Wir hatten darüber berichtet: Vor drei Jahren wüteten die seit langem schlimmsten Wald­brände in Kali­mantan. Sie flammen fast jedes Jahr auf. 2015 aber legte sich eine derart dichte und weite Glocke aus Rauch und Asche, die soge­nannte Haze, über ganz Südost­asien, dass Indo­ne­sien bei seinen Nach­bar­län­dern in ernst­hafte diplo­ma­ti­sche Schwie­rig­keiten geriet. Woher kam dieser giftige Smog, der die Luft gelb färbte, genau und wie kam es dazu? Das haben Wissen­schaftler aus Singapur und den USA heraus­ge­funden bzw. bestätigt. 

Auf dem Campus der Singa­purer Univer­sität wurden Proben der Asche­teile gesam­melt und in den USA auf Alter, Herkunft und Zusam­men­set­zung unter­sucht sowie mit den seiner­zeit aufge­zeich­neten atmo­sphä­ri­schen Strö­mungen kombi­niert. Die Ergeb­nisse sind hoch­in­ter­es­sant: Die Haze hatte ihren Ursprung eindeutig in Indo­ne­sien und bestand zu ca. 85% nicht einfach nur aus verbrannter Biomasse, sondern aus Torf, das heißt aus den Böden der riesigen Tief­land­wälder Borneos und Suma­tras. Die Isotopen der Kohlen­stoff­atome zeigen, dass das Mate­rial im Durch­schnitt 800 Jahre alt ist. Tatsäch­lich aber reicht das Alter dieser Torf­schichten Jahr­tau­sende zurück. 

Warum ist die Torf­bo­den­ver­bren­nung so bedroh­lich für das Weltklima?

Torf entsteht, wenn sich abge­stor­benes Pflan­zen­ma­te­rial aufgrund von stän­diger Vernäs­sung und Sauer­stoff­mangel nur unvoll­ständig zersetzt. In der nörd­li­chen Hemi­sphäre haben sich nach dem Ende der letzten Eiszeit vor knapp 12.000 Jahren in regen­rei­chen Zeiten und Regionen ausge­dehnte Torf­moore entwi­ckelt. Die Torf­böden Indo­ne­siens sind eben­falls in dieser Zeit entstanden und wachsen im nieder­schlags­rei­chen tropi­schen Klima bis heute weiter an. Auf ihnen stehen Wälder, die in viel­fäl­tiger Weise an die beson­deren Bedin­gungen der Torf­land­schaft ange­passt sind. Auch Orang-Utans finden dort eine Heimat. Das Beson­dere an diesen Torf­böden ist, dass sie spei­chern unge­heure Mengen an Kohlen­stoff: Laut Rand­erson, einer der Wissen­schaftler hinter der neuen Studie, ist in den Torf­böden von Indo­ne­sien genauso viel Kohlen­stoff gespei­chert wie in der ganzen lebenden Biomasse des Amazonas. 

Die Ko-Autorin der Unter­su­chung über die Brände von 2015, Eliza­beth Wiggins: „Obwohl dieser Torf seit mehreren tausend Jahren als terres­tri­sches Kohlen­stoff­spei­cher­re­ser­voir fungiert, ist er heute zu einer der wich­tiges Kohlen­stoff­quellen für die Atmo­sphäre geworden“. Damit befeuern gerade auch die Torf­brände in Indo­ne­sien buch­stäb­lich den globalen Klimawandel. 

 

„Das war alles menschengemacht“

Ursäch­lich dafür sind zum einen natür­liche Vorgänge im globalen Wetter­ge­schehen wie das El-Nino-Phänomen, aber eben auch mensch­liche Eingriffe. Seit Jahr­zehnten werden die Torf­wälder – mitt­ler­weile größ­ten­teils illegal — abge­holzt, dräniert und nieder­ge­brannt, um Platz für land­wirt­schaft­liche Flächen und Ölpalm­plan­tagen zu schaffen. Oft breiten sich die Feuer nicht nur unkon­trol­liert aus, sondern fressen sich als Schwel­brände tief in die trocken­ge­legten Torf­böden hinein. „Das war alles menschen­ge­macht. Die Brände helfen einem kleinen Teil der Bevöl­ke­rung, aber die Kosten für Menschen in entle­genen Städten wie Singapur und Kuala Lumpur sind enorm“, sagte James Rand­erson, bezogen auf 2015. 

Die Kosten der immer wieder neu entfachten Brände sind aller­dings für den ganzen Planeten enorm. Für sein Klima, seine Arten­viel­falt und nicht zuletzt für alle Menschen. 

 

Quelle: https://phys.org/news/2018–11-source-deadly-southeast-asia-cloud.html