7. September 2016

Suci und Tumang — keine Haus­tiere mehr

Die Reha­bi­li­ta­ti­ons­sta­tion Nyaru Menteng hat zwei weitere Baby-Orang-Utans aufge­nommen, die aus ille­galer Haltung gerettet wurden.

Suci

Suci, deren Alter auf über 18 Monate geschätzt wird, wurde am 8.August aus den Händen eines Palm­öl­plan­ta­gen­ar­bei­ters gerettet, der sie illegal als Haus­tier gehalten hatte.

Der Ange­stellte sagte, Anfang August auf dem Weg zur Arbeit sei ihm der kleine Orang-Utan über den Weg gelaufen. Da es am besagten Tag regnete und das Baby zu frieren schien, nahm er es mit nach Hause.

Suci im Haft

Nachdem die Forst­be­hörde Kenntnis davon erhielt, ließ sie das Baby von der Polizei beschlag­nahmen und nach Nyaru Menteng bringen. Dort erhielt das kleine Orang-Utan-Mädchen ihren heutigen Namen Suci.

Nach gründ­li­cher tier­ärzt­li­cher Unter­su­chung konnte fest­ge­stellt werden, dass sie in guter Verfas­sung war und ein natür­li­ches und wildes Verhalten aufwies. So versuchte sie zum Beispiel den Vete­rinär zu beißen, als er nach ihr griff. Das ist ein gutes Zeichen, da Orang-Utans in der Wildnis natür­lich nicht an Menschen gewöhnt sind und sie erst einmal als poten­ti­elle Gefahr einschätzen. Suci bleibt trotzdem noch unter Beob­ach­tung durch unser enga­giertes Baby­sitter-Team, bis die Ergeb­nisse ihrer voll­stän­digen Gesund­heits­ana­lyse vorliegen.

Tumang

Einen Tag, bevor wir am 19. August den Welt-Orang-Utan-Tag gefeiert haben, hat die BOS Foun­da­tion und die Natur­schutz­be­hörde BKSDA einen Orang-Utan aus vier­jäh­riger Gefan­gen­schaft als Haus­tier retten können. Der Besitzer bekam Tumang, wie er ihn nannte, wohl im Alter von sechs Monaten von einem Kollegen.

Tumang war eine Art Ersatzkind für das Ehepaar

Tumangs Frei­heit verdanken wir einem aufmerk­samen Poli­zisten. Dieser hatte auf einem öffent­li­chen Fest beob­achtet, wie ein Paar mit einem Orang-Utan auf dem Arm einen Wett­be­werb ansah. Daraufhin stellte er sie zur Rede und klärte sie auf, dass es illegal wäre, einen Orang-Utan als Haus­tier zu halten. Kurze Zeit später waren die beiden mit dem Tier verschwunden.

Noch am glei­chen Tag infor­mierte der Poli­zist die Natur­schutz­be­hörde und kurzer­hand wurde ein Such­trupp aus Mitar­bei­tern der Natur­schutz­be­hörde und dem Zentrum Nyaru Menteng zusam­men­ge­stellt. Das Team machte sich umge­hend auf den Weg, das Haus zu finden, in dem der Orang-Utan gehalten wird. Sie fanden den Mann und konfis­zierten den Orang-Utan.

Tumang war eine Art Ersatz­kind für das Ehepaar, musste Klei­dung tragen, wurde jeden zweiten Tag gebadet und aß das gleiche wie seine Besitzer. Im Großen und Ganzen war er aber gesund.

Orang-Utans sind keine Haustiere

Junge Orang-Utans, die von ihrer Mutter getrennt werden, lernen nicht die notwen­digen Fähig­keiten, um in der Wildnis zu über­leben. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass sie in über mehrere Jahre trai­niert und reha­bi­li­tiert werden, um wieder dschun­gel­taug­lich zu werden. Die Menschen müssen immer wieder darüber aufge­klärt werden, dass Orang-Utans keine Haus­tiere sind.  Abge­sehen davon ist ihre Haltung grund­sätz­lich illegal. Viele Menschen denken, dass sie Orang-Utans schützen, wenn sie diese allein und zum Teil verwahr­lost am Rande eines Waldes vorfinden und dann mit nach Hause nehmen. Der rich­tige Ansatz wäre jedoch, die Natur­schutz­be­hörde oder Rettungs­sta­tionen wie Nyaru Menteng oder Samboja Lestari zu informieren.

Doch nicht jeder Orang-Utan wurde schutzlos ohne Mutter gefunden. Zu viele von ihnen werden leider von Menschen absicht­lich aus ihrem natür­li­chen Lebens­raum heraus­ge­rissen, um auf dem schwarzen Markt als Haus­tier verkauft zu werden.

Im letzten Monat wurde der Borneo-Orang-Utan von der IUCN als akut vom Aussterben bedroht einge­stuft. Es dauert durch­schnitt­lich sieben Jahre, bis ein Orang-Utan, der auf eine Station kommt, wieder ausge­wil­dert werden kann. Die Zeit rennt.

Tumang wurde regelmäßig gebadet
Tumang wurde regel­mäßig von seinem Besitzer gebadet

Tumang hat die letzten vier Jahre unter Menschen verbracht. So wurden ihm prak­tisch alle Fähig­keiten vorent­halten, die ihm das Leben in der Wildnis ermög­li­chen. Für Orang-Utans wie ihn wird der Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess dadurch länger dauern.

Unsere Hoff­nung besteht darin, dass die Regie­rung und verschien­dene andere Akteure gemeinsam mit uns mehr für den Schutz der Orang-Utans unter­nehmen. Das Gesetz gegen den ille­galen Tier­handel muss strikt einge­halten und durch­ge­setzt werden.

Wir Menschen teilen 97% unserer DNA mit den Orang-Utans. Wenn man ihnen in die Augen schaut, spürt man diese Verbin­dung. Nicht nur aus diesem Grund müssen wir dafür kämpfen, dass diese wunder­schönen Geschöpfe in Frei­heit über­leben. Das ist unsere mora­li­sche Pflicht.

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit und Zukunft geben können.