Die Inselwelt Südostasiens ist ein Eldorado für Naturforscher. Schon vor Charles Darwin brachte der Reichtum des Malaiischen Archipels einen anderen Mann auf die Spur der Evolution. Schon bevor Charles Darwin seine Gedanken zur Entstehung der Arten veröffentlichte, führte die überwältigende und vielfältige Natur des Archipels einst einen gewissen Alfred Russel Wallace zur Antwort auf die Frage: Woher kommt die Fülle der Arten? Und daraus entwickelte sich schließlich zwangsläufig die Frage aller Fragen: Woher kommen wir selbst? Auf den über 17 000 Inseln des Malaiischen Archipels scheint die Schöpfung verrücktzuspielen und das Leben geradezu zu explodieren.
Was für Charles Darwin seine Reise zu den Galapagosinseln war, waren für Alfred Russel Wallace seine Expeditionen durch die südostasiatische Inselwelt. Noch heute ein Abenteuer, waren die Reisen zu Zeiten von Wallace lebensgefährlich. Die unbekannte Tierwelt und Infektionskrankheiten hielten ihn nicht auf. Das Studium ungewöhnlicher Insekten, die sich zum Teil sehr ähnlich sind, ließ in ihm die Überzeugung reifen: Da muss es Übergänge geben, irgendetwas, das eine Entwicklung von einer zur anderen Insektenart triggert. Und der Blick in die Gesichter der „Waldmenschen“, der Orang-Utans, ließ ihn womöglich ahnen: Auch der Mensch gehört in eine solche Entwicklungsreihe. Anders als der Gelehrte Darwin war Wallace ein Schulabbrecher, Autodidakt und Abenteurer. Dennoch leistete er einen entscheidenden Beitrag zur Erkenntnis: Unterschiedliche Arten sind das Ergebnis der Evolution. Wie konnte ein Mann wie er vor 150 Jahren diese entscheidenden Einblicke gewinnen, das Weltbild seiner Zeit infrage stellen und dennoch in den Annalen der Geschichte verloren gehen? Immerhin erinnern Namen wie „Wallace-Frosch“ oder „Wallace-Linie“ an den begnadeten Beobachter, durch den sich Charles Darwin erst veranlasst sah, seine Erkenntnisse zur Entstehung der Arten zu publizieren. Dirk Steffens folgt den Spuren von Wallace durch die sagenhafte Inselwelt Indonesiens und Malaysias. Er begegnet „Waldmenschen“, erklimmt Urwaldriesen und harrt für seine Beobachtungen aus auf einer wackligen Plattform inmitten einer riesigen Höhle. Er erkundet Orte, die wirken, als seien sie Spielplätze der Evolution: mit fliegenden Fröschen, riesigen Echsen und Kängurus in Bäumen. Alfred Russel Wallace halfen die Inseln mit ihren ungewöhnlichen Bewohnern zu Einsichten, die die Welt veränderten. Und bis heute geht von dieser Welt eine besondere Faszination aus.