Unser Wirt­schafts­system hat sich für die Augen des Normal­bür­gers zuneh­mend unsichtbar gemacht und entzieht sich in großen Teilen dem Verstehen. Erkennbar ist derzeit nurmehr eine Art Null­sum­men­spiel, das uns in die Logik einer sich stets fort­set­zenden Kapi­tal­ver­meh­rung einzu­spannen scheint — ein Spiel, das bis zur totalen Erschöp­fung gespielt wird und viel­leicht kurz vor seinem Ende steht.

Jenseits der distan­zierten Formeln der Finanz­be­richt­erstat­tung, die den Fokus nicht auf ein Verstehen des großen Ganzen setzen, macht sich Doku­men­tar­fil­merin Carmen Losmann mit so viel Scharf- wie Eigen­sinn daran, den Kapi­ta­lismus der Gegen­wart in seiner Struktur zu durchleuchten.

Mit “Oeco­nomia” unter­nimmt Carmen Losmann eine Reise in das stra­te­gi­sche Zentrum neoli­be­raler Politik. Ein ehrgei­ziges und schwie­riges Unter­fangen, denn viele Insider des Banken- und Finanz­sek­tors reden lieber nicht vor einer Kamera — und denen, die sich darauf einlassen, fehlen mehr als einmal die Worte. So trans­pa­rent die Archi­tektur von Banken und Geld­in­sti­tuten sich gibt, so schnell verschließen sich die Türen für die recher­chie­rende Regis­seurin. Sie macht aus der Not eine Tugend, indem sie unter anderem Tele­fon­pro­to­kolle und compu­ter­ge­nerierte Bilder einsetzt, damit das Abstrakte und schwer Verständ­liche anschau­li­cher wird.

“Oeco­nomia” hatte auf der Berli­nale 2020 in der Kate­gorie Forum seine Premiere. In der Media­thek von 3Sat bis zum 7.2.2022.