Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natür­lich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihen­folge immer mal wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vorstellen.

 

Der Nasen­affe (Nasalis larvatus)

 

Nasen­affen sind auf Borneo ende­misch. Das bedeutet, sie kommen ausschließ­lich dort vor. Ihr Verbrei­tungs­ge­biet ist zudem auf sump­fige oder von Flüssen durch­zo­gene Tief­land- und Küsten­wälder beschränkt.

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Bild: Frank Wouters — Neusaap, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2593819

Woher sie ihren Namen haben, dürfte selbst­er­klä­rend sein. Zumin­dest bei den Männ­chen, denn die entspre­chende Zier der Weib­chen ist deut­lich kleiner. Welche Funk­tionen die etwa 10 cm lange auffäl­lige Erschei­nung alle erfüllt, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall aber fühlen sich die Weib­chen davon ange­zogen, was mögli­cher­weise auch der einzige Zweck des über­großen Organs ist. Ganz ähnlich verhält es übri­gens mit den teller­großen Backen­wülsten domi­nanter Orang-Utan-Männ­chen, die dadurch für Orang-Utan-Frauen beson­ders attrak­tive wirken.

Männ­liche Nasen­affen errei­chen eine Körper­länge von über 70 cm, die Weib­chen bleiben mindes­tens 10 cm kleiner. Außerdem sind die Männ­chen mit bis über 20 kg doppelt so schwer wie die Weib­chen. Der Schwanz ist dann noch einmal so lang wie der Körper. Damit gehören Nasen­affen zu den größten (Nicht-Menschen)-Affen.

Sie durch­streifen ihre Baum­re­viere in Trupps von bis zu 30 Tieren. Dabei bean­sprucht entweder ein Männ­chen etliche Weib­chen oder aber die Gruppe besteht aus lauter Jung­ge­sellen. Oft verlassen junge Männ­chen ihre Gruppe und streifen eine Zeit­lang allein umher. Aber auch die Weib­chen sind nicht unselb­ständig und suchen sich mitunter auf eigene Faust einen neuen Partner. Die Reviere der einzelnen Gruppen können sich über­lappen; Nasen­affen sind nicht beson­ders terri­to­rial. Manchmal über­nachten mehrere Trupps in einem Baum oder ziehen eine Zeit­lang gemeinsam umher. Zur gegen­sei­tigen Fell­pflege suchen sie sich dann aller­dings nur Mitglieder der eigenen Gruppe. 

Ihre Nahrung besteht ganz über­wie­gend aus Blät­tern und Früchten – der trom­mel­för­mige Bauch weist sie als Pflan­zen­fresser aus, deren Verdau­ungs­trakt eine Menge Raum für die zellu­lo­se­hal­tige und volu­mi­nöse Blät­ter­nah­rung benötigt.

Nasen­affen leben nie weit von Gewäs­sern entfernt. Unter allen Primaten (den Menschen ausge­nommen) können sie wahr­schein­lich am besten schwimmen und tauchen – Tauch­längen von bis zu 20 Metern sind nicht unge­wöhn­lich. Oft springen sie direkt vom Baum in den Fluss.

Leider muss man gerade auch bei dieser Spezies daran erin­nern, dass sie stark gefährdet ist. Nicht nur werden sie ille­ga­ler­weise noch gejagt, auch und vor allem ihr Lebens­raum ist von Holz­ein­schlag, Plan­tagen und anderen mensch­li­chen Ansprü­chen bedroht.

Übri­gens, auf Borneo heißen die Nasen­affen auch monyet belanda (“Hollän­der­affe”) oder über­haupt gleich orang belanda  — Holländer.

 

Verbrei­tungs­ge­biet der Nasenaffen

 

Nasalis larvatus range map

By U. Schröter (Own work) CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wiki­media Commons