24. Februar 2023
Orang-Utan-Weibchen Siti am Baum

Wenn wir einen Orang-Utan zum zweiten Mal retten: Ein Wieder­sehen mit Siti

25 Jahre ist es her, dass wir Orang-Utan-Dame Siti ausge­wil­dert haben. In dieser Zeit lebte sie größ­ten­teils unab­hängig und wir bekamen sie nicht zu Gesicht. Genau wie es sein soll also.

Es kommt jedoch immer Mal wieder vor, dass sich ausge­wil­derte Orang-Utans in besie­delte Gebiete verirren. Dann klin­geln bei uns die Tele­fone und wir werden zur Hilfe gerufen — wenn wir Glück haben. Denn aus einer Mensch-Tier-Begeg­nung kann leicht ein Konflikt werden. Wenn wir helfen dürfen, können wir meist Schlim­meres verhindern.

Ende letzten Jahres hatten wir so eine Situa­tion mit einer alten Bekannte — dem Orang-Utan-Weib­chen Siti. Unser Team im Rettungs­zen­trum Samboja Lestari bekam einen Hinweis der Natur­schutz­be­hörde Balik­papan. Die Mitar­beiter einer lokalen Firma hatten der Natur­schutz­be­hörde gemeldet, dass ein Orang-Utan an vier aufein­ander folgenden Tagen Essen in ihrem Lager gesucht hätte. Der Orang-Utan sei vermut­lich weib­lich, hieß es weiter in der Meldung, und sie sei womög­lich schwanger.

Unser Team machte sich gleich am nächsten Morgen auf den Weg zum Sich­tungsort, wo es am Abend eintraf. Gemeinsam mit den Betrof­fenen vor Ort wurde ein Akti­ons­plan für den nächsten Tag aufge­stellt. Der Orang-Utan wurde zuletzt nach­mit­tags in der Nähe des Arbei­ter­camps gesichtet, wo er sein Schlaf­nest baute. Morgens hatte er um Nahrung gebet­telt. Die Arbeiter hatten ihm Reis und Instant­nu­deln gegeben.

Auch am darauf­fol­genden Tag tauchte der Orang-Utan wieder am Morgen gegen 6:30 Uhr im Lager auf. BOSF Tier­arzt Dr. Ni Made Ayudita gelang es, unter­stützt vom Team, den Orang-Utan zu betäuben. Die folgenden Unter­su­chungen bestä­tigten die Vermu­tung, dass es sich um ein Weib­chen handelte, das aller­dings nicht trächtig war.

Orang-Utan-Weibchen Siti wird bei ihrer Rettung untersucht
Orang-Utan-Weib­chen Siti wird bei ihrer Rettung untersucht

Eine alte Bekannte taucht wieder auf

Und dann kam die Über­ra­schung: Der Orang-Utan trug einen Chip anhand dessen unser Team sie als Siti iden­ti­fi­zieren konnte. Siti war am 2. November 1997 in Sungai Wain ausge­wil­dert worden. Zum Zeit­punkt der Unter­su­chung war sie in guter körper­li­cher Verfas­sung, hatte keinerlei Verlet­zungen und wog etwa 40 kg.

Orang-Utan-Weibchen Siti wird zum Rettungszentrum Samboja Lestari transportiert

In den 25 Jahren seit ihrer Frei­las­sung hatte Siti größ­ten­teils unab­hängig gelebt, jedoch gele­gent­lich auch Wohn­ge­biete betreten und war deshalb schon einmal umge­sie­delt worden – damals nach Meratus.

Nach der medi­zi­ni­schen Unter­su­chung brachte unser Team Siti schnell in das Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum und setzte sie in das Sozia­li­sie­rungs­ge­hege. Das Orang-Utan-Weib­chen war offen­sicht­lich sehr hungrig, denn sie aß mit Appetit das ange­bo­tene Obst.

Orang-Utan-Weibchen Siti im Sozialisierungsgehege
Orang-Utan-Weib­chen Siti im Sozialisierungsgehege

Aufgrund ihres langen Kontaktes mit Menschen wird sie nun eine drei­mo­na­tige Quaran­tä­ne­zeit durch­laufen, in der sie täglich von unseren Tech­ni­kern über­wacht und beob­achtet wird. Nach einem finalen, routi­ne­mä­ßigen Gesund­heits­check und ergän­zenden Unter­su­chungen werden wir sie hoffent­lich wieder in den Wald entlassen können.

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebens­raum. Jeder Beitrag hilft.