Am Ende eines Jahres, wenn Zeit und Muße uns zur Ruhe kommen lassen, ist klassischerweise die Zeit „Danke“ zu sagen. Im Job bedanken wir uns für die gute Zusammenarbeit, bei den Nachbarn für das Blumengießen während der Ferien. Ganz besondere Dankbarkeit bringen wir jedoch denen entgegen, mit denen wir überdurchschnittlich eng verbunden sind.
In der Regel ist das die Familie. Es kann jedoch auch der Ersthelfer nach einem Unfall sein oder die Hebamme, die unser Baby auf die Welt gebracht hat. Dankbarkeit ist einfach tierisch menschlich. Oder? Lange Zeit haben Wissenschaftler die These vertreten, dass nur der Mensch allein sich dankerfüllt zeigen kann. Anderen Lebewesen wurde Empathie gänzlich abgesprochen.
Nun, einige Beobachtungen und Studien später, revidieren Forscher diese lange verfochtene Meinung. Eine aktuelle Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI) sagt: Menschenaffen verhalten sich weit weniger egoistisch als bisher angenommen. Sie lassen sogar eine Form von Dankbarkeit erkennen.
Menschenaffen belohnen Gefälligkeiten
Für ihre Erkenntnisse führten die MPI-Mitarbeiter Martin Schmelz und Sebastian Grüneisen einen speziellen Test mit Schimpansen durch. Die Fragestellung: Verhält sich ein Menschenaffe anders bei der Aufteilung von Futter oder kooperiert er gar, wenn ihm ein Artgenosse vorher geholfen hat? Zeigt er sich in gewisser Hinsicht also dankbar?
Hilfreich bei diesem Experiment war den Forschern die Tatsache, dass Schimpansen, wie andere große Menschenaffen auch (z.B. die Orang-Utans), sehr sozial sind. Im Versuch ging es um Futter. Hört da nicht die Freundschaft auf? Im Gegenteil. Die Experimentieranordnung bot zwei Möglichkeiten: Option eins beschaffte nur dem Probanden Futter, Option zwei sowohl Proband als auch seinem Partner. Dem voraus ging jeweils ein Versuch, bei dem der Partner am Zug war. Auch dieser konnte die Futterverteilung selbst bestimmen.
Spannend für die Forscher war zu beobachten, ob sich das Verhalten des einen auf das folgende Verhalten des anderen Schimpansen auswirken würde. Tatsächlich merkten sich die Tiere, wie der jeweils andere das Futter aufgeteilt hatte. War er freigiebig, waren sie im Anschluss ebenfalls kooperativ, belohnten ihren Partner mit mehr Futter.
„Am meisten überraschte uns, dass die Schimpansen sogar Kosten auf sich nehmen und auf zusätzliches Futter verzichten, um einen Artgenossen für dessen Unterstützung zu belohnen”, sagt Martin Schmelz. „Bisher galt es als sicher, dass Schimpansen in Situationen wie diesen nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben.”
Selbst die Höhe der Belohnung war variabel, je nachdem, wie spendabel der Partner vorher war. Je mehr Futter verschenkt wurde, desto mehr kam auch zurück. „Die Ergebnisse legen nahe, dass die Schimpansen nicht nur die Handlungen, sondern auch die kooperativen Absichten ihres Versuchspartners in Betracht ziehen und uneigennütziges von potentiell eigennützigem Verhalten unterscheiden”, sagt Sebastian Grüneisen.
Insofern lässt sich vermuten, dass auch andere Menschenaffen wie unsere Orang-Utans Gefälligkeiten belohnen. Sie zeigen also eine Art Dankbarkeit, ähnlich wie wir Menschen es tun.
Hier können Sie die Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie zum Thema nachlesen.