„Wir sterben lieber als diesen Kampf zu verlieren“ ist die Haltung der Bewohner einer Dorfgemeinschaft in Indonesien, die für eine Revolution in der Landrechtsfrage kämpfen.
Die kleine Gemeinde Panduma-Sipituhuta auf Sumatra steht im Mittelpunkt eines Kampfes um die traditionelle Nutzung von Land. Sie will dafür sorgen, dass die Probleme mit dem verworrenen und ungerechten System der indonesischen Landnutzungsgesetze endlich gelöst werden.
Erst 2016 wurden ihnen die Rechte an dem Land versprochen, das ihr Dorf seit Generationen bewirtschaftet, aber das scheint wohl nicht uneingeschränkt zu gelten. Man will ihnen staatlicherseits ein Waldstück wegnehmen, wo die Leute bisher immer Benzoin ernten (eine weihrauchähnliche Substanz) und einer großen Zellstofffirma übereignen. Für die Dorfbewohner ist das Verrat an ihren Rechten.
Zusammen mit anderen Dörfern berufen sie sich auf Verfassungsgarantien und auf Versprechen des Präsidenten Joko Widodo, der zugesichert hatte, den Indigenen die Kontrolle über ihr angestammtes Land zurückzugeben. Tatsächlich ist dies Teil eines historischen Kampfes, der die Spielregeln des Kapitalismus in Indonesien ändern könnte und Millionen von Menschen betrifft.
Viele Landrechtsexperten, Menschenrechtsaktivisten und Umweltschützer glauben, dass die von Pandumaan-Sipituhuta ausgehende Kampagne Indonesiens beste Chance sei, mehr Gerechtigkeit, Klarheit und sozialen Ausgleich in ein System ausbeuterischer Regeln zu bringen, durch die das Land seit der US-unterstützten Suharto-Diktatur aufgeteilt wurde . Allerdings ist der Erfolg noch lange nicht garantiert. Trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse kann man sich der Unterstützung der Zentralregierung bislang nicht wirklich sicher sein.
Die Bewohner von Pandumaan können sich noch gut an daran erinnern, wie sie das Zellstoffunternehmen Toba Pulp Lestari (TPL) daran hinderten, Bäume zu fällen, indem sie das Equipment der Firma entwendeten. Im Nachbardorf haben sie auf ihren früheren Ländereien stattdessen „Guerillakulturen“ gepflanzt, kurz nachdem TPL ihre Eukalyptusbäume geerntet hatte. Daraufhin bekamen sie Todesdrohungen, Hütten wurden verbrannt, Pflanzen vergiftet und die Militärpolizei trat äußerst gewaltsam auf.
Indonesiens etwa 2500 Millionen Menschen sprechen mehr als 300 Sprachen und gehören einer Vielzahl von Nationalitäten an. Der erste Präsident des Landes, Sukarno, hatte versucht, eine Art Landreform zu schaffen, um das Problem von sich widersprechenden europäischen und traditionellen Besitzsystemen zu lösen.
Aber seine Regierung zerfiel 1965 und musste der US-gestützten Herrschaft des Generals Suharto Platz machen, unter dem bis zu einer Million des „Kommunismus“ beschuldigter Zivilisten getötet wurden. Dessen Regime dauerte bis 1998. Als Widodo 2014 zum Präsidenten gewählt wurde, erschien er als Hoffnungsträger, vergleichbar mit Barack Obama. Er versprach, die Ansprüche Indigener zu unterstützen. Aber wie Obama erntete er auch sehr viel Kritik und hat sich um die Beantwortung etlicher kritischer Fragen gedrückt. Aktivisten wollen den Präsidenten an sein Versprechen erinnern und drängen auf die Umwandlung von 70 Millionen Hektar Land in traditionelles Gemeineigentum.
„Das Problem in Indonesien ist, dass oft sich widersprechende Ansprüche auf das gleiche Land vorliegen. Das liegt daran, dass Nutzungskonzessionen unter der Suharto-Diktatur an Generäle und Freunde politischer Eliten vergeben wurden“, so John McCarthy, Professor bei der Australian National University, der Landrechte in Indonesien untersucht.