Orang-Utans und deren Lebensraum zu schützen ist in den Zeiten einer weltweiten Pandemie besonders herausfordernd. Für die Rettung von in Not geratenen Tieren gibt es keinen Lockdown. Ihnen muss – unter Berücksichtigung aller notwendigen Hygienemaßnahmen – sofort geholfen werden. So waren auch unsere Teams in den vergangenen Monaten mehrfach auf Rettungsmission unterwegs.
Seit März war BOS an der Seite der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA an der Rettung von sieben Orang-Utans beteiligt. Darunter waren zwei Babys, die wir zunächst in die neu angelegten COVID-19-Quarantäne-Stationen unserer Schutzzentren aufgenommen haben. Fünf erwachsene Orang-Utans wurden in sichere, entlegene Waldgebiete umgesiedelt.
Erstkontakt nur in voller Schutzausrüstung
Einer dieser umgesiedelten Orang-Utans ist Cova. Das erwachsene Männchen war einem Dorf zu nahe gekommen. Die Dorfbewohner hatten die BKSDA informiert, die den Orang-Utan gemeinsam mit uns in ein sicheres Regenwaldgebiet umsiedeln sollte. Cova saß ganz oben in einem Baum, als das Rettungsteam ihn aufspürte. Die Männer näherten sich ihm in voller Schutzausrüstung – seit COVID müssen alle Teams zusätzlich zu Maske und Handschuhen während der gesamten Rettungsaktion undurchlässige Ganzkörper-Anzüge tragen. Das gesamte Equipment wird häufiger als sonst komplett desinfiziert, und die Teams werden so klein wie möglich gehalten.
Diese Vorsichtsmaßnahme bringt für jeden einzelnen mehr Aufgaben mit sich, so auch bei der Rettung von Cova. Nach einem eingehenden Check des sedierten Männchens, durchgeführt von unserem Tierarzt Dr. Agus Fachroni und seinem Mitarbeiter Dedi Badas, war klar: Cova war gesund und konnte von der BKSDA in den Nationalpark Sebangau umgesiedelt werden.
Es mussten weniger Tiere gerettet werden
Insgesamt haben in diesem Jahr bis jetzt deutlich weniger Rettungen stattgefunden als in den vergangenen Jahren. Das liegt unter anderem daran, dass es 2020 in Indonesien seltener gebrannt hat als in manch anderen Jahren. Bisher musste von uns kein Orang-Utan gerettet werden, der wegen eines Feuers in Not geraten war. Die meisten Tiere wurden von Plantagen oder aus der Nähe von Dörfern geholt, wo die Orang-Utans auf ihrer Suche nach Nahrung zu dicht an den Lebensraum der Menschen gekommen waren.
Bisher kein Fall von COVID-19 bei Menschenaffen bekannt
Die gute Nachricht: Bis heute gibt es keinen einzigen Fall von COVID-19 in unseren Schutzzentren – weder bei den Orang-Utans noch bei den Menschen (ACHTUNG, neuer Stand Januar 2021) Trotzdem sind wir gut vorbereitet: Seit Beginn des Lockdowns haben wir eine zusätzliche Quarantäne-Abteilung für mögliche Corona-Fälle eingerichtet. Die Vorbereitungen haben einige Zeit gedauert, weil die Auflagen noch strikter sind als sowieso schon, und wir jede Infektionsgefahr für unsere über 400 Tiere ausschließen wollen. Bis alles soweit einsatzbereit war, konnten wir keine neuen Orang-Utans aufnehmen. Stattdessen wurden sie in anderen Einrichtungen, die schon über ausreichend Quarantäne-Areale verfügten, untergebracht. Seit gut drei Monaten haben wir ausreichend Platz, sowohl für Neuankömmlinge als auch für mögliche Infektionsfälle. Und so haben bereits zwei während des Lockdowns gerettete Babys das gesamte Quarantäne-Prozedere erfolgreich durchlaufen und sind jetzt im Waldkindergarten aufgenommen worden.
Strikte Hygieneauflagen halten Tier und Mensch gesund
Auch in den anderen Bereichen der Rettungszentren geht der Betrieb unter Berücksichtigung hoher Hygienestandards weiter. Der Alltag hat sich seit Ausbruch der Pandemie jedoch sehr verändert: Seit März finden keine Auswilderungen mehr statt, um ganz sicher auszuschließen, dass das womöglich Virus zu den bereits ausgewilderten und wilden Tieren im Regenwald getragen wird. Auch sind in den Schutzzentren keine Besucher oder Forschungsgruppen mehr zugelassen, und es wird komplett auf die Hilfe der zahlreichen Freiwilligen verzichtet, die sonst die Arbeit unserer Teams in den Zentren und außerhalb tatkräftig unterstützen. Alle Beschäftigten arbeiten in voneinander getrennten Arbeitsbereichen und in festen Teams. Regelmäßige Check-Ups und von der Regierung bereit gestellte Covid19-Schnelltests runden die Routinen ab. Sicher ist sicher.
Wer davon kaum etwas mitbekommt, sind unsere Orang-Utans. Alle Tiere in den Rettungszentren sind gesund und tun das, was sie immer tun: Sie tollen herum, spielen und lernen jeden Tag etwas Neues in der Waldschule. Andere warten geduldig auf den Tag ihrer Auswilderung. Bis es soweit ist, halten wir zusammen und tun alles, was notwendig ist, um den Orang-Utans eine sichere Zukunft zu ermöglichen.
Unterstützen Sie die Arbeit in unseren Rettungszentren in Corona-Zeiten.