25 Jahre ist es her, dass wir Orang-Utan-Dame Siti ausgewildert haben. In dieser Zeit lebte sie größtenteils unabhängig und wir bekamen sie nicht zu Gesicht. Genau wie es sein soll also.
Es kommt jedoch immer Mal wieder vor, dass sich ausgewilderte Orang-Utans in besiedelte Gebiete verirren. Dann klingeln bei uns die Telefone und wir werden zur Hilfe gerufen — wenn wir Glück haben. Denn aus einer Mensch-Tier-Begegnung kann leicht ein Konflikt werden. Wenn wir helfen dürfen, können wir meist Schlimmeres verhindern.
Ende letzten Jahres hatten wir so eine Situation mit einer alten Bekannte — dem Orang-Utan-Weibchen Siti. Unser Team im Rettungszentrum Samboja Lestari bekam einen Hinweis der Naturschutzbehörde Balikpapan. Die Mitarbeiter einer lokalen Firma hatten der Naturschutzbehörde gemeldet, dass ein Orang-Utan an vier aufeinander folgenden Tagen Essen in ihrem Lager gesucht hätte. Der Orang-Utan sei vermutlich weiblich, hieß es weiter in der Meldung, und sie sei womöglich schwanger.
Unser Team machte sich gleich am nächsten Morgen auf den Weg zum Sichtungsort, wo es am Abend eintraf. Gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort wurde ein Aktionsplan für den nächsten Tag aufgestellt. Der Orang-Utan wurde zuletzt nachmittags in der Nähe des Arbeitercamps gesichtet, wo er sein Schlafnest baute. Morgens hatte er um Nahrung gebettelt. Die Arbeiter hatten ihm Reis und Instantnudeln gegeben.
Auch am darauffolgenden Tag tauchte der Orang-Utan wieder am Morgen gegen 6:30 Uhr im Lager auf. BOSF Tierarzt Dr. Ni Made Ayudita gelang es, unterstützt vom Team, den Orang-Utan zu betäuben. Die folgenden Untersuchungen bestätigten die Vermutung, dass es sich um ein Weibchen handelte, das allerdings nicht trächtig war.
Eine alte Bekannte taucht wieder auf
Und dann kam die Überraschung: Der Orang-Utan trug einen Chip anhand dessen unser Team sie als Siti identifizieren konnte. Siti war am 2. November 1997 in Sungai Wain ausgewildert worden. Zum Zeitpunkt der Untersuchung war sie in guter körperlicher Verfassung, hatte keinerlei Verletzungen und wog etwa 40 kg.
In den 25 Jahren seit ihrer Freilassung hatte Siti größtenteils unabhängig gelebt, jedoch gelegentlich auch Wohngebiete betreten und war deshalb schon einmal umgesiedelt worden – damals nach Meratus.
Nach der medizinischen Untersuchung brachte unser Team Siti schnell in das Rehabilitationszentrum und setzte sie in das Sozialisierungsgehege. Das Orang-Utan-Weibchen war offensichtlich sehr hungrig, denn sie aß mit Appetit das angebotene Obst.
Aufgrund ihres langen Kontaktes mit Menschen wird sie nun eine dreimonatige Quarantänezeit durchlaufen, in der sie täglich von unseren Technikern überwacht und beobachtet wird. Nach einem finalen, routinemäßigen Gesundheitscheck und ergänzenden Untersuchungen werden wir sie hoffentlich wieder in den Wald entlassen können.
Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebensraum. Jeder Beitrag hilft.