24. November 2022
Regenwald Indonesien Luftaufnahme BOS Deutschland

Schlep­pende Fort­schritte bei COP27

Die Welt-Klima­kon­fe­renz COP27 in Sharm El-Sheikh ist vorbei. Während­dessen wurde der 8‑milliardste Mensch dieser Erde geboren. In diesem Zusam­men­hang klingt die Frage von UN-Gene­ral­se­kretär Antonio Guterres aktu­eller denn je: „Wie werden wir antworten, wenn das ‘8‑Mil­li­arden-Baby’ alt genug ist, um zu fragen: Was hast du für unsere Welt – und für unseren Planeten – getan, als du die Chance dazu hattest?“. Kurz und nüch­tern gesagt: Die Erwar­tungen an die COP27 waren hoch und wurden wieder einmal enttäuscht.

Was ist die wich­tigste Errun­gen­schaft der COP27?

Länder, die beson­ders vom Klima­wandel betroffen sind, bemühen sich seit fast drei Jahr­zehnten um eine finan­zi­elle Unter­stüt­zung – eine Art Entschä­di­gung – zum Ausgleich klima­be­dingter Schäden, die größ­ten­teils die Indus­trie­länder durch ihre hohen Emis­sionen zu verant­worten haben. Mindes­tens in diesem Punkt galt die COP27 als erfolg­reich. Die rund 200 Teil­neh­mer­staaten verstän­digten sich in letzter Sekunde in Sharm El-Sheikh darauf, einen Fonds zur finan­zi­ellen Unter­stüt­zung ärmerer Länder einzu­richten, die von Folgen der Erder­wär­mung beson­ders hart getroffen werden: Der Klima­schä­den­fonds. Gefor­dert wurde der Fond von mehr als 130 ärmeren Ländern, der ihnen bei der Bewäl­ti­gung der irrepa­ra­blen Schäden durch Über­schwem­mungen, Dürren und andere klima­be­dingte Auswir­kungen helfen soll. Ein aktu­eller Fall der Folgen des Klima­wan­dels war dieses Jahr die vier Monate anhal­tende Flut­ka­ta­strophe in Paki­stan, bei der Millionen Menschen ihre Heimat verloren und mindes­tens 1.700 Menschen ums Leben kamen.
Die Eini­gung auf einen Fonds ist ein wich­tiger Meilen­stein. Jetzt kommt der schwie­rige Teil – der Fonds muss einge­richtet und mit Geldern gefüllt werden. Noch gibt es keine Eini­gung darüber, wie die Mittel bereit­ge­stellt werden und woher sie kommen sollen.

Was wurde bei der COP27 doch nicht erreicht?

Bei der COP27 gab es aller­dings vor allem zahl­reiche Enttäu­schungen. Alok Sharma, der Präsi­dent der Cop26 in Glasgow hat es auf den Punkt gebracht. „Das Errei­chen des Emis­si­ons­ma­xi­mums bis 2025 ist nicht in der Abschluss­erklä­rung enthalten. Die Fort­set­zung des schritt­weisen Ausstiegs aus der Kohle steht nicht in diesem Text. Der schritt­weise Ausstieg aus allen fossilen Brenn­stoffen ist auch nicht im Text enthalten“ sagte er. Die Parteien haben die Verpflich­tungen aus der COP in Glasgow komplett außer Acht gelassen, geschweige denn versucht, sie zu über­treffen. Der Klima­schäden Fonds ist notwendig, aber er dient der Scha­dens­be­gren­zung und nicht der Vorbeu­gung. Und daran ist die COP27 wie ihre Vorgän­ge­rinnen gescheitert.

Was waren die für den Regen­wald rele­vanten Entscheidungen?

Im Rahmen der COP27 wurden wich­tige Alli­anzen gebildet. So beschlossen die drei Ländern mit dem höchsten Anteil an Torf­moor­re­gen­wäl­dern – die Demo­kra­ti­sche Repu­blik Kongo, Brasi­lien und Indo­ne­sien – eine Zusam­men­ar­beit bei den Regen­wälder. Die Ankün­di­gung markiert den Beginn einer stra­te­gi­schen Allianz, die den Spitz­namen „OPEC der Regen­wälder“ trägt und darauf abzielt, die reicheren Länder um finan­zi­elle Unter­stüt­zung zu bitten. Im Gegenzug wollen die drei Länder ihr Enga­ge­ment im Regen­wald­schutz verstärken. Da die Regen­wälder einer der wich­tigsten Spei­cher für CO2-Emis­sionen sind und ihre Zerstö­rung in den zurück­lie­genden Jahren drama­tisch zuge­nommen hat, wäre das ein großer Beitrag für den Klima­schutz. Der erneut gewählte brasi­lia­ni­sche Präsi­dent Luiz Inácio Lula da Silva hat bei der Ankün­di­gung der neuen Allianz betont, dass die drei Länder nach finan­zi­ellen Mecha­nismen für den Klima­schutz suchen werden. Dabei erin­nerte er daran, dass bei der COP15 in Kopen­hagen 100 Milli­arden USD von Indus­trie­län­dern verspro­chen wurden. Die Gelder sollten für Klima­schutz­maß­nahmen in ärmere Länder inves­tiert werden. Laut einer Analyse von Carbon­Brief haben alleine die USA bis jetzt 32 Milli­arden weniger gezahlt als sie laut einer fairen Vertei­lung hätten zahlen sollen. Auch für die Wald­schutz­maß­nahmen durch die neue Allianz ist noch nicht klar, woher die Finan­zie­rung kommen wird. Eines ist aber klar: Die drei Länder können von ihren Erfah­rungen im Bereich Regen­wald­schutz vonein­ander profi­tieren.
Wissen­schaftler sind der Ansicht, dass so eine Allianz auch gemein­same Forschungs­pro­jekte zum Wald­schutz zwischen den drei Staaten erleich­tern wird.

Gerade Brasi­lien und Indo­ne­sien haben mitt­ler­weile viel tech­ni­sches Know-how bei der Über­wa­chung von Land­nut­zungs­ak­ti­vi­täten in großen Regionen und können diese Erfah­rungen mit der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo teilen. Das wäre ein großer Vorteil für die DRK. So kann das afri­ka­ni­sche Land schneller aufholen und der Regen­wald­zer­stö­rung effektiv entgegenwirken.