Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir stellen hier in loser Reihenfolge immer wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vor.
Der Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditus)
Fleckenmusangs gehören zur Raubtierfamilie der Schleichkatzen, die zwar keine eigentlichen Katzen darstellen, aber mit diesen sowie unter anderem den Hyänen und Mangusten (z.B. Mungos) zur Überfamilie der Katzenartigen gehören. Die etwa hauskatzengroßen Tiere sind über weite Teile Südostasiens verbreitet und gehören in Borneo seit jeher zur einheimischen Tierwelt. Die IUCN stuft sie als least concern, nicht gefährdet ein. Allerdings stammt diese Einschätzung von 2015. Die Tendenz der Bestandsentwicklung ist durchaus negativ. Bedrohungsfaktoren sind, wie so oft, in erster Linie Habitatsverlust und Wilderei. Seinen Beinahmen hermaphroditus trägt der Fleckenmusang übrigens nicht etwa, weil er tatsächlich hermaphroditisch (zwittrig) wäre, sondern weil seine Duftsekret-Drüsen, die beide Geschlechter unter dem Schwanz tragen, an Hoden erinnern.
Ein nächtlicher Waldbewohner
Fleckenmusangs leben bevorzugt auf Bäumen, wo sie in der Nacht nach Früchten, Wirbellosen und kleinen Wirbeltieren suchen. Sie beziehen aber auch den Waldboden in ihre Nahrungssuche mit ein. Ähnlich wie Orang-Utans tragen möglicherweise auch Fleckenmusangs zur Samenverbreitung im Regenwald bei, sind also sozusagen Gärtner des Regenwaldes. Den Tag verschlafen sie gerne in Baumhöhlen oder dicht belaubten Astgabeln. Vergleichbar mit unseren Steinmardern scheuen sie aber auch nicht die Nähe menschlicher Siedlungen, wo sie als Allesfresser vom reichhaltigen Nahrungsangebot profitieren. Außer während der kurzen Paarungszeit leben Fleckenmusangs einzelgängerisch. Trotz ihrer relativen Häufigkeit ist über die Einzelheiten ihres Verhaltens aber nur wenig bekannt — als ausgesprochen nachtaktive Tiere sind sie nur schwer zu beobachten.
Die „Kaffeekatze“
Fleckenmusangs sind vor allem wegen eines Phänomens bekannt: Sie sind die Quelle des berühmten Kopi Luwak,fälschlicherweise auch „Katzenkaffee“ genannt. Mit der Einführung des ursprünglich afrikanischen Kaffeestrauchs nach Borneo erschloss sich mit dessen Früchten für den Fleckenmusang eine weitere Nahrungsquelle. Die rohen Kaffeebohnen werden dabei fast unverdaut wieder ausgeschieden, haben aber einen Fermentationsprozess durchlaufen, der den Bohnen, wenn man sie röstet, ein besonderes Aroma verleiht. Echter Kopi Luwak kostet als Endprodukt mehrere hundert Euro oder Dollar pro Kilo. Das war nicht immer so; zu Kolonialzeiten wurden die vorverdauten Bohnen größtenteils von ärmeren Leuten gesammelt und zu Kaffee verarbeitet. Der normale Bohnenkaffee hingegen war sehr teuer und ging in den Export oder wurde nur von den europäischen Kolonialherren und anderen Wohlhabenden getrunken.
Kopi Luwak — verhängnisvoll für den Fleckenmusang
Seit der vormalige Arme-Leute-Kaffee aber seinerseits zum exquisiten Luxusprodukt avancierte, reichte das bloße Sammeln der zufällig ausgeschiedenen Bohnen natürlich nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken. Neben diversen Fälschungen kam farmmäßig produzierter Kopi Luwak auf den Markt. Gefangene Fleckenmusangs werden dafür in extrem engen Käfigen gehalten und fast ausschließlich mit Kaffeefrüchten gefüttert, um möglichst viel der fermentierten Bohnen zu erhalten. Durch diese tierquälerische Art der Produktion ist Kopi Luwak sehr zu Recht in Verruf geraten. Mittlerweile soll es Farmen geben, auf denen die Tiere mehr Auslauf haben und abwechslungsreicher gefüttert werden. Vielleicht aber kann man auch weiterhin mit normalem Kaffee glücklich werden (bei dem man übrigens auch auf Fair Trade und ökologische Kriterien achten sollte). Auf jeden Fall sollte man den Fleckenmusang auch ohne seinen speziellen Nutzen als Teil der Fauna von Borneo wertschätzen.
Die Orang-Utans und der Regenwald brauchen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.