Die Deut­schen lieben den Wald. Kein anderes Land Europas hat eine derart tiefe Verbin­dung zur Heimat der Bäume. Ein Drittel des Landes ist mit Wald bedeckt — 90 Milli­arden Bäume insgesamt.Und kein Natur­raum ist so stark mit der Iden­tität der Deut­schen verbunden wie der Wald. Nicht das Watten­meer, nicht die Berge spie­geln die Seele und die Befind­lich­keiten der Deut­schen, sondern — die Wälder.Wälder sind die größten Süßwas­ser­spei­cher — denn alles im Wald ist darauf ausge­legt, Wasser für schlechte Zeiten zu bunkern.

Die Baum­kronen fangen einen Groß­teil des Nieder­schlages auf, bevor er zu Boden fällt, wo der humus­reiche Unter­grund ihn aufsaugt wie ein Schwamm. Baum­wur­zeln, die von ihren Pilz­freunden in einen zarten Filz gehüllt werden, spei­chern das kost­bare Nass. Und wie durch ein Wunder gelangt es von den Wurzeln wieder hinauf in die Krone — ganz ohne Motorpumpen.Hier oben wird es gebraucht für die Photo­syn­these. Denn ohne Wasser kommt die Zucker­pro­duk­tion in den Blät­tern zum Still­stand, und dem ganzen Wald knurrt der Magen. Während die Blätter oben die Energie der Sonne einfangen, sorgt das geschlos­sene Kronen­dach für grünes Dämmer­licht unter den Bäumen — und für ein gleich­mäßig kühles, feuchtes Klima im Waldinneren.Zu viel Wasser aller­dings lässt viele Bäume ertrinken. Wie ein Mensch erliegen sie dabei einem Ersti­ckungstod. Auen­wälder sind deswegen das Terrain der Spezia­lis­ten­bäume — und Heimat der Biber, der einzigen tieri­schen Wald­be­wohner, die Bäume fällen. Doch egal, wo ein Wald wächst: Jeder Wald ist ein gigan­ti­scher „Wasser­eimer“ in einer globalen Kette von Pump­sta­tionen. Wälder pumpen den Wasser­dampf von den Meeren ins Landes­in­nere. Ohne sie würden die großen Konti­nente im Inneren austrocknen. Nicht nur deswegen sind Wälder die wich­tigsten Verbün­deten im Kampf gegen den Klima­wandel. Und so forschen Wissen­schaftler mit Klima­türmen und Kronen-Kränen am Wunder­werk Wald.