Es ist noch nicht die Jahreszeit, in der Waldbrände Borneo heimsuchen, aber schon haben wir alleine in den letzten zwei Monaten vier Orang-Utan-Waisen neu in unsere Rettungszentren aufgenommen, die alle einen jahrelangen Prozess der Rehabilitation durchlaufen werden.
Drei weitere Babys in Nyaru Menteng
Am 6. Mai dieses Jahres nahm das Rettungszentrum Nyaru Menteng ein 18 Monate altes Orang-Utan-Männchen auf, das gerade einmal zweieinhalb Kilo wog. Der Kleine wurde von einem in der Nähe lebenden Anwohner gebracht, der aussagte, er habe den jungen Orang-Utan von einem Verwandten, der ihn wiederum ohne seine Mutter gefunden haben soll. Der sehr schlechte Zustand des Kleinen, bedingt durch schwere Unterernährung und Dehydrierung, fiel sofort ins Auge. Seine Haut wies zahlreiche Verletzungen auf und sein Fell war verklebt und schmutzig. Das Veterinärteam nahm sich des Babys sofort an. Die Tage darauf verbrachte es den größten Teil des Tages schlafend in seiner Hängematte und zeigte sich ansonsten völlig uninteressiert etwa zu spielen.
Das Orang-Utan-Baby bei seiner Ankunft in Nyaru Menteng
Doch nach etwa einem Monat intensiver Behandlung hatte sich der Zustand des Jungen enorm verbessert. Er nahm ordentlich zu, wurde deutlich aktiver und war in der Lage, auf dem Spielplatz hohe Bäume zu erklimmen. Auch begann er mit Blättern zu spielen und nahm Früchte an, die ihm seine menschlichen Ziehmütter anboten.
Das Orang-Utan-Baby nach seiner Rettung
Sechs Wochen, nachdem der Kleine in Nyaru Menteng eingeliefert worden war, brachte die zuständige Naturschutzbehörde ein weiteres Jungtier in die Station: Ein schätzungsweise sechs Monate altes weibliches Orang-Utan-Baby, etwas über zweieinhalb Kilo wiegend. Die Kleine wurde am 22. Juni der Behörde übergeben, nachdem man sie in einem Dorf aufgefunden hatte. Genau wie das männliche Baby vorher war es geschwächt und dehydriert. Es erwies sich als übersät mit Schnittwunden und war klebrig von Baumsaft, was den starken Verdacht nährte, dass es erst kürzlich gewaltsam von seiner Mutter getrennt wurde.
Das sechsmonatige Orang-Utan-Baby bei der Rettung
Kaum eine Woche später erreichte wieder ein Baby, auch ein Männchen, die Station Nyaru Menteng. Die Naturschutzbehörde konnte es aus einem Dorf befreien, wo es einige Tage lang als Haustier gefangen gehalten wurde. Bei der Ankunft in Nyaru Menteng war es in einem schlimmen Zustand, schwer dehydriert und mit einem geschwollenen linken Zeh.
Dank der Behandlung und hingebungsvollen Fürsorge durch unser Veterinärteam befinden sich nun alle drei Babys auf dem Weg der Besserung. Zwar sind sie immer noch etwas schwach und verbringen die meiste Zeit in ihren Hängematten, aber ihr Appetit wächst und sie akzeptieren bereitwillig die von ihren menschlichen Ersatzmüttern angebotenen Früchte. Allmählich gewöhnen sie sich auch an ihre neue Umgebung, werden selbstbewusster und beginnen, Blätter zu pflücken und zu kosten. Langsam fangen sie auch an, zu klettern.
Doch trotz ihrer guten Fortschritte müssen diese drei Babys weiterhin im Quarantänebereich des Babyhauses untersucht und behandelt werden. Erst wenn dies abgeschlossen ist, können sie zusammen mit den anderen jungen Orang-Utans in der Baby-Gruppe ihre Rehabilitation fortsetzen.
Ein vierter Neuzugang in Samboja Lestari
Vor wenigen Tagen bekam das Rettungszentrum in Samboja Lestari gleich wieder eine neue Bewohnerin. Das dreijährige Orang-Utan-Mädchen wurde von der regionalen Umweltbehörde gerettet und an BOS übergeben. Angeblich fand ein Anwohner des Dorfes Salo Cella in Ostkalimantan die Kleine auf seinem Feld. Anschließend hielt er sie für fast zwei Jahre als Haustier. Dabei kettete er den jungen Orang-Utan an einen Baum und fütterte ihn mit Reis und Kaffee.
Das Orang-Utan-Mädchen vor ihrer Rettung
Trotz alledem ist das Mädchen in vergleichsweiser guter gesundheitlicher Verfassung. Sie zeigt auch durchaus wilde Verhaltensweisen wie Kussgeräusche als Zeichen der Abneigung gegenüber Menschen.
Die Gerettete lebt zurzeit im Quarantänekomplex, wo sie nach kurzer Eingewöhnungszeit schon Obst und Blätter zu sich nimmt. Jeden Tag fühlt sie sich sichtbar ein Stückchen wohler. Sie zeigt sich verspielt und klettert lebhaft mit ihren Mitbewohnern durch den Käfig. Wir warten nur noch auf den medizinischen Abschlussbericht und das OK, endlich mit ihr in das Rehabilitationsprogramm einzusteigen.
Leider müssen wir immer wieder neue Waisen aufnehmen. Wir werden weiterhin dafür kämpfen, dass den Menschen bewusst wird, wie wichtig der Schutz der Orang-Utans ist. Zusammen tun wir unser Bestes, um das Überleben unserer so nahen Verwandten auch in Zukunft zu gewährleisten.
Bitte ebenen Sie diesen Babys den Weg in die Freiheit! Werden Sie BOS-Pate!