Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten Insel der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natürlich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihenfolge immer mal wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vorstellen.
Borneo-Plumplori (Nycticebus borneanus)
Plumploris heißen so, weil sie sich für gewöhnlich langsam und mit Bedacht durchs Geäst bewegen. Dabei sind sie nicht wirklich plump, sondern können beim Fang von Insekten und kleinen Wirbeltieren blitzschnell zupacken. Ansonsten ernähren sie sich von Früchten, Knospen, Blüten und Baumsäften. Sie sind gut halb so groß wie Hauskatzen und leben praktisch nur auf Bäumen. Ihre Zeit ist die Nacht. Bei Tage schlafen sie zusammengerollt in dichtem Geäst.
Zoologisch gehören sie zu den Primaten und zwar zur Unterordnung der Strepsirrhini, der Feuchtnasenprimaten. Wie der Name ausdrückt, besitzen sie feuchte, äußere Nasenschleimhäute, wie zum Beispiel Hunde oder Katzen. Ihr Geruchssinn ist daher auch besser entwickelt als bei den Haplorrhini, den Trockennasenaffen. Zu diesen zählen alle „richtigen“ Affen einschließlich Menschenaffen und Menschen.
Man unterscheidet heute acht Arten von Plumploris, die in verschiedenen Waldregionen des tropischen Asiens beheimatet sind. Vier davon kommen auf Borneo vor, der danach benannte Borneo-Plumplori vorrangig in den eher südlichen Regionen Kalimantans. Damit sind sie Bewohner des Nationalparks Bukit Baka Bukit Raya, wo BOS auch Orang-Utans auswildert. Die Plumploriarten ähneln sich alle in ihrer Lebensweise. Sie sind einzelgängerisch oder leben in kleinen Familiengruppen zusammen, allerdings ist ihr Sozialverhalten noch wenig erforscht.
Plumploris weisen eine unter Säugetieren sehr seltene Eigenschaft auf: Sie sind giftig. An den Armen besitzen sie spezielle Drüsen, deren Sekret in Verbindung mit dem Speichel toxische Wirkung bei Beutetieren und unvorsichtigen Fressfeinden hervorruft. Lediglich einige Arten von Spitzmäusen, sowie die urtümlichen eierlegenden Säuger Schnabeltier und Ameisenigel aus der australischen Tierwelt, verfügen auch noch über Giftdrüsen.
Apropos Fressfeinde: Zu ihnen können auch Orang-Utans gehören. 2011 beobachteten die niederländische Zoologin Madeleine E. Hardus und andere ein Orang-Utan-Weibchen auf Sumatra, wie es einen getöteten Plumplori verspeiste. Ein solches Verhalten wurde bis jetzt neunmal auf Sumatra dokumentiert, aber man kann vermuten, dass es auch unter Borneo-Orang-Utans vorkommt. Orang-Utans gehen nicht regelmäßig auf Jagd wie Schimpansen und decken ihren Bedarf an tierischem Eiweiß in der Regel mit Termiten und anderen Insekten. Hin und wieder jedoch scheint dieser Bedarf größer zu sein, möglicherweise besonders in Zeiten mit wenig Früchten. So wurde zum Beispiel bei einigen BOS-Orang-Utans beobachtet, wie sie sich Fische fingen.
Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) hat speziell für den Borneo-Plumplori noch keine Einstufung erstellt, generell aber gelten Plumploris als gefährdet („vulnerable“). Sie sind somit noch nicht akut bedroht, aber ihre Bestände sinken. Die Gründe liegen im weiter fortschreitendem Verlust an Waldgebieten, aber auch Wilderei trägt ihren Teil zur Bedrohung der Plumploris bei. Die Tiere sind begehrte Objekte des illegalen Wildtierhandels. Weil sie so niedlich und vermeintlich zutraulich sind, halten viele sie für geeignete Haustiere. Das sind sie freilich überhaupt nicht! Ihre „Zahmheit“ ist lediglich ihr angeborenes Verhalten, bei Bedrohung möglichst still zu verharren. Bevor sie in die Hände der „Tierfreunde“ gelangen, werden ihnen oft auch die spitzen Eckzähne entfernt. Das verringert zwar die Wahrscheinlichkeit von Giftbissen, ist aber für die Tiere natürlich äußerst schmerzhaft und führt zu schweren Entzündungen.
Wildtiere sind grundsätzlich keine Haustiere. Der langfristig beste Schutz für diese faszinierenden Primaten besteht darin, den ohnehin illegalen Handel mit Wildtieren konsequent zu unterbinden und vor allem ihren Lebensraum zu schützen.
Die Orang-Utans und all die anderen Bewohner des Regenwaldes brauchen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.