Die Welt-Klimakonferenz COP27 in Sharm El-Sheikh ist vorbei. Währenddessen wurde der 8‑milliardste Mensch dieser Erde geboren. In diesem Zusammenhang klingt die Frage von UN-Generalsekretär Antonio Guterres aktueller denn je: „Wie werden wir antworten, wenn das ‘8‑Milliarden-Baby’ alt genug ist, um zu fragen: Was hast du für unsere Welt – und für unseren Planeten – getan, als du die Chance dazu hattest?“. Kurz und nüchtern gesagt: Die Erwartungen an die COP27 waren hoch und wurden wieder einmal enttäuscht.
Was ist die wichtigste Errungenschaft der COP27?
Länder, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, bemühen sich seit fast drei Jahrzehnten um eine finanzielle Unterstützung – eine Art Entschädigung – zum Ausgleich klimabedingter Schäden, die größtenteils die Industrieländer durch ihre hohen Emissionen zu verantworten haben. Mindestens in diesem Punkt galt die COP27 als erfolgreich. Die rund 200 Teilnehmerstaaten verständigten sich in letzter Sekunde in Sharm El-Sheikh darauf, einen Fonds zur finanziellen Unterstützung ärmerer Länder einzurichten, die von Folgen der Erderwärmung besonders hart getroffen werden: Der Klimaschädenfonds. Gefordert wurde der Fond von mehr als 130 ärmeren Ländern, der ihnen bei der Bewältigung der irreparablen Schäden durch Überschwemmungen, Dürren und andere klimabedingte Auswirkungen helfen soll. Ein aktueller Fall der Folgen des Klimawandels war dieses Jahr die vier Monate anhaltende Flutkatastrophe in Pakistan, bei der Millionen Menschen ihre Heimat verloren und mindestens 1.700 Menschen ums Leben kamen.
Die Einigung auf einen Fonds ist ein wichtiger Meilenstein. Jetzt kommt der schwierige Teil – der Fonds muss eingerichtet und mit Geldern gefüllt werden. Noch gibt es keine Einigung darüber, wie die Mittel bereitgestellt werden und woher sie kommen sollen.
Was wurde bei der COP27 doch nicht erreicht?
Bei der COP27 gab es allerdings vor allem zahlreiche Enttäuschungen. Alok Sharma, der Präsident der Cop26 in Glasgow hat es auf den Punkt gebracht. „Das Erreichen des Emissionsmaximums bis 2025 ist nicht in der Abschlusserklärung enthalten. Die Fortsetzung des schrittweisen Ausstiegs aus der Kohle steht nicht in diesem Text. Der schrittweise Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen ist auch nicht im Text enthalten“ sagte er. Die Parteien haben die Verpflichtungen aus der COP in Glasgow komplett außer Acht gelassen, geschweige denn versucht, sie zu übertreffen. Der Klimaschäden Fonds ist notwendig, aber er dient der Schadensbegrenzung und nicht der Vorbeugung. Und daran ist die COP27 wie ihre Vorgängerinnen gescheitert.
Was waren die für den Regenwald relevanten Entscheidungen?
Im Rahmen der COP27 wurden wichtige Allianzen gebildet. So beschlossen die drei Ländern mit dem höchsten Anteil an Torfmoorregenwäldern – die Demokratische Republik Kongo, Brasilien und Indonesien – eine Zusammenarbeit bei den Regenwälder. Die Ankündigung markiert den Beginn einer strategischen Allianz, die den Spitznamen „OPEC der Regenwälder“ trägt und darauf abzielt, die reicheren Länder um finanzielle Unterstützung zu bitten. Im Gegenzug wollen die drei Länder ihr Engagement im Regenwaldschutz verstärken. Da die Regenwälder einer der wichtigsten Speicher für CO2-Emissionen sind und ihre Zerstörung in den zurückliegenden Jahren dramatisch zugenommen hat, wäre das ein großer Beitrag für den Klimaschutz. Der erneut gewählte brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat bei der Ankündigung der neuen Allianz betont, dass die drei Länder nach finanziellen Mechanismen für den Klimaschutz suchen werden. Dabei erinnerte er daran, dass bei der COP15 in Kopenhagen 100 Milliarden USD von Industrieländern versprochen wurden. Die Gelder sollten für Klimaschutzmaßnahmen in ärmere Länder investiert werden. Laut einer Analyse von CarbonBrief haben alleine die USA bis jetzt 32 Milliarden weniger gezahlt als sie laut einer fairen Verteilung hätten zahlen sollen. Auch für die Waldschutzmaßnahmen durch die neue Allianz ist noch nicht klar, woher die Finanzierung kommen wird. Eines ist aber klar: Die drei Länder können von ihren Erfahrungen im Bereich Regenwaldschutz voneinander profitieren.
Wissenschaftler sind der Ansicht, dass so eine Allianz auch gemeinsame Forschungsprojekte zum Waldschutz zwischen den drei Staaten erleichtern wird.
Gerade Brasilien und Indonesien haben mittlerweile viel technisches Know-how bei der Überwachung von Landnutzungsaktivitäten in großen Regionen und können diese Erfahrungen mit der Demokratischen Republik Kongo teilen. Das wäre ein großer Vorteil für die DRK. So kann das afrikanische Land schneller aufholen und der Regenwaldzerstörung effektiv entgegenwirken.