5. Februar 2020

Tiere aus Kali­mantan: Flugdrachen

Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natür­lich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihen­folge immer mal wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vorstellen. 

Die Drachen von Borneo (Draco­ninae)

Wer mit den Aben­teuern Harry Potters vertraut ist, weiß auch um die Kosten und Schwie­rig­keiten, Drachen aufzu­ziehen: Schon kurz nach dem Schlüpfen benö­tigen junge Drachen pro Tag wenigs­tens einen Eimer voll Schnaps und Hühner­blut, um halb­wegs zu gedeihen und anständig Feuer speien zu können.

Die Drachen von Borneo sind da weniger anspruchs­voll: Sie ernähren sich Zeit ihres Lebens von Insekten. Auch bleiben sie mit 20 bis maximal 30 Zenti­me­tern Länge sehr hand­lich und entbehren der Fähig­keit, Feuer zu produ­zieren. Ihren großen Namens­ver­wandten haben sie aller­dings voraus, wirk­lich zu exis­tieren. Auf Deutsch heißen sie Flug­dra­chen und kommen in über 30 Arten in den Regen­wäl­dern Südost­asiens vor. Dort leben sie ausschließ­lich auf Bäumen und sind ein wahrer Drachen­schreck immerhin für Ameisen. Ledig­lich zur Eiab­lage kommt das Weib­chen kurz­zeitig auf den Boden und vergräbt dort seine Eier. Das Gelege wird einige Stunden bewacht und dann sich selbst über­lassen. Wie bei den meisten Repti­lien sind die schlüp­fenden Jungen von Anfang an auf sich selbst angewiesen.

Gleiten statt fliegen

Auch wenn sie Flug­dra­chen genannt werden, können sie nicht wirk­lich fliegen, also aktiv Höhe gewinnen. Viel­mehr lassen sie sich fallen und gleiten dann bis zu 60 Meter durch die Luft. Dazu breiten sie spezi­elle, mit Haut bespannte Rippen­bögen aus, die als Trag­flä­chen fungieren. Diese Fähig­keit ermög­licht es ihnen, nicht nur rasch Fress­feinden zu entkommen, sondern auch den Baum zu wech­seln, ohne erst mühsam und gefahr­voll den Umweg über den Wald­boden nehmen zu müssen. Während des Gleit­fluges sind sie sogar in der Lage, mit Flug­haut, Schwanz und Füßen zu manö­vrieren und so Hinder­nissen auszu­wei­chen. Flug­dra­chen sind auf der Rinde ihrer Bäume hervor­ra­gend getarnt, so dass die Flucht per Segel­flug nur letztes Mittel ist.

Die männ­li­chen Tiere verhalten sich ausge­spro­chen terri­to­rial. Wagt sich ein fremdes Männ­chen auf den Wohn­baum eines Artge­nossen, kommt es je nach Art zu farben­präch­tigen Droh- und Impo­nier­ri­tualen, mit denen auch Weib­chen umworben werden. Dabei kommen neben der Flug­haut auch abspreiz­bare, bunte Haut­lappen am Hals zum Einsatz.

Auch Schlangen fliegen

Nicht nur die kleinen Flug­dra­chen, sondern auch andere Tiere vergleichs­weise geringer Größe haben im Laufe ihrer Evolu­tion unab­hängig vonein­ander den Gleit­flug entwi­ckelt. So gibt es, eben­falls in Südost­asien einschließ­lich Borneos, mit den Schmuck­baum­nat­tern (Chrys­o­pelea) Schlangen, die ihren Körper derart abplatten und verbrei­tern können, dass auch sie von Baum zu Baum zu segeln können. Zum Leid­wesen der kleinen Drachen gehören diese zu den Beute­tieren der etwa meter­langen Schmuckbaumnattern.

Unter den Säugern sind unter anderem Verwandte unserer Eich­hörn­chen zu nennen, die nacht­ak­tiven Gleit­hörn­chen, die eben­falls in Borneo vorkommen. Sie sind mit einer aufspann­baren Haut zwischen den Glied­maßen ausge­stattet, die ihnen ähnliche Gleit­flüge wie die Flug­dra­chen ermöglichen.

Flug­dra­chen sind (noch) nicht gefährdet. Wie so viele erstaun­liche Lebe­wesen belegen aber auch diese grazilen und eleganten Geschöpfe die Viel­falt und Schön­heit der Lebens­welt Borneos und unserer ganzen Erde.

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