In den Regenwäldern dieser Erde leben unendlich viele Arten. Viele sind noch unentdeckt, andere kennen wir. Sie in freier Wildbahn beobachten zu können, ist dennoch oft ein Glücksfall: Daten über ihre Ernährung und Nahrungsbeschaffung, Paarungsverhalten und Entwicklung der Population bringen immer wieder neue Erkenntnisse für die Wissenschaft. Auch unsere Monitoring-Teams treffen bei ihren Touren durch die Wälder Borneos immer wieder auf viele spannende Tiere. Heute: der orientalische Schlangenhalsvogel.
Friedliche Gemeinschaft mit den Orang-Utans
Der orientalische Schlangenhalsvogel (Anhinga melanogaster) kommt in verschiedenen Teilen Asiens vor, so auch auf der Insel Juq Kehje Seven in Ostkalimantan. Sie liegt etwa 10 Kilometer vom Rand des Kehje Seven Waldes entfernt und ist eine 82,84 Hektar große, von Menschenhand geschaffene bewaldete Insel. Hier bringen wir unsere Orang-Utans hin, wenn sie kurz vor ihrer Auswilderung sind. Wir nennen die Insel auch „Walduniversität“: Nach Waldkinderkarten und Waldschule müssen die Tiere hier unter Beweis stellen, dass sie im Regenwald ohne menschliche Unterstützung überleben können. Unser Monitoring-Team ist regelmäßig hier, um sich ein Bild zu machen. Dabei sammeln sie auch Erkenntnisse über die Tiere in der Nachbarschaft.
Auf den Beutefang perfektioniert
Der Orientalische Schlangenhalsvogel hat einen langen, schlanken Hals, der über die Wasseroberfläche hinausragt. Beim Schwimmen verleiht ihm das ein schlangenähnliches Aussehen. Der Vogel ernährt sich hauptsächlich von Fischen, aber auch von verschiedenen Frosch- und Molcharten. Davon gibt es in den Gewässern rund um Juq Kehje Seven reichlich! Das Tier ist perfekt an seine Umgebung angepasst. So hat er beispielsweise Schwimmfüße, die ihn zu einem ausgezeichneten Jäger und Taucher machen. Die einzigartige Krümmung seiner Halswirbel ermöglicht es ihm, seinen Hals wie in Z zu knicken und ruckartig zu strecken. Das kommt ihm beim Jagen zugute: Sobald er seine Beute erspäht, stößt er mit seinem über acht Zentimeter 87 mm langen Schnabel zu.
Flügel trocknen in der Sonne
Im Gegensatz zu anderen Wasservögeln wie Enten und Gänsen bilden die Federn des Orientalischen Schlangenvogels keinen wasserdichten Schutz. Das macht es ihm zwar leichter zu tauchen, bedeutet aber auch, dass er in der Sonne trocknen muss, bevor er wieder fliegen kann. Das ist der Zeitpunkt, an dem unsere Teammitglieder den Orientalischen Schlangenhalsvogel am häufigsten sehen: Wenn er sich hoch in den Bäumen auf Ästen sitzend sonnt und die Flügel zum Trocknen ausstreckt. Die Flügelspannweite eines erwachsenen Vogels kann übrigens bis zu 128 cm betragen.
Zerstörung der Lebensräume bedroht die Art
Die International Union for the Conservation of Nature (IUCN) stuft diesen Feuchtgebietsvogel auf ihrer Roten Liste als “nahezu bedrohte” Art ein. Die Hauptgründe dafür sind die Umwandlung von Regenwäldern in Nutzflächen, die Zerstörung von Wasserflächen, Umweltverschmutzung, die Bejagung von Altvögeln und der Diebstahl von Eiern.
Wir hoffen, dass „unsere“ Schlangenhalsvögel in der Umgebung von Juq Kehje Swen zum Schutz dieses einzigartigen Wasservogels beitragen können. Helfen auch Sie, diesen faszinierenden Lebensraum und seine gewaltige Artenvielfalt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.