„Stopp!“ rief ich, „Da ist einer ganz oben im Baum da drüben.“ Ich hatte Mühe, das Moto­ren­ge­räusch unseres Bootes zu über­tönen, aber schließ­lich hörte mich endlich unser Skipper und verlang­samte. Wir, das Moni­to­ring­team, waren auf dem Fluss Joloi im Bukit Batikap Wald unter­wegs, um nach ausge­wil­derten Orang-Utans zu suchen.

Hoch oben im Blät­ter­dach hatte ich einen entdeckt, der sich von einem Ast hängen ließ und fraß. Schnell manö­vrierten wir das Boot ans Ufer, um uns unseren ehema­ligen Schlütz­ling etwas näher anzu­gu­cken. Es stellte sich heraus, dass es nicht nur ein Orang-Utan war – es waren ganze drei!

Sofort machten wir uns daran, heraus­zu­finden, wen wir denn da genau aufge­spürt hatten. Wir beob­ach­teten sie genau und versuchten, sie anhand ihrer äußer­li­chen Merk­male zu iden­ti­fi­zieren. Erst schafften wir es nicht, weil die drei ständig in Bewe­gung waren. 

Schließ­lich aber zogen wir unsere Foto-Daten­bank zu rate, anhand derer wir unsere selbst gemachten Bilder mit denen unserer ehema­ligen Schütz­linge verglei­chen konnte. Und schon hatten wir drei Treffer. Die, die wir da entdeckt hatten, waren Messi, Monic und Gina. Das Trio hatte sich in der selben Umge­bung nieder­ge­lassen und fraß nun gemüt­lich, was der Wald so hergab.

Monic, Messi und Gina
Monic, Messi und Gina

Messi war vor sieben Jahren schon im Batikap Wald geboren worden. Seine Mama, Monic, hatten wir ein Jahr zuvor dorthin ausge­wil­dert. Seitdem hat sie bewiesen, was für eine groß­ar­tige Mutter sie ist. Sie hat ihm beigebracht, Nahrung zu iden­ti­fi­zieren, Schlaf­nester zu bauen, hoch oben in den Baum­wip­feln zu klet­tern, und natür­liche Feinde zu erkennen. Während unserer Beob­ach­tungen konnten wir sehen, dass Messi alles wusste und konnte, was er in seinem Alter wissen und können sollte. 

Messi ließ sich von uns auch nicht weiter stören, während er hoch oben in den Baum­kronen nach Nahrung stöberte. Von Zeit zu Zeit neckte er Gina, die wir vor vier Jahren hierhin ausge­wil­dert hatten. Als sich das Weib­chen schließ­lich auf dem Wald­boden nieder­ließ, um Termiten zu fressen, wuchs Messis Inter­esse gleich noch ein biss­chen mehr.

Insge­samt fraßen die drei Orang-Utan-Gefährten an diesem Tag Rinde vom Shorea Baum, Rattan, Rattan­mark, junge Blätter, Panda­nus­mark, Ameisen, verschie­dene Früchte und Termiten. 

Messi verspeist Rinde vom Shorea Baum
Messi verspeist Rinde vom Shorea Baum

Was uns auch aufge­fallen ist, ist, dass Monic schwanger sein könnte. Auf jeden Fall konnten wir erkennen, dass ihr Körper Anzei­chen hormo­neller Verän­de­rungen wie bspw. geschwol­lene Brust­warzen und einen vergrö­ßerten Bauch. Sollte Monic tatsäch­lich schwanger sein, würde das für Messi bedeuten, dass er bald auf eigenen Orang-Utan-Füßen stehen müsste – ohne seine Mama. Nichts­des­to­trotz wich Monic ihrem Sohn an diesem Tag nicht von der Seite. Viel­leicht kann sich ja auch die Mama noch nicht so ganz trennen?!

Monic
Monic

Es war eindeutig und sehr berüh­rend zu sehen, wie stark die Bindung zwischen Monic und Messi ist. Und auch wenn der Sohn schon im Alter ist, wo er langsam unab­hängig sein könnte, ist es doch auch einfach schön, dass er noch ein biss­chen im Hotel Mama leben möchte. Bereit für ein eigen­stän­diges Leben ist Messi auf jeden Fall. Das konnten wir an diesem Tag viel­fach sehen und bezeugen. 

Wir freuen uns schon darauf, Messi eines Tages als mit dicken Backen­wülsten als domi­nantes Orang-Utan-Männ­chen durch den Batikap Wald streifen zu sehen. Viel­leicht wird er bald selber schon ersten Nach­wuchs zeugen und die wild­le­bende Orang-Utan-Popu­la­tion zu stärken. Wir können es kaum erwarten!

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