Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten Insel der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natürlich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihenfolge immer mal wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vorstellen. Diesmal fliegen wir mit den Gibbons durch den Regenwald.
Gibbons leben ausschließlich in Südostasien und bilden mit 20 Arten die Schwestergruppe der eigentlichen oder Großen Menschenaffen (zu denen biologisch auch der Mensch gehört). Man nennt sie daher auch Kleine Menschenaffen. Mit einer Kopf-Rumpflänge von je nach Art 45 bis 90 Zentimetern und einem Gewicht von fünf bis maximal 15 Kilogramm sind sie auch deutlich kleiner und leichter als ihre größeren Vettern. Wie alle Menschenaffen besitzen sie keinen Schwanz, weisen allerdings Gesäßschwielen auf. Sie schlafen daher auch sitzend in Astgabeln und bauen, anders als die Großen Menschaffen, keine Schlafnester.
Borneo bietet gleich vier Gibbonarten eine Heimat: Dem Östlichen Borneo-Gibbon Hylobates funereus, dem Müller- oder Graugibbon H. Muelleri, dem Weißbartgibbon H. albibarbis und dem Westlichen Borneogibbon H. abbotti. Alle vier Arten sind in Borneo endemisch, das heißt, sie kommen nirgendwo anders vor.
Der Familienname der Gibbons lässt sich mit „Waldläufer“ übersetzen, was ihren Lebensraum, aber nicht unbedingt die Art ihrer Fortbewegung beschreibt. Mehr noch als Orang-Utans und andere Primaten sind sie an ein Leben in den Baumkronen des Waldes angepasst. Am Boden gehen sie aufrecht, wobei die langen Arme wie Balancierstangen waagrecht gehalten werden. Ihre wahre Fortbewegung findet jedoch hoch oben in den Bäumen statt. Gibbons haben das Schwinghangeln oder die Brachiation, wozu wenn überhaupt nur Primaten anatomisch fähig sind, zur absoluten Perfektion gebracht. Mit einer Hand umgreifen sie einen Ast, schwingen mit dem anderen Arm zum nächsten Ast und so fort. Flexible, federnde Äste geben ihnen zusätzlich ordentlichen Schwung und Antrieb. Auf diese Weise bewegen sich Gibbons allein mit ihren Armen in oft mehrere Meter weiten Sprüngen durch die Baumkronen, so dass man sie auch als „Waldflieger“ bezeichnen könnte.
Ob Orang-Utans die viel leichteren Gibbons um deren scheinbar schwerelose Flugkünste insgeheim beneiden, ist nicht bekannt, in jedem Fall aber gestaltet sich für Orang-Utans das Klettern wesentlich aufwändiger. Junge Orang-Utans müssen sich komplexe Techniken zur Fortbewegung in den Bäumen von der Mutter abschauen, damit sie als Erwachsene dann trotz ihres Gewichts sicher und effizient klettern können.
Wie alle Gibbons ernähren sich auch die Borneo-Gibbons von Früchten, Blättern, Blüten und Insekten, letztere machen allerdings nur einen geringen Anteil aus. Gibbons leben in der Regel paarweise mit ein oder zwei Jungtieren. Diese werden nach acht bis neun Jahren geschlechtsreif und verlassen dann ihre Familie. Das Elternpaar verteidigt sein Revier gegen Artgenossen vor allem mit weithin schallenden, artspezifischen Rufen – Gibbons gehören zu den Sangeskünstlern unter den Primaten.
Einmal etabliert sind Gibbons sehr standorttreu, oft sogar dann, wenn ihr Wald weitgehend zerstört wurde, was sie besonders verwundbar macht. Den Regenwald retten bedeutet also auch, diesen anmutigen Schwinghanglern und Baumkronenfliegern eine Zukunft zu geben.
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