Der Schweizer Konzern Nestlé erregt immer wieder die Gemüter. Zuletzt mit seiner „Nun-doch-nicht-Suspendierung“ aus dem RSPO. Ein Kommentar von BOS-Geschäftsführer Daniel Merdes:
Während sich in den vergangenen Jahren der Empörungsfokus in Sachen Palmöl sehr auf Nutella konzentrierte, konnte der Wasserprivatisierer Nestlé sich scheinheilig hinter dem RSPO-Label verstecken — dem trotz deutlicher Fortschritte nach wie vor in der Kritik stehenden Round Table for Sustainable Palmoil. Der Nutella-Hersteller Ferrero zeigte im Kreuzfeuer der Kritik derweil ernstzunehmende Verbesserungsvorschläge und verpflichtete sich in den wesentlich kritischeren Zertifizierungsabkommen POIG (Palm Oil Innovation Group) und FONAP (Forum Nachhaltiges Palmöl) zu Verbesserungen in der Lieferkette.
Ein im Juni von „Eyes on the Forest“, einem Zusammenschluss mehrerer indonesischer NGOs, veröffentlichter Bericht zeigt erschreckend deutlich, dass illegales Palmöl aus dem Tesso Nilo Nationalpark, der durch illegale Palmöl-Pflanzungen bereits zu drei Vierteln (!!) zerstört wurde, auch bei Nestlé landet. Kurz darauf wurde Nestlé sogar vom RSPO suspendiert, d.h. nicht mal die durchaus umstrittenen Mindeststandards konnte oder wollte der Konzern erfüllen! Nach internationaler Empörung und infamen Unwahrheiten seitens Nestlé kehrte der Konzern innerhalb weniger Tage wieder in den RSPO-Schoß zurück, was offensichtlich viel zu einfach möglich war und allen RSPO-Kritikern recht gibt. Soll das ein schlechter Witz sein?
Uns ist bei den fortschreitenden Regenwaldzerstörungen in Indonesien nicht zum Lachen. Die machtlose Wut ist schwer zu ertragen, deswegen müssen wir dem Konzern die rote Karte zeigen. Fangen wir doch schon mal beim nächsten Wochenendeinkauf an: Nestlé produziert nicht nur Frühstücksflocken wie Cini Minis, Nesquik Cereals oder Nestlé Crunch. Auch mit LC1 Joghurt, Dolce Gusto Kaffee, Nescafé, Nespresso, Mövenpick, Janny’s Eis, Schöller, Buitoni, Maggi, Thomy, Original Wagner Pizza, Herta, After Eight, Kitkat, Lion, Nestlé Yes, Nuts, Smarties, Felix und natürlich den Getränken Vittel, Perrier, Nesquik, S. Pellegrino verdient der Konzern Geld. Außerdem gehört Kosmetik wie Bübchen und Babynahrung wie Beba zu Nestlé. Und all diese Produkte sind nur ein kleiner Ausschnitt der weltweiten Angebotspalette.
Wir Konsumenten entscheiden letztendlich, wem wir unser Geld und unser Vertrauen schenken wollen. Und Palmöl geht auch bio, nachhaltig und fair, wie zum Beispiel der Naturkosmetikhersteller Dr. Bronner’s vorbildhaft vormacht. Auch wenn uns der größte Teil der Palmölindustrie seit Jahren paternalistisch etwas anderes eintrichtert. ES GEHT! Auch ohne Nestlé.