Orang-Utans nutzen Werk­zeuge, ganz ähnlich wie Bonobos und Schim­pansen. Das ist im Prinzip nichts Neues, wurde bisher aber selten syste­ma­tisch erforscht. Die Wiener Biologin Dr. Isabelle Laumer hat nun Orang-Utans vor die vorder­gründig simple Aufgabe gestellt, Futter­körb­chen aus durch­sich­tigen senk­rechten und waag­rechten Röhren zu holen.

Nur mit den Fingern konnten die Menschen­affen das Futter nicht errei­chen, wohl aber mit einem mitge­lie­ferten Draht. Dieser Draht war aber nur das Rohma­te­rial: Im Fall der senk­rechten Röhre mussten die Orang-Utans einen Haken in den Draht biegen, um die Körb­chen heraus zu angeln. Das Futter in der waag­rechten Röhre war dagegen nur mit Hilfe eines geraden Drahtes heraus­zu­schieben, der aus einem vorher gebo­genen Stück extra zu begra­digen war. 

Die Orang-Utans bewäl­tigten diese Aufgaben, auf die sie nicht vorbe­reitet waren, schnell und wie selbst­ver­ständ­lich. „Der Haken­biege-Test“ ist zu einem Vergleichs­maß­stab geworden, um in der verglei­chenden Psycho­logie die Fähig­keit zu testen, Werk­zeuge inno­vativ einzu­setzen, so die Co-Autorin der Studie, Dr. Alice Auer­sperg. Kinder können das Problem oft erst ab dem achten Lebens­jahr lösen. Das soll daran liegen, dass zur Lösung komplexer Probleme mehrere unbe­lohnte Teil­schritte nötig sind, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Die Fähig­keit dazu würde im mensch­li­chen Hirn erst relativ spät reifen, so Dr. Laumer.

 

 

Der intel­li­gente Einsatz von Werk­zeugen und über­haupt von Gege­ben­heiten der Umwelt ist bei frei­le­benden Orang-Utans aller­dings schon öfter beob­achtet worden. So nutzen sie beispiels­weise nicht nur breite Blätter als Regen­schirme, sondern wählen bei diversen Erkran­kungen mitunter Heil­pflanzen aus. So etwas ist nicht ange­boren, sondern muss entweder durch Erfah­rung gelernt oder aber sozu­sagen kultu­rell tradiert werden. Die Menschen­affen schauen sich solche Fertig­keiten und Kennt­nisse von ihren Müttern oder anderen Artge­nossen ab. Nicht zuletzt deswegen kommt es gerade bei Menschen­affen auf jedes einzelne Indi­vi­duum an. Man weiß nie, was ein einzelner Affe an indi­vi­du­ellen Tech­niken weiter­geben kann und so unter Umständen die Über­le­bens- und Repro­duk­ti­ons­fä­hig­keit einer Popu­la­tion verbessert. 

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Quelle:

https://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/den-haken-neu-erfinden/?fbclid=IwAR0k3XunEfiDpYLqV13TleVfFk-2lyYMyZLTEjZSkcUHNsT5O1AK1iexb_o