Im April letzten Jahres wurde Olbert, ein elfjähriger Orang-Utan, in das Schutzgebiet von Bukit Batikap in Zentralkalimantan in die Freiheit entlassen, nachdem er sich über zehn Jahre in der Rehabilitation befand. Zur BOS Foundation kam Olbert bereits als Baby und wurde mit Hilfe unseres engagierten Teams so gut wie möglich auf seine Auswilderung vorbereitet. Die neue Umgebung und Wildnis in Bukit Batikap stellte Olbert Überlebensfähigkeiten auf die Probe und setzte ihn Situationen aus, die er während der Rehabilitation noch nicht erlebt hatte.
Wiedersehen in desolatem Zustand
Ende September 2016 fand ihn das Monitoring-Team aus Bukit Batikap in desolatem Zustand vor. Er war dünn aus und litt unter einer Wurminfektion. Das Team verlor ihn für eine Weile aus den Augen. Erst zwei Monate später entdeckte ihn das Team dann endlich wieder. Olbert befand sich in schlechterer Verfassung denn je und litt immer noch an der Infektiont. Allen wurde klar, dass medizinisches Eingreifen unbedingt erforderlich sein würde, um Olbert zu helfen — der Orang-Utan verschwand jedoch erneut im Wald verschwand und ließ das Team in großer Sorge zurück.
Die besorgten Mutmaßungen des Teams bewahrheiten sich, als Olbert mit schlimmen Verletzungen gefunden wurde, die offenbar von Krallen und Zähnen stammten. Er bewegte sich am Boden, aß was auch immer er fand, war aber kaum in der Lage, sein eigenes Gewicht zu stemmen. Am Kopf hatte er eine Risswunde, seine Schultern waren gekrümmt und sein Rücken übersäht von Kratzern.
Es war offensichtlich, dass er mehrere gewalttätige Kämpfe durchlebt haben musste — wir vermuten, dass es ein und derselbe Angreifer war. Olbert, in diesem Zustand, lieferte einen herzzerreißenden Anblick.
Das Team rettete Olbert und unser Arzt konnte seine Wunden reinigen. Wahrscheinlich wurde der ohnehin schon geschwächte Orang-Utan von einem Nebelparder attackiert. Doch Olbert ließ sich nicht unterkriegen und überlebte.
Olbert wurde in das Rehabilitationszentrum zurückgebracht, um sich von seinen Verletzungen zu kurieren. In den folgenden Monaten heilten seine Wunden und er war nun bereit in den Wald zurückzukehren. Am 23. April 2017 wurde das Tier ein zweites Mal ausgewildert. Unter bewölkten Himmel zog das Team seinen Käfig vom Boot und trug ihn zum Auswilderungspunkt. Noch einmal erlebte Olbert den Gang in die Freiheit, nun jedoch mit noch mehr überlebenswichtigen Erfahrungen im Gepäck.
Rehabilitierte Orang-Utans, wie Olbert, müssen sich schnell an ihre neue Umgebung anpassen, nachdem sie ausgewildert werden. Nach Futter suchen ist nur ein Aspekt des Überlebens im Wald. Sich zu verteidigen ein anderer. Während unsere Rehabilitierungszentren ihr Bestes geben um die Orang-Utans darin zu unterstützen in der Freiheit zu überleben, können auch diese sie nicht vollumfänglich auf alles was auf sie zukommt vorbereiten, wie z.B. sich vor Angriffen zu schützen.
Seit 2012 haben wir 167 Orang-Utans in das Bukit Batikap Waldgebiet ausgewildert. Viele können mittlerweile nicht mehr verfolgt werden, da die Batterien der Peilsender nach und nach ausfallen.
Olberts Fall unterstützt die Theorie, dass auch erwachsene Borneo-Orang-Utans von natürlichen Prädatoren angegriffen werden können. In Frage kommen hierfür wohl hauptsächlich, wenn nicht sogar ausschließlich, Nebelparder. Diese Katzenart ist kleiner als ein europäischer Luchs, womit erwachsene Orang-Utans eigentlich nicht zu ihrem Beutespektrum gehören dürften. Dies mag aber anders aussehen, wenn der Orang-Utan, wie in Olberts Fall, offensichtlich geschwächt ist.
Olbert wurde eine zweite Chance gegeben, sich in der Wildnis zu behaupten. Wir behalten ihn auch weiterhin im Auge und wünschen ihm viel Glück auf seinem Weg.
Werden Sie jetzt Pate eines rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.