Gelacht hat wahrscheinlich jeder Mensch schon einmal in seinem Leben. Doch ist Lachen ein rein menschliches Verhalten? Wie sieht es bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, aus? Können die auch lachen? Und wenn ja, wie unterscheidet sich unser Lachen von ihrem?
Um diese Fragen zu beantworten, muss zunächst geklärt werden, welches Verhalten überhaupt als Lachen zählt.
Laut allgemeiner Definition ist Lachen instinktive, ansteckende, stereotypische, unbewusst kontrollierte Vokalisation im Zusammenhang mit sozialem Spielen. Es findet also im sozialen Kontext statt, vor allem in sozialen Interaktionen, weshalb Lachen nicht bei Einsamkeit auftritt.
Durch Beobachtungsstudien konnte bisher nachgewiesen werden, dass Menschenaffen ebenfalls, wenn auch mit einigen Unterschieden, lachen können. Ihr Lachen ist eher ein Keuchen, da sie keine Atemkontrolle haben, wie wir Menschen. Die Atemkontrolle ist auch ein Grund dafür, dass Menschen sprechen können, jedoch Menschenaffen nicht. Schließlich ist die Atemkontrolle beim Sprechen noch weitaus komplexer als beim Lachen, das eine unkontrollierte Handlung ist. Somit ist das Lachen eine wichtige Markierung in der evolutionären Entwicklung des Menschen bzw. der Menschenaffen.
Was uns zum Lachen bringt
In den 1990er-Jahren untersuchten drei Studierende das Lachen und seine vielen Facetten, um die Fragen zu beantworten, wann, wo und warum wir lachen. Inspiriert wurden sie dazu von der Schimpansen-Forscherin Jane Goodall. Sie nahmen zunächst 1.200 Tonspuren verschiedenartigster Formen sozialen Lachens von Menschen auf. Diese Methode brachte grundlegende Informationen über das Lachen zum Vorschein: Oft wurde bisher angenommen, dass das Lachen eine Reaktion des Publikums auf einen Stimulus, wie z. B. einen Witz sei. Jedoch konnte festgestellt werden, dass der Sprecher 46 Prozent mehr lachte als das Publikum und lediglich zehn bis 15 Prozent des Lachens ein humoristischer Reiz vorangegangen war. Eine witzige Situation ist also nicht notwendig für das Lachen, vielmehr ein Interaktionspartner. Das Gegenüber ist essentiell für das Lachen.
Schon Darwin erwähnte, dass Menschenaffen in der Lage sind zu lachen und zu kichern. Es ist ein Zeichen von spielerischer Absicht. Lachen hängt also nicht so sehr am Menschsein, sondern vielmehr an den sozialen Fähigkeiten einer Spezies.
Jedoch unterscheiden sich Menschen und Affen im Klang ihres Lachens. Beim Menschen ist es – das vielen bekannte – “ha-ha”, beim Schimpansen klingt es mehr wie ein “pant-pant”. Bonobos keckern eher und beim Orang-Utan gleicht das Lachen mehr einem menschlichen Grunzen. Auch in der weiteren Struktur unterscheidet sich das Lachen. Das “ha-ha” ist eine Abfolge kurzer Laute, die sich wiederum in kurzen Abständen wiederholen. Menschenaffen lachen mit einem langen Klang, der beim Aus- und Einatmen ertönt.
Lachen ist Kommunikation
Lachen ist sehr rudimentär und zeigt den Ursprung des Menschen. Dadurch wird ein Blick auf die Entwicklung des Menschen als ultra-soziales Säugetier freigelegt, das heißt ein Säugetier mit sehr komplexen sozialem Netz und vielseitigen Formen sozialer Interaktionen. Schließlich ist der Lachlaut durch Kitzeln ein sehr altertümlicher Laut, der zur Kommunikation zwischen Individuen eingesetzt wird. Da man sich nicht selber kitzeln kann bzw. den stereotypischen Laut produzieren kann, ist dafür Interaktion eine Voraussetzung. Gleichzeitig muss es eine neurologische Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Anderen geben, um überhaupt für diese soziale Kommunikation empfänglich zu sein. Auch Affen besitzen diese Unterscheidung zwischen dem Selbst und Anderen und sind daher in der Lage sich untereinander zu kitzeln. Gleichzeitig lassen sie sich auch von Menschen kitzeln, was eine der rudimentärsten Kommunikationen zwischen Mensch und Affen darstellt.
Tierische Lacher
Bemerkenswert ist, dass Menschen kurz nach der Geburt noch nicht kitzelig sind. Erst nach sieben bis acht Monaten sind die dafür nötigen neurologischen Verknüpfungen voll ausgreift, wodurch der Reiz in die zuständigen Areale des Gehirns gelangen kann. Die Berliner Forscher Brecht und Ishiyama untersuchten die neurologischen Grundlagen des Lachens bei Ratten und fanden „Kitzelzellen“ im somatosensorischen Kortex, also in dem Bereich des Gehirns, der für unsere Wahrnehmung von Tastreizen und verwandten Stimuli zuständig ist. Sobald diese Zellen mithilfe von elektrischen Impulsen erregt worden sind, stießen auch die Ratten ein Lachen aus. Dieses ist jedoch aufgrund ihrer Frequenz von 50-Kilohertz für den Menschen nicht wahrnehmbar.
Abschließend lässt sich also festhalten, dass das Lachen kein rein menschliches Verhalten und nicht von einem humoristischen Reiz abhängig ist. Vielmehr scheint es einen Zusammenhang zwischen sozialen Fähigkeiten und dem Lachen zu geben. Da neben höchstentwickelten Säugetieren, wie dem Menschen oder den Orang-Utans, auch Ratten in der Lage sind zu lachen, zeugt dieses Verhalten von dem gemeinsamen Ur-Stamm der Säugetiere und scheint deshalb selbst außerhalb der Primaten häufig unter den Säugetieren aufzutreten. Ein eindrucksvoller Beweis, zu was für einer großen Familie Menschen, Orang-Utans und viele weitere Arten gehören.
Autor: Jan Mücher
Quellen:
Provine, R. R. (2004). Laughing, Tickling, and the Evolution of Speech and Self. Current Directions in Psychological Science, 13(6), 215–218. doi: 10.1111/j.0963–7214.2004.00311.x
Baier, T. (2017). Warum Affen kitzlig sind. Tages-Anzeiger.