Es bricht uns jedes Mal das Herz, verwaiste Babys in den Rettungsstationen ankommen zu sehen.
Gerade scheint es kein Ende nehmen zu wollen — allein im Mai und Juni haben wir fünf neue Babys in unseren Rettungsstationen aufgenommen. Alle fünf werden in den kommenden Jahren unser Rehabilitationsprogramm durchlaufen, wo sie alles Notwendige zum Überleben in der Wildnis lernen werden. All das, was sie normalerweise von ihrer Mutter gelernt hätten.
Jelapat — Ankunft in Nyaru Menteng im Juni 2016
Auf das Schicksal dieses kleinen Orang-Utan-Männchens wurde BOS auf eher ungewöhnliche Weise aufmerksam. Ein Mitarbeiter der BOS Foundation hatte im Internet auf Facebook zufällig ein Bild von einem gefangen gehaltenen Orang-Utan entdeckt und direkt reagiert. Am 21. Juni konnte sich die BKSDA in Begleitung eines Teams der BOS Foundation auf den Weg zur Rettung des Babys machen.
Sukri — der Mann, der den Kleinen als Haustier hielt, habe ihn Mitte Dezember 2015 auf dem Gelände der Goldmine am Flussufer des Barito einsam und schwach gefunden und mit nach Hause — Süd-Barito, Zentral-Kalimantan — genommen, um sich um ihn zu kümmern. Die verheerenden Waldbrände hatten in dieser Gegend Ende 2015 alles zerstört und die gesamte Region damals in dichten Nebel gehüllt.
Seine Mutter muss entweder im Feuer ums Leben gekommen sein oder wurde von Wilderern getötet. Die BOS-Mitarbeiter haben Sukri zunächst über die Gefahr der Übertragung von Krankheiten zwischen Menschen und Orang-Utans aufgeklärt und ihn auf das indonesische Gesetz über gefährdete Arten hingewiesen. Anschließend war Sukri bereit, Jelapat freiwillig zu übergeben.
Bei seiner medizinischen Erstuntersuchung stellte man fest, dass er ungefähr anderthalb Jahre alt sein muss. Nach seiner Ankunft in Nyaru Menteng wurde er in der Quarantänestation aufgenommen.
Bumi — Ankunft in Nyaru Menteng im Juni 2016
Bumi kam am 18. Juni in sehr schlechtem Zustand nach Nyaru Menteng. Der Kleine war stark unterkühlt und schwach. Sofort wurde er in eine dicke Decke gewickelt und mit Milch gefüttert. Er wurde Bumi genannt, was im Indonesischen „Erde“ bedeutet.
Das Rettungsteam ging zunächst davon aus, Bumi sei etwa zwei Monate alt. Tatsächlich stellten sie nach näherer Untersuchung fest, dass sein Bauchnabel noch nicht ganz verheilt ist, was darauf schließen lässt, dass Bumi noch nicht mal zwei Wochen alt sein muss! BOS-Cheftierarzt Agus Fahori verordnete ihm Antibiotika, um die Wunde besser verheilen zu lassen und eine Infektion zu verhindern. Bumi war so unglaublich schwach, dass er nicht mal seine Augenlider heben konnte. Vermutlich wurde er kurz nach der Geburt mit Gewalt von seiner Mutter getrennt.
Anggoro — Ankunft Samboja Lestari im Juni 2016
Das Orang-Utan-Männchen wurde am 15. Juni in einem Dorf konfisziert und nach Samboja Lestari gebracht. Es scheint in guter Allgemeinverfassung zu sein. Sein Alter wird auf ein oder zwei Jahre geschätzt. Der Kleine hat noch keinen Namen.
Mema — Ankunft in Nyaru Menteng im Juni 2016
Mema wurde auf einem abgebrannten Torfmoorfeld gefunden und zum Bürgermeister des Dorfes Bereng Rambang in Zentral-Kalimantan gebracht. Dieser informierte glücklicherweise das BOS-Team in Nyaru Menteng.
Nach einer vierstündigen Fahrt erreichte das Team am 1. Juni das Haus des Bürgermeisters und sah, wie das kleine Baby auf dem Rücken in einer Box lag und stöhnte. Ein trauriger Anblick. Der Tierarzt Maryos Tandang nahm das Baby ganz vorsichtig aus der Box und untersuchte es sorgsam. Es befand sich in einer schrecklichen Verfassung. Das kleine Baby war sehr schwach und wog nur 2,3 Kilogramm.
Die erste Untersuchung offenbarte eine Wunde am Arm, sowie Beulen am Körper, die vermutlich durch Luftgewehrkugeln verursacht worden waren.
Diese Wunden sind leider ein eindeutiges Zeichen dafür, dass ihre Mutter mit großer Wahrscheinlichkeit im Wald durch Schüsse getötet wurde.
Das Orang-Utan-Mädchen erhielt den Namen Mema und wird nun intensiv beobachtet und gepflegt. Sie wird die nächsten zwei Monate in Quarantäne verbringen, sich hoffentlich bald erholen und sich an ihr neues Umfeld in der Rettungsstation gewöhnen.
Serge — Ankunft in Samboja Lestari im Mai 2016
Serge wurde am 20. Mai vom BOS-Team und die BKSDA aus illegaler Haltung in einem Dorf in Ost-Kalimantan gerettet. Während der Beschlagnahmung zeigte das Männchen keinerlei Angst vor Menschen. Dieses Verhalten zeigt, dass er schon einige Zeit in Gefangenschaft lebte.
Das Ärzteteam und eine Babysitterin nahmen ihn an sich und führten eine erste Untersuchung durch. Es wurden keinerlei Verletzungen oder Krankheiten festgestellt. Glücklicherweise war der kleine Orang-Utan gesund und sehr aktiv. Die Früchte, die man ihm anbot, nahm er alle ohne zu zögern an.
Wie alle Orang-Utans, die in unseren Stationen aufgenommen werden, muss auch Serge sich einer umfangreichen Gesundheitsprüfung unterziehen und einige Zeit in Quarantäne verbringen.