Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natürlich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihenfolge immer mal wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vorstellen.
Die Drachen von Borneo (Draconinae)
Wer mit den Abenteuern Harry Potters vertraut ist, weiß auch um die Kosten und Schwierigkeiten, Drachen aufzuziehen: Schon kurz nach dem Schlüpfen benötigen junge Drachen pro Tag wenigstens einen Eimer voll Schnaps und Hühnerblut, um halbwegs zu gedeihen und anständig Feuer speien zu können.
Die Drachen von Borneo sind da weniger anspruchsvoll: Sie ernähren sich Zeit ihres Lebens von Insekten. Auch bleiben sie mit 20 bis maximal 30 Zentimetern Länge sehr handlich und entbehren der Fähigkeit, Feuer zu produzieren. Ihren großen Namensverwandten haben sie allerdings voraus, wirklich zu existieren. Auf Deutsch heißen sie Flugdrachen und kommen in über 30 Arten in den Regenwäldern Südostasiens vor. Dort leben sie ausschließlich auf Bäumen und sind ein wahrer Drachenschreck immerhin für Ameisen. Lediglich zur Eiablage kommt das Weibchen kurzzeitig auf den Boden und vergräbt dort seine Eier. Das Gelege wird einige Stunden bewacht und dann sich selbst überlassen. Wie bei den meisten Reptilien sind die schlüpfenden Jungen von Anfang an auf sich selbst angewiesen.
Gleiten statt fliegen
Auch wenn sie Flugdrachen genannt werden, können sie nicht wirklich fliegen, also aktiv Höhe gewinnen. Vielmehr lassen sie sich fallen und gleiten dann bis zu 60 Meter durch die Luft. Dazu breiten sie spezielle, mit Haut bespannte Rippenbögen aus, die als Tragflächen fungieren. Diese Fähigkeit ermöglicht es ihnen, nicht nur rasch Fressfeinden zu entkommen, sondern auch den Baum zu wechseln, ohne erst mühsam und gefahrvoll den Umweg über den Waldboden nehmen zu müssen. Während des Gleitfluges sind sie sogar in der Lage, mit Flughaut, Schwanz und Füßen zu manövrieren und so Hindernissen auszuweichen. Flugdrachen sind auf der Rinde ihrer Bäume hervorragend getarnt, so dass die Flucht per Segelflug nur letztes Mittel ist.
Die männlichen Tiere verhalten sich ausgesprochen territorial. Wagt sich ein fremdes Männchen auf den Wohnbaum eines Artgenossen, kommt es je nach Art zu farbenprächtigen Droh- und Imponierritualen, mit denen auch Weibchen umworben werden. Dabei kommen neben der Flughaut auch abspreizbare, bunte Hautlappen am Hals zum Einsatz.
Auch Schlangen fliegen
Nicht nur die kleinen Flugdrachen, sondern auch andere Tiere vergleichsweise geringer Größe haben im Laufe ihrer Evolution unabhängig voneinander den Gleitflug entwickelt. So gibt es, ebenfalls in Südostasien einschließlich Borneos, mit den Schmuckbaumnattern (Chrysopelea) Schlangen, die ihren Körper derart abplatten und verbreitern können, dass auch sie von Baum zu Baum zu segeln können. Zum Leidwesen der kleinen Drachen gehören diese zu den Beutetieren der etwa meterlangen Schmuckbaumnattern.
Unter den Säugern sind unter anderem Verwandte unserer Eichhörnchen zu nennen, die nachtaktiven Gleithörnchen, die ebenfalls in Borneo vorkommen. Sie sind mit einer aufspannbaren Haut zwischen den Gliedmaßen ausgestattet, die ihnen ähnliche Gleitflüge wie die Flugdrachen ermöglichen.
Flugdrachen sind (noch) nicht gefährdet. Wie so viele erstaunliche Lebewesen belegen aber auch diese grazilen und eleganten Geschöpfe die Vielfalt und Schönheit der Lebenswelt Borneos und unserer ganzen Erde.
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