19. April 2017

Vier Freunde und ihre ersten Tagen in der Waldschule

Die Orang-Utans die in den Rettungs­zen­tren der BOS Foun­da­tion landen, sind bei ihrer Ankunft meist sehr jung und verletzbar. Nach einer Zeit in Quaran­täne, die ganz routi­ne­mäßig dazu­ge­hört, kommen die Kleinen zuerst einmal in den Wald­kin­der­garten, wo sie durch das enga­gierte Baby­sit­ter­team der BOS Foun­da­tion betreut und gepflegt werden. Sobald die Orang-Utans dann erste Über­le­bens­fä­hig­keiten erlernt haben und etwas unab­hän­giger sind, kommen sie in die Waldschule.

Im April begrüßte die Gruppe eins der Wald­schule Nyaru Menteng seine neuesten Mitglieder: Hanin, Timpah, Yutris und Momot.

Hanin umarmt Dr. Lia
Hanin umarmt Dr. Lia

Bevor die Orang-Utan-Babys aus dem Wald­kin­der­garten in die Wald­schule „versetzt“ werden können, müssen unter­schied­lichste Dinge in den Blick genommen werden  — inklu­sive des Rats und Inputs des medi­zi­ni­schen Teams sowie der Baby­sitter. So müssen poten­zi­elle Kandi­daten physi­sche und soziale Fähig­keiten vorweisen, wie z.B. sicher klet­tern können,  mit anderen Orang-Utans inter­agieren und den Willen, neue Dinge erlernen zu wollen. Außerdem sollten sie ein

Hanin erklimmt eigenständig einen Baum
Hanin erklimmt eigen­ständig einen Baum

ange­mes­senes Alter haben und guter Gesund­heit sein. Hanin, Timpah, Yutris und Momot erfüllten all diese Krite­rien und konnten so in die Wald­schule, Gruppe eins, versetzt werden.

Erster Tag in der Waldschule

Am 15. März verließen Hanin, Timpah, Yutris und Momot, in Beglei­tung von Baby­sitter Estra­tuti, Tier­arzt Agus Fachroni, Tier­ärztin Lia Kris­tina und Sani­täter Yati, die Klinik in Nyaru Menteng.
Ähnlich wie Menschen­kinder an ihrem ersten Schultag, fühlten sich auch die Orang-Utan-Kinder erst einmal fehl am Platz, als sie in der Wald­schule ankamen. Hanin umarmte die Ärztin Lia fest und wollte sie für mehrere Stunden nicht mehr los lassen. Irgend­wann entspannte sich Hanin, löste ihren festen Griff, klet­terte langsam herunter und selbst­ständig einen Baum hinauf.

v. l. n. r. Estratuti, Dr. Lia, Yati und Dr. Agus Fachroni
v. l. n. r. Estra­tuti, Dr. Lia, Yati und Dr. Agus Fachroni

Momot, Timpah und Yutris lebten sich, warum auch immer, schneller ein als Hanin. Es dauerte nicht lange, bis die drei Früchte essend zusam­men­saßen, auf Bäume klet­terten und mit anderen Orang-Utans in der Gruppe auf Entde­ckungs­tour gingen.

In der Wald­schule werden Hanin und ihre Freunde, zusätz­lich zu ihren bereits erlernten Fähig­keiten, neue erwerben. Sie werden lernen, auf Nahrungs­suche zu gehen, um Borke, Wald­früchte und Termiten zu finden. Lernen wie sie Beute­greifer iden­ti­fi­zieren und ihnen auswei­chen können, und sie werden lernen, verschie­dene Pflanzen vonein­ander zu unter­scheiden und die für sie genieß­baren, zu identifizieren.

 

Hanin, Timpah, Yutris und Momot stehen gerade erst am Anfang ihrer langen Reise in Rich­tung Frei­heit. Eines Tages werden alle die verschie­denen Level der Wald­schule durch­laufen haben und mit einem hoch entwi­ckelten Reper­toire an Fähig­keiten die letzte Etappe auf einer der Voraus­wil­de­rungs­in­seln durch­leben. Letztes Ziel ist natür­lich die endgül­tige Auswilderung.