Viele verwaiste Orang-Utan-Babys haben uns im Jahr 2015 erreicht. Gerade die Anfangszeit ist für sie meist sehr schwierig und die Babysitter auf den Stationen kümmern sich rund um die Uhr darum, dass es den Kleinen an Nichts fehlt. Trotzdem ist es keine Selbstverständlichkeit, dass es ihnen gut geht. Daher freuen wir uns sehr, dass sich zwei Neuzugänge gut eingelebt haben.
Einer der Beiden haben wir Napri genannt. Aufgrund von Brandrodung hat er seine Mutter, wie auch sein Zuhause verloren. Einheimische fanden den kleinen Orang-Utan und nahmen sich seiner an, bevor er dann im Herbst letzten Jahres in die BOS Rettungsstation kam.
Auch unser anderer Orang-Utan-Waise Yutris wurde verängstigt und allein aufgelesen. In seinem Fall waren es Vogelfänger, die sich gerade auf der Jagd befanden, die dann das BOS Team und die Naturschutzbehörde BKSDA kontaktierten.
Auf der Rettungsstation werden die Waisen, ähnlich wie in der Schule, entsprechend ihres Alters in Gruppen aufgeteilt. In der Gruppe für „Schüler“ unter vier Jahren hat sich der erst zweijährige Yutris prima eingelebt. Er verbringt bereits die meiste Zeit tobend und kletternd im Dickicht der Äste und genießt das Zusammensein mit seinen Freunden Valentino und Momot. Die drei sind unzertrennlich.
Yutris scheint Gefallen daran gefunden zu haben die Babysitter und die anderen Orang-Utans zu necken. Man kann ihm aber schlecht böse sein, da er so ein liebenswert und ein echter Entertainer ist. Daher bleibt auch sein fragender Blick nach einer Extra Portion Rambutan nicht lange unbeachtet.
Yutris, Madara und Valentino mussten jedoch auch erst ein paar „Unterrichtsstunden“ besuchen, bevor sie die „Rambutan“-Frucht oder andere Leckereien, wie die „Ehang“-Frucht für sich entdecken konnten. Tagtäglich vertiefen sie ihre Fähigkeiten um in der Wildnis zurecht zu kommen. Darunter fällt insbesondere das Erkennen von genießbaren Früchten.
Im Gegensatz zu dem geselligen Yutris, verbringt Napri die Zeit lieber allein. Da Napri erst ein Jahr alt ist, muss er noch einiges an Selbstvertrauen gewinnen. Momentan hängt er sehr an seiner Puppe und lässt sie nur ganz selten los.
Die Babysitter versuchen natürlich, ihn zum Klettern zu animieren, aber er scheint noch etwas zu ängstlich dafür zu sein. Er entfernt sich dann häufig von der Gruppe und spielt in der Hängematte oder sucht nach Früchten auf der Fütterungsplattform. Wenn dann doch ein anderer Orang-Utan ihn zum Spielen auffordert, klettert Napri schnell in die schützenden Arme des nächststehenden Babysitters. Dieses Verhalten ist verständlich für ein Orang-Utan-Baby, das vor nicht allzu langer Zeit seine Mutter verloren hat und nun erst einmal in seiner neuen Umgebung Vertrauen aufbauen muss.
Verwaiste Orang-Utans verlieren mit dem Tod ihrer Mutter, auch die Chance ihre natürlichen Instikte zu entwickeln, die für das Überleben in der Wildnis unentbehrlich sind.
Würde man sie allein im Wald zurücklassen und sich ihrer nicht annehmen, hätten sie kaum eine Überlebenschance. Die traurige Statistik besagt, dass nur einer von fünf Orang-Utans ohne Fürsorge und Anleitung überlebt.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Babysitter den Job der Ersatzmutter übernehmen und den Kleinen viel Zuwendung und Sicherheit geben. Sie sorgen für die Orang-Utans und helfen ihnen dabei unabhängig vom Menschen in der Wildnis zu überleben. Das Rehabilitationsprogramm in den Rettungsstationen Samboja Lestari und Nyaru Menteng würde ohne die liebevollen und aufopfernden Babysitter nicht funktionieren.
Yutris und Napri haben noch einen weiten Weg vor sich, bevor sie in die Wildnis zurückkehren können. Die Zeit wird zeigen wie schnell sie alle nötigen Fähigeiten beherrschen und ausreichend Unabhängigkeit erlangt haben.
Wir blicken hoffnungsvoll in die Zukunft und wünschen den beiden das Beste.
Originaltext von: BOSF