18. Februar 2022

Indo­ne­si­sche Regie­rung: Ölpal­men­plan­tagen sind kein Wald

Die indo­ne­si­sche Regie­rung hat den Vorschlag einer renom­mierten Univer­sität abge­lehnt, Ölpalmen als forst­wirt­schaft­liche Nutz­pflanze neu zu klas­si­fi­zieren. Mit dem Vorstoß der Hoch­schule sollte angeb­lich das Problem der ille­galen Plan­tagen in Wald­ge­bieten gelöst werden – indem es unter anderem bereits bestehende Plan­tagen als „Wald“ klas­si­fi­ziert und damit lega­li­siert hätte! Neuan­pflan­zungen weiterer Ölpalmen wären dann per Defi­ni­tion eine „Auffors­tung“. Das indo­ne­si­sche Umwelt­mi­nis­te­rium hat den Vorschlag jedoch zurück­ge­wiesen und hält an seinem eigenen Programm fest.

Agro­forst­sys­teme statt Monokultur

Dieses „Social Forestry“-Programm sieht vor, die lokalen Gemeinden davon zu über­zeugen, dass sie von ille­galen Ölpal­men­plan­tagen auf nach­hal­ti­gere und renta­blere Agro­forst­sys­teme umsteigen. Dabei werden forst­wirt­schaft­liche Flächen mit land­wirt­schaft­li­cher Bewirt­schaf­tung und Tier­hal­tung kombiniert.

Mit der Absage der indo­ne­si­schen Regie­rung an den Vorstoß der Univer­sität bleiben Ölpalmen per Defi­ni­tion land­wirt­schaft­liche Nutz­pflanzen. In einer öffent­li­chen Stel­lung­nahme machte das Umwelt­mi­nis­te­rium deut­lich, dass die unge­bremste und ille­gale Ausdeh­nung von Ölpal­men­plan­tagen in Wald­ge­bieten zu unzäh­ligen ökolo­gi­schen, hydro­lo­gi­schen, recht­li­chen und sozialen Problemen geführt habe. Diese müssten jetzt erst einmal gelöst werden.

Palmölplantagen sind kein Regenwald
Palm­öl­plan­tagen sind kein Regenwald

Zu den Problemen, die mit der Ausdeh­nung der Ölpalmen in die Wälder verbunden sind, gehören der Verlust der biolo­gi­schen Viel­falt, die Verschlech­te­rung der Qualität der Wald­öko­sys­teme und das erhöhte Risiko von Natur­ka­ta­stro­phen wie beispiels­weise Erdrut­schen, Über­schwem­mungen oder Feuern. Die Regie­rung wolle sich jetzt darauf konzen­trieren, diese Probleme zu lösen, anstatt zuzu­lassen, dass mehr Ölpalmen in Wald­ge­bieten ange­pflanzt werden.

Vor der offi­zi­ellen Ableh­nung des Plans hatten Forstexpert:innen und Naturschützer:innen ihre Besorgnis darüber geäu­ßert, dass die Regie­rung ernst­haft in Erwä­gung ziehen könnte, Ölpal­men­plan­tagen als Wälder zu klas­si­fi­zieren. In den letzten Jahren hatte es immer wieder heftige Ausein­an­der­set­zungen über das Thema gegeben; entspre­chende Verord­nungen wurden erlassen und wieder zurück­ge­nommen. Ein zehrendes Hin und Her.

Mangelnde Kontrolle ebnet den Weg für ille­gale Ölpalmenplantagen

Wenn ein Gebiet von der Regie­rung als „Wald­ge­biet“ einge­stuft ist, ist es in der Regel für jede Art von Rodung gesperrt. Mangelnde Über­wa­chung und Rechts­durch­set­zung haben jedoch dazu geführt, dass Unter­nehmen sowie Klein­bäue­rinnen und Klein­bauern klein­bäu­er­liche Betriebe immer wieder Ölpal­men­plan­tagen in Wald­ge­bieten anlegen. Die Regie­rung schätzt, dass derzeit 3,37 Millionen Hektar Ölpal­men­plan­tagen illegal in Wald­ge­bieten betrieben werden.

Der Schaden ist immens
Der Schaden ist immens

Ein Bruch­teil davon, nämlich 700.000 Hektar, fällt auf klein­bäu­er­liche Betriebe, die im Durch­schnitt weniger als 25 Hektar bewirt­schaften. Bei der Mehr­zahl der ille­galen Plan­tagen handelt es sich um Groß­grund­be­sitz, der von Unter­nehmen oder Geschäfts­leuten verwaltet wird.

Soziale Forst­wirt­schaft statt ille­galer Plantagen

Als Lösung für das Problem der ille­galen Plan­tagen wirbt die Regie­rung für ihr Programm der sozialen Forst­wirt­schaft (social forestry), das den Gemeinden Land­rechte gewährt. Das Programm ist eines der größten sozial-ökolo­gi­schen Expe­ri­mente seiner Art und zielt darauf ab, 12,7 Millionen Hektar staat­li­chen Waldes an lokale Gemein­schaften umzu­ver­teilen und ihnen die recht­liche Befugnis zur Bewirt­schaf­tung ihrer Wälder zu geben.
Ein wich­tiger Anreiz für Klein­bauern, sich dem sozialen Forst­wirt­schafts­pro­gramm anzu­schließen, kommt auch aus dem Markt: Immer mehr Palm­öl­mühlen weigern sich, Palm­früchte aus ille­galen Plan­tagen zu verar­beiten, da die Verbraucher:innen die Nach­hal­tig­keit der Palm­öl­in­dus­trie immer genauer unter die Lupe nehmen. Auch das ein wich­tiger Teil­erfolg im Hinblick darauf, was jede:r einzelne durch das persön­liche Kauf­ver­halten bewirken kann.

Viele Bäume fallen wegen der mangelnden Kontrolle
Viele Bäume fallen wegen der mangelnden Kontrolle

Wenn diese Pläne der indo­ne­si­schen Regie­rung greifen, könnte das Ökosystem am Ende soweit reha­bi­li­tiert sein, dass es dem natür­li­chen Wald in seinem ursprüng­li­chen Zustand ähnelt, bevor er für Mono­kul­turen gerodet wurde. Zumin­dest dort, wo es greift.

Auch wenn der Plan der Regie­rung das Problem der ille­galen Palm­öl­kon­zes­sionen in Wald­ge­bieten nicht komplett lösen kann, so ist es doch ein wich­tiger Schritt in die rich­tige Rich­tung. Für die ille­galen Palm­öl­plan­tagen, die von Unter­nehmen auf Wald­ge­bieten betrieben werden, fordern Natur­schutz-NGOs in Indo­ne­sien den Entzug der Lizenzen – statt Amnes­tien der Verstöße. Denn wie erst kürz­lich bekannt wurde, erteilte die Regie­rung eine Amnestie für 222 ille­gale Plan­tagen, wodurch Firmen nun 765.000 Hektar Fläche legal bewirt­schaften können. Eine Neube­wer­tung aller Palm­öl­kon­zes­sionen war zum Beispiel auch Ziel des 2021 ausge­lau­fenen Palm­öl­mo­ra­to­riums. Im Januar 2022 entzog die indo­ne­si­sche Regie­rung tatsäch­lich auch einigen Palm­öl­firmen, welche sich nicht an geltende Vorschriften hielten, ihre Plan­ta­gen­rechte, aller­dings waren nicht alle davon illegal.

BOS Deutsch­land unter­stützt das soziale Forst­wirt­schafts­pro­gramm der indo­ne­si­schen Regie­rung, fordert aber gleich­zeitig den Entzug aller kommer­zi­ellen Palm­öl­kon­zes­si­ons­rechte auf Wald­ge­bieten, die Rück­gabe von Land­rechten an lokale und indi­gene Gemeinden, sowie die konse­quente, parti­zi­pa­tive Reha­bi­li­tie­rung der Waldflächen.

Quellen: Mongabay Et al.

 

Auffors­tungs­pro­jekte von BOS

BOS forstet Regenwald auf
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Mit unseren Auffors­tungs- und Rena­tu­rie­rungs­pro­jekten in Mawas oder der Umwand­lung von Ölpal­men­plan­tagen in Sabah hin zu einem Wild­tier­kor­ridor leistet BOS einen wich­tigen Beitrag im Kampf gegen den Klima­wandel. Machen Sie mit!