Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natürlich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihenfolge immer mal wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vorstellen.
Der Nasenaffe (Nasalis larvatus)
Nasenaffen sind auf Borneo endemisch. Das bedeutet, sie kommen ausschließlich dort vor. Ihr Verbreitungsgebiet ist zudem auf sumpfige oder von Flüssen durchzogene Tiefland- und Küstenwälder beschränkt.

Woher sie ihren Namen haben, dürfte selbsterklärend sein. Zumindest bei den Männchen, denn die entsprechende Zier der Weibchen ist deutlich kleiner. Welche Funktionen die etwa 10 cm lange auffällige Erscheinung alle erfüllt, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall aber fühlen sich die Weibchen davon angezogen, was möglicherweise auch der einzige Zweck des übergroßen Organs ist. Ganz ähnlich verhält es übrigens mit den tellergroßen Backenwülsten dominanter Orang-Utan-Männchen, die dadurch für Orang-Utan-Frauen besonders attraktive wirken.
Männliche Nasenaffen erreichen eine Körperlänge von über 70 cm, die Weibchen bleiben mindestens 10 cm kleiner. Außerdem sind die Männchen mit bis über 20 kg doppelt so schwer wie die Weibchen. Der Schwanz ist dann noch einmal so lang wie der Körper. Damit gehören Nasenaffen zu den größten (Nicht-Menschen)-Affen.
Sie durchstreifen ihre Baumreviere in Trupps von bis zu 30 Tieren. Dabei beansprucht entweder ein Männchen etliche Weibchen oder aber die Gruppe besteht aus lauter Junggesellen. Oft verlassen junge Männchen ihre Gruppe und streifen eine Zeitlang allein umher. Aber auch die Weibchen sind nicht unselbständig und suchen sich mitunter auf eigene Faust einen neuen Partner. Die Reviere der einzelnen Gruppen können sich überlappen; Nasenaffen sind nicht besonders territorial. Manchmal übernachten mehrere Trupps in einem Baum oder ziehen eine Zeitlang gemeinsam umher. Zur gegenseitigen Fellpflege suchen sie sich dann allerdings nur Mitglieder der eigenen Gruppe.
Ihre Nahrung besteht ganz überwiegend aus Blättern und Früchten – der trommelförmige Bauch weist sie als Pflanzenfresser aus, deren Verdauungstrakt eine Menge Raum für die zellulosehaltige und voluminöse Blätternahrung benötigt.
Nasenaffen leben nie weit von Gewässern entfernt. Unter allen Primaten (den Menschen ausgenommen) können sie wahrscheinlich am besten schwimmen und tauchen – Tauchlängen von bis zu 20 Metern sind nicht ungewöhnlich. Oft springen sie direkt vom Baum in den Fluss.
Leider muss man gerade auch bei dieser Spezies daran erinnern, dass sie stark gefährdet ist. Nicht nur werden sie illegalerweise noch gejagt, auch und vor allem ihr Lebensraum ist von Holzeinschlag, Plantagen und anderen menschlichen Ansprüchen bedroht.
Übrigens, auf Borneo heißen die Nasenaffen auch monyet belanda (“Holländeraffe”) oder überhaupt gleich orang belanda — Holländer.
Verbreitungsgebiet der Nasenaffen
By U. Schröter (Own work) CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons