Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Die noch immer wütende weltweite Pandemie macht auch vor dem Regenwald auf Borneo nicht Halt und sorgt für große Herausforderungen und den unermüdlichen Einsatz aller Teammitglieder vor Ort. Doch auch ohne Pandemie haben unsere Veterinäre immer viel zu tun.
In unserem Rehabilitationszentrum Samboja Lestari (Ost-Kalimantan) arbeitet ein Team aus vier Veterinärinnen und Veterinären und drei weiteren Fachkräften im täglichen Einsatz für Orang-Utans und Malaienbären. Und sie haben alle Hände voll zu tun! Schließlich befinden sich ca. 120 Orang-Utans und 70 Bären unter ihrem Schutz. Und die Versorgung der Tiere muss auch unter Pandemiebedingungen gewährleistet sein. Die Schutzmaßnahmen machten ein Schichtsystem erforderlich, das den Alltag der Teams gehörig auf den Kopf stellte. Der Zeitplan wurde so angepasst, dass die Teammitglieder im Zweitages-Rhythmus arbeiten und frei haben. So kann der tierärztliche Betrieb des Rehabilitationszentrums auch unter diesen besonderen Bedingungen sicher aufrechterhalten werden.
Bevor unsere Veterinäre zu den Tieren gehen, ziehen sie sich ihre persönliche Schutzausrüstung (PSA) an. Ein Tierarzt ist zuständig für die Waldschüler, die Malaienbären und die Behandlungsbereiche, der bzw. die andere kümmert sich um die Gehege und Sozialisierungsanlagen.
Dabei werden verschiedene Untersuchungen gemacht, um Krankheiten, Verletzungen oder andere Beschwerden bei den Tieren früh zu erkennen. Außerdem werden regelmäßige Behandlungen durchgeführt, wie z. B. Inhalationen bei Orang-Utans, die unter dem Orang-Utan-Respiratory-Desease-Syndrome (ORDS) leiden. Diese schwere Erkrankung der Atemwege, unter der Orang-Utans leiden können, kann unbehandelt tödlich ausgehen.
Auch die Untersuchung von Kotproben gehört zur täglichen Arbeit des Veterinärteams. Der Kot der Tiere ist sehr aufschlussreich und gibt einen Einblick in den aktuellen Gesundheitszustand der Orang-Utans und der Malaienbären. So können eine Reihe von Krankheiten erkannt werden, wie z. B. Wurminfektionen oder der Befall durch Hakenwürmer oder Spulwürmer (Strongyloides), die verschiedenen Infektionen bei Orang-Utans auslösen können.
Neben der täglichen Routine müssen manchmal auch chirurgische Eingriffe an unseren Schützlingen vorgenommen werden. Zum Beispiel, wenn gerettete Tiere schwere Verletzungen haben. Oder auch, um körperliche Leiden zu lindern, die auf andere Weise nicht behandelt werden können. So bekam z. B. Jeffrey eine erfolgreiche Hüftdysplasie – eine wirkliche außergewöhnliche OP an Orang-Utans.
Großeinsatz für das Veterinärteam heißt es immer, wenn eine Auswilderung ansteht. Denn bevor wir die Orang-Utans in die Freiheit entlassen, müssen wir sicherstellen, dass die Tiere vollkommen gesund und fit sind. Die abschließenden Gesundheitskontrollen und Krankheitstest sind sozusagen das Ticket in den Regenwald.
Es gibt also immer viel zu tun! Das Veterinärteam von Samboja Lestari arbeitet unermüdlich. Für eine bessere Zukunft der Wildtiere und Menschen auf Borneo.