Bekanntlich werden in Indonesien nach wie illegal Wälder niedergebrannt, um Platz für Plantagen zu schaffen. Der Rauch, der aus diesen weitflächigen Feuern aufsteigt, legt sich mit unschöner Regelmäßigkeit als giftige Haze über das indonesische Archipel und die angrenzenden Länder. Dagegen stehen nun auch die führenden islamischen Schriftgelehrten Indonesiens auf: In einer Fatwa, einem religiöses Rechtsgutachten, stellen sie nunmehr klar, dass das Abbrennen von Wald nicht nur gegen die weltlichen Gesetze des Landes verstößt, sondern auch dem Islam widerspricht.
Wer auf diese Weise Mensch und Natur Schaden zufügt, vergeht sich demnach gegen den Willen Gottes und begeht eine schwere Sünde.
Rein rechtlich ist die Fatwa nicht bindend, unterstreicht im religiösen Indonesien aber den Ernst der Situation und hoffentlich auch die bekundete Absicht der Regierung, gegen diese menschengemachte Plage endlich wirksam vorzugehen. Tatsächlich traf sich die Umweltministerin mit den religiösen Würdenträgern.
Indonesien leidet traditionell unter Korruption und einem Mangel an Durchsetzung geltenden Rechts, besonders wenn es um mächtige Wirtschaftsakteure wie die Palmöl- oder Holzindustrie geht. Letztes Jahr spitzte sich die Situation in ganz extremer Weise zu. Völlig außer Kontrolle geratene, riesige Brandherde vernichteten nicht nur ökologisch wertvolle Wälder und Torfböden, sondern legten mit ihrem erstickenden Smog in weiten Teilen Indonesiens und der Anrainerstaaten Verkehr und öffentliches Leben lahm und nahmen Millionen Menschen buchstäblich den Atem zum Leben.
Einhunderttausend Tote
Wissenschaftler konnten jetzt auch ermitteln, wie viele Todesopfer allein die letztjährigen Brände das Leben gefordert haben: Etwa 100.000 Menschen sind wahrscheinlich daran gestorben. Diese Zahl wurde unter anderem aufgrund von Messdaten über die damals akute Luftbelastung in Verbindung mit den gut erforschten Wirkungen von Feinstaub hochgerechnet. Feinstaub dringt tief in die Lungen ein und überwindet die Barriere zwischen Lungenbläschen und Blutkreislauf. Nicht nur schwere Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs können die Folge sein, sondern auch Hirnschlag und Herzinfarkt.
Somit tragen die verheerenden Wald- und Torfbrände durch ihren immensen CO2-Ausstoß nicht nur zur Aufheizung der Atmosphäre bei, sondern töten auch unmittelbar. Umso mehr gilt der Satz: Orang-Utan-Schutz ist Menschenschutz…
Quellen: Reuters, Deutsche Welle