27. Oktober 2023
Orang-Utan im Regenwald

Wie kann eine fried­liche Koexis­tenz von Wild­tieren und Farmern gelingen?

Die Welt­be­völ­ke­rung wächst und mensch­liche Sied­lungen sowie land­wirt­schaft­liche Nutz­flä­chen breiten sich immer weiter aus. Bisher unbe­rührte Natur, auf Borneo vor allem Regen­wald, müssen weichen. Die Folge sind zuneh­mende Konflikte zwischen Menschen und Wild­tieren, deren Lebens­raum immer weiter schrumpft.


Mensch-Tier-Konflikte enden für Orang-Utans oft tödlich


Die Borneo Oran­gutan Survival Foun­da­tion hat sich daher mit BOS Deutsch­land und Fair­ven­tures World­wide (FVW) zusam­men­getan, um Stra­te­gien zu testen, wie sich solche Konflikte mini­mieren lassen. Das Projekt war über drei Jahre ange­legt, von Mai 2020 bis April 2023, und wurde vom Bundes­mi­nis­te­rium für Ernäh­rung und Land­wirt­schaft finan­ziert und von der Natur­schutz­be­hörde (BKSDA) in Zentral­ka­li­mantan, Borneo, unterstützt.

Ein Mitarbeiter der BOS Foundation auf einem der Testfelder
Ein Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion auf einem der Testfelder


Eine Schlüs­sel­rolle im Projekt spielten zwei Test­felder für Agro­forst­wirt­schaft, welche wir auf bereits entwal­deten Flächen anlegten. Wir gehen der Frage nach, wie sowohl Menschen als auch die Wild­tier­po­pu­la­tion inner­halb eines Agro­forst­sys­tems profi­tieren können. Auf den Test­fel­dern wurde eine Kombi­na­tion aus Nest- und Futter­bäumen für Orang-Utans sowie wirt­schaft­lich ertrags­brin­genden Bäumen und Früchten gepflanzt. Bei groß­flä­chiger Wieder­her­stel­lung degra­dierter Gebiete auf Borneo könnte die Agro­forst­wirt­schaft so lang­fristig einen Korridor für Wild­tiere bilden, während die Ernte­er­träge Einkommen für Bäue­rinnen und Bauern schaffen. Das Projekt wurde gemeinsam mit der Bevöl­ke­rung aus zwei Dörfern auf Borneo durch­ge­führt. Wir konnten dabei unsere Erfah­rungen im aktiven Orang-Utan-Schutz sowie im Bereich des Gemeinde Empowerm­ents in die Entwick­lung der Stra­te­gien einfließen lassen.


Das Projekt ist ein wich­tiger Schritt, um Verständnis fürein­ander zu schaffen.

Training für Mitarbeitende von Palmöl- und Holzplantagen
Trai­ning für Mitar­bei­tende von Palmöl- und Holzplantagen


Während unser Projekt­partner FVW sich um die Bepflan­zung der Test­felder kümmerte – um zu testen, welche Baum­arten unter den gege­benen Stand­ort­be­din­gungen gut gedeihen können – ging es beim Beitrag von BOS vor allem um die Frage, wie Konflikte zwischen Menschen und Orang-Utans auf Agro­forst­flä­chen zumin­dest mini­miert werden können. Denn es ist davon auszu­gehen, dass die Koexis­tenz von Menschen und Wild­tieren in Agro­forst­sys­temen Konflikte, beispiels­weise durch Konkur­renz um dieselben Ressourcen, begüns­tigen kann.

Daher wurden, im viel­leicht wich­tigsten Teil des Projektes, Gemein­de­mit­glieder und Mitar­bei­tende von Holz- und Ölpalm­plan­tagen für den gewalt­freien Umgang mit Wild­tieren sensi­bi­li­siert. Die im Projekt erar­bei­tete Hand­rei­chung zur Mensch-Wild­tier-Konflikt­ver­mei­dung in Kali­mantan sieht vor, dass sich Menschen ruhig verhalten, wenn sie beob­achten, dass sich Orang-Utans einem Feld nähern. Orang-Utans sind in der Regel nicht aggressiv und stellen keine Gefahr für Menschen dar, wenn man sie nicht bedroht. Keines­falls dürfen gefähr­liche Werk­zeuge oder gar Waffen verwendet werden. Viel­mehr sollen Menschen die Tiere durch ihre Präsenz, jedoch mit einem Abstand von mindes­tens 20 Metern, dazu bewegen, die land­wirt­schaft­lich genutzte Fläche zu verlassen.

Orang-Utans-Mutter mit Baby
Orang-Utans: fried­liche, vom Aussterben bedrohte Waldbewohner


Best Prac­tice: Wenn Arten­schutz, Bildung und Umwelt­schutz Hand in Hand gehen


Nach Abschluss des drei­jäh­rigen Projektes lässt sich sagen: Grund­sätz­lich sind Agro­forst­sys­teme bei der Wieder­her­stel­lung von degra­dierten Flächen auf Borneo dazu geeignet, sowohl neuen Lebens­raum für Wild­tiere zu schaffen als auch der einhei­mi­schen Bevöl­ke­rung ein lang­fris­tiges Einkommen bieten, während durch die Pflan­zungen gleich­zeitig CO2 gebunden und Erosion vorge­beugt wird. Jedoch sind weitere Feld­ver­suche zur Auswahl stand­ort­ge­rechter Baum­arten notwendig, damit der Ansatz wirt­schaft­lich rentabel wird.
Vor allem aber ist das erfolg­reich durch­ge­führte Projekt ein wich­tiger Schritt nach vorne im Bemühen, Konflikte zwischen Wild­tieren und Menschen zu redu­zieren bezie­hungs­weise diese, wo sie dennoch auftreten, so zu managen, dass die Verluste auf beiden Seiten mini­miert werden.

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.