8. Juli 2020

Gabun — Der Schatz im Regenwald

Gabun ist die viel­leicht einzig intakte Schatz­kammer im äqua­to­rialen Regen­wald­gürtel Afrikas. Ihre Kron­ju­welen sind Wald­ele­fanten, Flach­land­go­rillas, Mandrille und andere bedrohte Tierarten.

Wald­ele­fanten haben in Gabun alles andere als einen guten Ruf. Sie gelten als aggressiv und als stän­dige Bedro­hung von Feldern und Dörfern.

Das liegt nach Meinung des Elefan­ten­for­schers und heutigen Umwelt­mi­nis­ters Lee White jedoch nicht an deren „Charakter“. Viel­mehr haben die Tiere schlechte Erfah­rungen mit Menschen gemacht. In der gesamten Region des äqua­to­rialen Regen­wald­gür­tels Zentral­afrikas wurden und werden sie immer noch stark bejagt. Bis vor einigen Jahren auch in Gabun. Seit der Staat seine Wirt­schafts­po­litik unter das Motto „Grünes Gabun“ gestellt und 13 Natio­nal­parks geschaffen hat, erholen sich die Bestände. Das ist nicht nur eine gute Nach­richt für den Schutz der Arten­viel­falt und des Regen­waldes, sondern auch für das Welt­klima. Obwohl Gabun noch kaum vom Klima­wandel betroffen ist, wird das zentral­afri­ka­ni­sche Land an der west­li­chen Atlan­tik­küste von den Auswir­kungen des Klima­wan­dels auf die nörd­li­chen Nach­bar­länder bedroht. Wenn sich die Sahel­zone immer weiter ausdehnt und der Meeres­spiegel steigt, werden die großen Flücht­lings­be­we­gungen eher nicht gegen Norden — nach Europa — gehen, sondern gegen Süden, in den frucht­baren Regen­wald­gürtel des Kongo­be­ckens, befürchtet White: „Unsere Wälder und Wild­tiere werden keine Chance haben“, so der voraus­bli­ckende Ökologe, „die Ankunft Millionen hung­riger Menschen zu über­leben.“ Der Erhalt des Regen­waldes mit all seiner biolo­gi­schen Viel­falt ist Grund­lage des Klima­schutzes in ganz Afrika. Seine Exis­tenz sorgt für Regen bis in die Sahel­zone. Das kaum bekannte Gabun hat damit globale Bedeu­tung für den Klima- und Arten­schutz. Die Zahlen spre­chen eine klare Sprache: Gabun ist — nach Surinam — mit 88 Prozent Wald­fläche das am zweit-stärksten bewal­dete Land der Welt. Es besitzt zwölf Prozent des afri­ka­ni­schen Regen­waldes, in dem etwa die Hälfte aller noch exis­tie­renden Wald­ele­fanten leben — neben 30 000 Gorillas und 35 000 Schim­pansen. Der Wild­tier­schutz ist hier nicht rein ethisch begründet, sondern eine Notwen­dig­keit für die Repro­duk­tion der Biomasse. Laut einer im „Nature“-Magazin veröf­fent­lichten Studie würde die Ausrot­tung der Wald­ele­fanten allein die Biomasse der zentral­afri­ka­ni­schen Regen­wälder um sieben Prozent verrin­gern. Mit ihren Ausschei­dungen von Samen und unver­dauten Früchten sorgen sie ebenso wie Gorillas für den Erhalt der Vege­ta­tion. Die Möglich­keit, mit Flach­land­go­rillas, Schim­pansen und Wald­ele­fanten auf Tuch­füh­lung zu gehen, Nilpferden bei Strand­spa­zier­gängen zuzu­sehen und tage­lang mit kleinen Booten durch das verzweigte System der Lagunen auf der Suche nach west­afri­ka­ni­schen Panzer­kro­ko­dilen und anderen seltenen Tier­arten zu fahren, macht Gabun zum Kron­juwel des zentral­afri­ka­ni­schen Regen­waldes. Welt­weit sterben pro Jahr bis zu 6000 Regen­wald-Arten aus. Gabun ist hinsicht­lich des Kampfes gegen Klima­wandel und für Arten­viel­falt zum einen system­re­le­vant, zum anderen ein seltenes Posi­tiv­bei­spiel, an dem sich andere Staaten nicht nur in der Region orien­tieren könnten. Dieses Land ist eine wahre Schatz­truhe der Biodi­ver­sität. Doch wie bei allen verblie­benen Natur­schätzen dieses Planeten gehört ihre akute Bedro­hung zur Gegen­wart. Der Kampf für ihren Erhalt steht im Mittel­punkt dieses Films.