Südeuropa erlebt derzeit eine beispiellose Hitzewelle. Die statistischen Daten zeigen, dass wir in diesem Jahr historische Höchsttemperaturen erreichen werden. Obwohl viele die Temperaturrekorde auf El Niño zurückführen, muss fairerweise gesagt werden, dass El Niño immer existierte, aber solche extremen Hitzewellen und Rekorde von Eisschmelzen oder Meereswassertemperaturen bisher beispiellos waren.
Es wird allmählich für jeden offensichtlich, dass die Klimakatastrophe da ist und nicht von den Medien oder der Politik erfunden wurde. Wir müssen alle handeln — Politik, Wirtschaft und jeder Einzelne.
Entscheidende Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe sind längst überfällig
Doch die meisten Entscheidungsträger fliegen von einem Klimagipfel zum anderen, ohne nennenswerte Ergebnisse zu erzielen. Längst überfällige Maßnahmen werden oft verschoben oder gar nicht umgesetzt. Daher war es eine erfreuliche Überraschung, dass das EU-Parlament letzte Woche mit knapper Mehrheit dem Gesetz zur Wiederherstellung der Natur zugestimmt hat. So ist zum Beispiel die Renaturierung von Torfmooren als essenzielle CO2-Reservoirs entscheidend für den Kampf gegen die Klimakatastrophe. Das Gesetz enthält zudem auch Maßnahmen für den Erhalt der Artenvielfalt und die Wiederherstellung der Bodenqualität in Europa. Dennoch stößt es auf massiven Widerstand seitens der Agrarwirtschaft, da Befürchtungen bezüglich Restriktionen für konventionelle Agrarpraktiken aufkommen. Die erschreckenden Statistiken lassen aber keinen Raum für “Weiter-so”-Ansätze: 81% der natürlichen Lebensräume in Europa befinden sich in einem schlechten Zustand, 10% der Bienen- und Schmetterlingsarten sind vom Aussterben bedroht, und 70% der europäischen Böden sind ebenfalls in einem schlechten Zustand.
Was verbirgt sich hinter dem Gesetz zur Wiederherstellung der Natur?
Das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur steht im Mittelpunkt der Biodiversitätsstrategie der EU und ist Teil des Green Deal-Ansatzes der EU zur Stärkung des Umweltschutzes und zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels. Es zielt darauf ab, degradierte Ökosysteme wiederherzustellen, indem bewaldete Gebiete und marine Lebensräume gefördert werden und die Vernetzung zwischen Flüssen verbessert wird.
Der Vorschlag umfasst ein übergreifendes Wiederherstellungsziel für die langfristige Erholung der Natur in den Land- und Seeregionen der EU sowie verbindliche Restaurationsziele für bestimmte Lebensräume und Arten. Diese Maßnahmen sollen bis 2030 mindestens 30% der Land- und Meeresflächen der EU abdecken und letztendlich bis 2050 90% der Ökosysteme umfassen, die einer Wiederherstellung bedürfen.
Die von den Mitgliedstaaten festzulegenden und umzusetzenden Maßnahmen sollten die Vernetzung von Lebensräumen fördern, also dafür sorgen, dass Lebensräume so weit wie möglich miteinander verbunden sind, damit sich wildlebende Tiere zwischen ihnen bewegen können.
Das Gesetz sieht vor, dass bis zum Ende des Jahrzehnts 30% der derzeit für die Landwirtschaft genutzten entwässerten Torfmoorgebiete wiederhergestellt werden. Bis 2050 könnte dieser Anteil sogar auf 70% steigen. Weitere Lebensräume wie Flussauen sollen ebenfalls renaturiert oder artenarme Wirtschaftswälder in nachhaltigere Formen wie Mischwälder umgewandelt werden.
Die Renaturierung von Torfmooren für Klima- und Artenschutz ist eine langfristige Aufgabe. BOS Deutschland e.V. ist seit Jahren zusammen mit seinen Partnern an der Renaturierung vom Mawas Gebiet in Indonesien beteiligt. Eine Mamut-Aufgabe, die nach der Wiedervernässung, die Aufforstung und Pflege der Flächen erfordert. Allerdings führt daran, sowohl für Europa als auch für Indonesien, kein Weg vorbei.
Quellen:
• https://environment.ec.europa.eu/topics/nature-and-biodiversity/nature-restoration-law_en
• https://www.dw.com/en/eu-lawmakers-pass-nature-restoration-bill-in-razor-thin-vote/a‑66199587
• https://www.theguardian.com/environment/datablog/2023/jul/20/the-climate-crisis-in-four-charts-extreme-weather-heatwaves
• https://www.consilium.europa.eu/de/policies/nature-restoration/