Spätherbst und Winter sind für uns regelmäßig die Jahreszeiten, die uns Sorge bereiten. Denn es ist die Zeit der Waldbrände – vor allem in El Niño-Jahren – oder die Zeit heftiger Regenfälle – falls Borneo eher unter dem Einfluss von La Niña steht. Mit fortschreitendem Klimawandel treffen uns solche Wetterphänomene deutlich heftiger und häufiger. Und die Zerstörung der Ökosysteme, der Regenwälder, Torfmoore und in deren Folge auftretende Bodenerosionen tun ihr übriges.
In den zurückliegenden Tagen wurden drei von fünf Provinzen in Kalimantan von schweren Überschwemmungen heimgesucht. Allein in Zentral-Kalimantan sind seit vergangener Woche sechs Bezirke – darunter die Provinzhauptstadt Palangka Raya – von Hochwassern in Mitleidenschaft gezogen worden. Betroffen sind Tausende von Menschen. Und unsere Arbeit für die Orang-Utans.

Unsere Inselgruppe Salat Island – auf der Orang-Utans die Rehabilitationsphase der Vorauswilderung durchlaufen und Orang-Utans leben, die nicht mehr ausgewildert werden können – war ebenfalls stark von Überflutungen betroffen. An manchen Stellen stand das Wasser rund 1,5 Meter über Normal. Die Inseln im Bezirk Pulang Pisau sind von einem großen Fluss umgeben, der große Teile des 2.089 Hektar großen Inselgebiets unter Wasser setzte.

Rund um die Uhr sind unsere Mitarbeiter seither im Einsatz, um für die Sicherheit der Orang-Utans auf den Inseln zu sorgen.
Unser Kollege Hermansyah vom Kommunikationsteam der BOS Foundation berichtet: „Unsere Mitarbeiter sind seit Beginn der Hochwassersituation vor Ort, um mit den steigenden Pegeln und ständig sich verändernden Umständen fertig zu werden. Wir sind alle im Einsatz.“ Glücklicherweise hat bisher keine der Insel-Anlagen strukturelle Schäden erlitten. Das genaue Ausmaß möglicher Schäden können wir allerdings erst dann überblicken, wenn das Wasser abgeflossen ist. Doch der Wasserstand beginnt gerade erst zu sinken.

Bislang scheinen die Überschwemmungen den felltragenden Inselbewohnern keine Probleme zu bereiten, aber unsere Teams behalten die Lage der Orang-Utans permanent im Auge. „Wir sind erleichtert, dass die Versorgung der Tiere mit Futter weiterhin problemlos möglich ist, da unsere Plattformen nicht von den Überflutungen betroffen sind”, fügte Hermansyah hinzu.

Auch unser Rettungszentrum Nyaru Menteng, das außerhalb der Hauptstadt Palangka Raya liegt, ist von leichten Hochwassern betroffen. In mehrere Unterkünfte von Mitarbeiter:innen rund um Nyaru Menteng drang Wasser ein.

In unserem Schutzgebiet Mawas, in dem wir zahlreiche Projekte zur Wiederaufforstung, Gemeindeentwicklung und zum Schutz der dort wild lebenden Orang-Utans durchführen, kam es auch zu Hochwassern. Selbst die Fahrt zu unseren Projektgebieten ist eine Herausforderung. Straßen können größtenteils nur noch mit dem Boot befahren werden, da Autos den Wassermassen oft nicht mehr standhalten können.
In dem 309.000 Hektar großen Torfmoorgebiet schwanken die Wasserstände. Aber an mehreren unserer Überwachungsstationen, von Rantau Upak bis Camp Release, steht das Wasser nur wenige Zentimeter vor der Überflutung der Böden. In vielen der Dörfer, darunter Tumbang Muroi, Tumbang Mangkutub, Batampang, Batilap, Mangkatip und Sungai Jaya kämpfen die Bewohner, um ihre Häuser vor dem eindringenden Wasser zu schützen. Unsere Gemeindeentwicklungsteams unterstützen sie tatkräftig beim Hochwassermanagement – alle geplanten Aktivitäten können warten.

Schnelles Handeln war die Rettung unserer Setzlinge in den Baumschulen, die unsere Mitarbeiter:innen alle in höher gelegene Gebiete bringen konnten. So ging kein einziger verloren! Bei den Gebieten, die neu mit Setzlingen bepflanzt worden waren, hatten wir das Glück, dass sie sich alle in höheren Lagen Gebieten befanden und keines davon vom Hochwasser betroffen war.

Langfristig gehen wir davon aus, solch verheerenden Überschwemmungen in Mawas vorbeugen zu können, indem wir das trockengelegte Torfmoor durch unsere Wiedervernässungs- und Aufforstungsarbeit wieder in seinen natürlichen Zustand zurückversetzen. Dann ist der Torfboden in der Lage, wie ein Schwamm deutlich mehr Wasser aufzusaugen, wobei die Bäume dem Boden weitere Festigkeit verleihen und zusätzliches Wasser aufnehmen können. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Zerstört ist schnell, reparieren ist schwieriger.
Aus unseren Projektgebieten in Ost-Kalimantan wurden bisher glücklicherweise keine Schäden oder Bodenerosionen gemeldet.

In Zentral-Kalimantan haben wir aktuell Grund zur Hoffnung, denn das Wasser beginnt an vielen Orten zurückzugehen. Doch noch sind unsere Mitarbeiter voll im Einsatz. Und die Wetterbedingungen während der Regenzeit können unvorhersehbar sein.
Wir stellen fest, dass extreme Wetterereignisse immer häufiger auftreten. Die Auswirkungen des Klimawandels sind deutlich zu spüren.
Wir werden weiterhin wachsam sein, um die Orang-Utans zu schützen und die Menschen in den Gemeinden zu unterstützen. Denn wir leben alle gemeinsam auf diesem Planeten und es ist unserer gemeinsame Zukunft.
Auch Sie können unsere Aufforstungsarbeiten in Mawas unterstützen. Schaffen Sie mit uns neuen Lebenswald.