“Tiga! Dua! Satu!”, schallt es vielstimmig durch den Wald. Zu Deutsch: „Drei! Zwei! Eins!“ Dann zischt etwas in Richtung Baumkronen und landet wenig später mitsamt einigen Früchten und Blättern wieder auf dem Waldboden. Es ist eine Art mechanisches Lasso mit Beutel, das Forschungsassistent Idun abgeschossen hat, um Proben für eine Studie zu sammeln.
Das Werkzeug namens Big Shot®, welches dem Forschungsteam in Tuanan, Mawas, seit Kurzem zur Verfügung steht, ist extrem nützlich: Die Untersuchungsobjekte der Wissenschaftler – Früchte, Blüten und Blätter, welche die Nahrung der Orang-Utans ausmachen – hängen nämlich bis zu 30 Meter über dem Waldboden.
Ein neues Werkzeug erleichtert die wissenschaftliche Forschung im Regenwald
Bereits seit 2003 arbeitet eine internationale Kollaboration von Wissenschaftlern im Tuanan Orang-Utan Forschungsprogramm im Mawas Schutzgebiet. Forschende der Universitas Nasional (UNAS) in Jakarta, der Universität Zürich, der Rutgers University in New Jersey/USA, und der BOS Foundation untersuchen dort das Verhalten der Orang-Utans sowie das spezielle Ökosystem des Torfmoors in Mawas.
Welche Nahrung benötigen Orang-Utans? Welche Nährstoffe enthalten bestimmte Früchte, Blüten und Blätter des Regenwaldes? Wie beeinflusst das Nahrungsangebot die Entwicklung der Orang-Utan-Population in einem Gebiet? Wie verändern Orang-Utans ihr Verhalten bei der Nahrungssammlung, wenn sich die Umweltbedingungen verändern? Und welchen Einfluss haben die „Gärtner des Waldes“ wiederum auf die Entwicklung der Pflanzen und deren räumliche Verteilung in ihrem Habitat?
Es sind wichtige Fragen für den Artenschutz, denen die Forscher in Tuanan nachgehen.
Die Erkenntnisse der Wissenschaftler werden Einfluss auf den Schutz der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans sowie des Regenwaldes haben. Und sie kommen direkt unserer Arbeit bei BOS zugute.
Wir sind daher überglücklich, dass die Forschungsarbeiten nach einer langen Unterbrechung durch die Coronapandemie nun wieder aufgenommen werden konnte – mit einem hochmotivierten Team und dank neuer Ausrüstung mit allerbesten Voraussetzungen!
Wie sammelt man Proben in der Krone eines 30 Meter hohen Baumes?
Den Startschuss gaben Dr. Erin Vogel, Co-Direktorin der Forschungsstation in Tuanan, und Will Aguado, Doktorand an der Rutgers University, welche gemeinsam in Tuanan einen Workshop hielten. Darin stellten sie neue Methoden der Datensammlung zur Erforschung der Ernährung und Gesundheit von Orang-Utans vor. Teilnehmer des Workshops waren Studenten der UNAS sowie BOS-Teammitglieder aus Nyaru Menteng.
Der Workshop begann mit einem Praxisteil, bei dem das neue Werkzeug Big Shot® zum Einsatz kam. Bisher mussten die Wissenschaftler teilweise bis in die Baumkronen klettern, um dort Proben für ihre Studien zu sammeln. Orang-Utans fällt das spielend leicht. Die menschlichen Forscher jedoch stellt es vor erhebliche Herausforderungen. Entsprechend begeistert war das Team von der neuen Methode, die ihre Arbeit nicht nur sicherer macht, sondern auch beschleunigt.
Studenten der Universität in Jakarta untersuchen das Ernährungsverhalten der Orang-Udans
Im zweiten Teil des Workshops bereiteten die Studenten der UNAS die gewonnenen Proben für das Labor vor: Sie vermaßen und wogen die Pflanzen, katalogisierten sie, trockneten und verpackten sie schließlich, um sie versenden zu können. Das Labor, Badan Riset dan Inovasi Nasional (BRIN), analsysiert die Proben auf ihren Nährstoffgehalt für Orang-Utans.
Durch ihre Teilnahme am Workshop bringen die Studenten der UNAS ihre eigenen Forschungsprojekte voran. Gleichzeitig liefern sie der BOS Foundation wichtige, neue Erkenntnisse, die unsere Arbeit zum Schutz der Orang-Utans unterstützt.
Wir sind schon sehr gespannt auf die Ergebnisse des Workshops und auf dessen Fortsetzung. Bald werden wir mehr darüber berichten!