Es war schon lange her, dass wir Long zum letzten Mal gesehen hatten. Vor Kurzem hatten wir jedoch das Glück, die prächtige Orang-Utan-Dame wieder einmal zu erblicken. Ihr Revier ist der südliche Teil des Kehje Sewen-Schutzwaldes in Ost-Kalimantan, Einzugsgebiet unseres Beobachtungsteams aus dem Nles Mamse Camp.
Seit ihrer letzten Sichtung hatte Long offenkundig an Gewicht zugelegt — ein gutes Zeichen dafür, dass sie sich im Regenwald gut eingelebt hatte. Und noch etwas anderes deutete darauf hin, dass sie sich in ihrer neuen Heimat wohlfühlte: Die Orang-Utan-Dame war nicht allein unterwegs! An ihrer Seite sichteten wir ein stattliches Männchen mit deutlich ausgeprägten Backenwülsten.
Für den Herren an Longs Seite galt offensichtlich das Motto: “Es kann nur einen geben!” Denn er äußerte sein Missfallen über unsere Anwesenheit sehr deutlich. Typisches Kuss-Schmatzen und das Werfen von Zweigen in unsere Richtung signalisierten uns, dass wir besser auf Abstand gehen sollten. Das taten wir auch. Dennoch wollten wir wissen, wer der imposante Orang-Utan war, der so eindeutig Longs Zuneigung suchte.
Normalerweise helfen uns bei der Identifikation unserer ausgewilderten Menschenaffen die bei ihnen implantierten Chips mit Peilsendern. Doch diese geben irgendwann den Geist auf, wenn die Batterien leer sind. Dann können wir in der Regel immer noch auf Fotos aus unserer Datenbank zurückgreifen, um unsere Schützlinge zu identifizieren. Doch auch das war uns diesmal nicht möglich.
Der Grund: Werden männliche Orang-Utans in jungen Jahren ausgewildert, sind oftmals ihre Gesichtszüge noch nicht eindeutig ausgeprägt. Diese können sich im Alter zwischen 15 und 20 Jahren drastisch verändern — vor allem, wenn es sich um dominante Männchen handelt. Bei diesen prägen sich die Wangenpolster oder Wangenwülste sehr aus. Dies wiederum verändert ihr komplettes Aussehen. In diesem Fall haben wir noch nicht herausgefunden, wer Longs neuer Verehrer war.
Eines konnten wir jedoch beobachten: Die zwei schienen sich prächtig zu verstehen. Denn Long folgte dem jungen Herren ziemlich schnell tiefer in den Regenwald hinein. Es war unübersehbar, dass das Pärchen allein gelassen werden und seine Privatsphäre genießen wollte.
Wir sind auf jeden Fall gespannt auf Neuigkeiten von den beiden!
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