19. Oktober 2020

Ökolo­gi­scher Reis­anbau im Mawas-Gebiet

Der Herbst ist Ernte­zeit. Menschen auf der ganzen Welt ernten, was die Natur ihnen bietet. In unseren Brei­ten­graden sind das Kartof­feln, Kohl und Kürbisse, in Indo­ne­sien ist es vor allem Reis. Mit einem Pro-Kopf ‑Verbrauch von rund 115 Kilo­gramm im Jahr ist es das wich­tigste Grund­nah­rungs­mittel für die Menschen hier. Die Nach­frage ist so groß, dass Indo­ne­sien – obwohl es der dritt­größte Reis­pro­du­zent der Welt ist – jähr­lich etwa eine Million Tonnen impor­tieren muss, um den Bedarf der Bevöl­ke­rung zu decken. 

Vor allem in länd­li­chen und armen Gebieten, wie auch im Mawas-Gebiet in Zentral­ka­li­mantan, spielt Reis eine sehr wich­tige Rolle, wenn es darum geht, die Menschen zu ernähren. 

Diesen Bedarf zu decken und derart große Mengen eines einzigen Nahrungs­mit­tels zu produ­zieren, hat eine umwelt­kri­ti­sche Kehr­seite: Die Land­wirte benutzen vor allem konven­tio­nelle Tech­no­logie und setzen große Mengen an chemi­schen Dünge­mit­teln, Pesti­ziden sowie anderer aus fossilen Brenn­stoffen gewon­nene land­wirt­schaft­liche Produk­ti­ons­mittel ein. Das ist ein riesiges Problem für die Umwelt: Die Bewirt­schaf­tung als Mono­kultur verrin­gert die biolo­gi­sche Viel­falt, Wasser und Boden werden stark verun­rei­nigt, und die auf Wasser basie­renden Ökosys­teme über­mäßig mit Nähr­stoffen ange­rei­chert. Der Boden stirbt. Es braucht also drin­gend Alter­na­tiven, um den Bedarf an Grund­nah­rungs­mit­teln nach­haltig zu decken.

Die Reissetzlinge werden platziert
Die Reis­setz­linge werden gepflanzt

Ein gang­barer Weg?

Aktu­elle Studien in Java haben ergeben, dass ökolo­gi­scher Reis­anbau sowohl den Einsatz an gefähr­li­chen Chemi­ka­lien erheb­lich redu­ziert als auch den Wasser­ver­brauch im Vergleich zu konven­tio­neller Tech­no­logie um 30 bis 50 Prozent senkt. Eine nach­hal­tige Alter­na­tive auch in Kalimantan?

Die Gemeinde Mang­katip in unserem Projekt­ge­biet Mawas hat sich vor zwei Jahren entschieden, diesen Weg zu gehen: Mit Unter­stüt­zung des Bundes­mi­nis­te­riums für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit und Entwick­lung (BMZ) und der Bera­tung und Projekt­för­de­rung für private Träger in der Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit (BENGO) wurde das Projekt “3430” ins Leben gerufen. Es beinhaltet verschie­dene Akti­vi­täten; eine davon ist das Anlegen einer land­wirt­schaft­li­chen Parzelle, um den mögli­chen Erfolg biolo­gi­scher Land­wirt­schaft zu demonstrieren.

Anlegen einer landwirtschaftlichen Parzelle
Anlegen einer land­wirt­schaft­li­chen Parzelle

Ein Projekt, das Schule macht

Gemeinsam mit dem land­wirt­schaft­li­chen Bera­tungs­zen­trum (BPP) des Unter­di­strikts Dusun Hilier und dem Team von BOSF in Mawas wurde so eine ein Hektar große Parzelle für biolo­gisch ange­bauten Reis im Gebiet der Gemeinde Mang­katip ange­legt. Teil des Projektes ist auch, die Menschen vor Ort in der Tech­no­logie des ökolo­gi­schen Reis­baus auszu­bilden. Dazu gehört vor allem gute Vorbe­rei­tung: Das Land muss bear­beitet, der orga­ni­sche Dünger aufbe­reitet, die Reis­setz­linge sorgsam ausge­wählt, plat­ziert und gepflegt werden. Alle diese Schritte sind in den letzten sechs Monaten erfolgt. Auch eine Reis­drech­ma­schine für die Gemeinde wurde aus Projekt­mit­teln ange­schafft, so dass der Reis nach der Ernte direkt weiter verar­beitet werde kann. 

Vorbereitung von natürlichen Düngemitteln
Vorbe­rei­tung von natür­li­chen Düngemitteln

Ernten­fest in Mankatip

Jetzt ist es soweit: Nach zwei Jahren Vorbe­rei­tungs­zeit wird der erste Reis von der Parzelle geernet. Zwischen 2,8 bis 3,5 Tonnen pro Hektar werden erwartet – ein echter Erfolg! 

 Zwischen 2,8 bis 3,5 Tonnen Reis pro Hektar werden erwartet
Zwischen 2,8 bis 3,5 Tonnen Reis pro Hektar werden erwartet

Damit das Projekt Schule machen kann, wird in der nächsten Zeit geprüft, welches Poten­zial es für die Kommer­zia­li­sie­rung von biolo­gi­schem Reis auf den regio­nalen Märkten gibt. Dazu sind unter anderem Besuche auf lokalen Messen vorgesehen. 

Dieser gemein­same Erfolg des Projektes ist möglich durch die Förde­rung des Bundes­mi­nis­te­riums für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit und Entwick­lung (BMZ) sowie der  Bera­tung und Projekt­för­de­rung für private Träger in der Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit (Bengo) – dafür bedanken wir uns sehr herz­lich. Wir wissen, dass der Schutz von Orang-Utans und ihren Lebens­räumen nicht ohne die Unter­stüt­zung der lokalen Gemeinden statt­finden kann. Eine sichere Ernäh­rungs­grund­lage und Arbeits­plätze sind die Voraus­set­zung dafür.