auf die Voraus­wil­de­rungs­insel  Palas. Nach einiger Zeit erkrankte sie an einer Sinu­s­itis und wurde zur Behand­lung nach Nyaru Menteng gebracht. Dort lebte sie im Quaran­tä­ne­kom­plex. Sie ist jetzt fast komplett von der Sinu­s­itis kuriert, weist aber keinerlei wildes Verhalten mehr auf. Deswegen wird sie jetzt auf die neue Schutz­insel umziehen. 

 

Pepsi
Pepsi wurde im November 2006 zusammen mit 47 anderen Orang-Utans von Thai­land nach Indo­ne­sien zurück­ge­holt. Als sie nach Nyaru Menteng kam, war sie schon neun Jahre alt und zeigte keinerlei wildes Verhalten. Wir haben kaum Infor­ma­tionen, unter welchen Bedin­gungen Pepsi in Thai­land gelebt hat. Aber aus ihrem Verhalten schließen wir, dass sie aus einem der Touris­ten­ver­gnü­gungs­parks in Thai­land kommt. Aufgrund ihres fort­ge­schrit­tenen Alters konnte Pepsi nie die Wald­schule besu­chen. Sie ist jetzt 21 Jahre alt und weist noch immer kein wildes Verhalten auf. Deswegen wird sie jetzt im betreuten Wohnen auf Badak Kecil untergebracht.

 

Ein großes Danke­schön geht an all unsere Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer, die mit ihrer Weih­nachts­spende im vergan­genen Jahr die Fertig­stel­lung der Schutz­insel Badak Kecil ermög­licht haben! Vielen Dank auch an unsere Partner, die indo­ne­si­sche Regie­rung und ganz beson­ders an die BOS Foun­da­tion für die Reali­sie­rung dieses beson­deren Projekts!

 

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