Die Weltbevölkerung wächst und menschliche Siedlungen sowie landwirtschaftliche Nutzflächen breiten sich immer weiter aus. Bisher unberührte Natur, auf Borneo vor allem Regenwald, müssen weichen. Die Folge sind zunehmende Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren, deren Lebensraum immer weiter schrumpft.
Mensch-Tier-Konflikte enden für Orang-Utans oft tödlich
Die Borneo Orangutan Survival Foundation hat sich daher mit BOS Deutschland und Fairventures Worldwide (FVW) zusammengetan, um Strategien zu testen, wie sich solche Konflikte minimieren lassen. Das Projekt war über drei Jahre angelegt, von Mai 2020 bis April 2023, und wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert und von der Naturschutzbehörde (BKSDA) in Zentralkalimantan, Borneo, unterstützt.
Eine Schlüsselrolle im Projekt spielten zwei Testfelder für Agroforstwirtschaft, welche wir auf bereits entwaldeten Flächen anlegten. Wir gehen der Frage nach, wie sowohl Menschen als auch die Wildtierpopulation innerhalb eines Agroforstsystems profitieren können. Auf den Testfeldern wurde eine Kombination aus Nest- und Futterbäumen für Orang-Utans sowie wirtschaftlich ertragsbringenden Bäumen und Früchten gepflanzt. Bei großflächiger Wiederherstellung degradierter Gebiete auf Borneo könnte die Agroforstwirtschaft so langfristig einen Korridor für Wildtiere bilden, während die Ernteerträge Einkommen für Bäuerinnen und Bauern schaffen. Das Projekt wurde gemeinsam mit der Bevölkerung aus zwei Dörfern auf Borneo durchgeführt. Wir konnten dabei unsere Erfahrungen im aktiven Orang-Utan-Schutz sowie im Bereich des Gemeinde Empowerments in die Entwicklung der Strategien einfließen lassen.
Das Projekt ist ein wichtiger Schritt, um Verständnis füreinander zu schaffen.
Während unser Projektpartner FVW sich um die Bepflanzung der Testfelder kümmerte – um zu testen, welche Baumarten unter den gegebenen Standortbedingungen gut gedeihen können – ging es beim Beitrag von BOS vor allem um die Frage, wie Konflikte zwischen Menschen und Orang-Utans auf Agroforstflächen zumindest minimiert werden können. Denn es ist davon auszugehen, dass die Koexistenz von Menschen und Wildtieren in Agroforstsystemen Konflikte, beispielsweise durch Konkurrenz um dieselben Ressourcen, begünstigen kann.
Daher wurden, im vielleicht wichtigsten Teil des Projektes, Gemeindemitglieder und Mitarbeitende von Holz- und Ölpalmplantagen für den gewaltfreien Umgang mit Wildtieren sensibilisiert. Die im Projekt erarbeitete Handreichung zur Mensch-Wildtier-Konfliktvermeidung in Kalimantan sieht vor, dass sich Menschen ruhig verhalten, wenn sie beobachten, dass sich Orang-Utans einem Feld nähern. Orang-Utans sind in der Regel nicht aggressiv und stellen keine Gefahr für Menschen dar, wenn man sie nicht bedroht. Keinesfalls dürfen gefährliche Werkzeuge oder gar Waffen verwendet werden. Vielmehr sollen Menschen die Tiere durch ihre Präsenz, jedoch mit einem Abstand von mindestens 20 Metern, dazu bewegen, die landwirtschaftlich genutzte Fläche zu verlassen.
Best Practice: Wenn Artenschutz, Bildung und Umweltschutz Hand in Hand gehen
Nach Abschluss des dreijährigen Projektes lässt sich sagen: Grundsätzlich sind Agroforstsysteme bei der Wiederherstellung von degradierten Flächen auf Borneo dazu geeignet, sowohl neuen Lebensraum für Wildtiere zu schaffen als auch der einheimischen Bevölkerung ein langfristiges Einkommen bieten, während durch die Pflanzungen gleichzeitig CO2 gebunden und Erosion vorgebeugt wird. Jedoch sind weitere Feldversuche zur Auswahl standortgerechter Baumarten notwendig, damit der Ansatz wirtschaftlich rentabel wird.
Vor allem aber ist das erfolgreich durchgeführte Projekt ein wichtiger Schritt nach vorne im Bemühen, Konflikte zwischen Wildtieren und Menschen zu reduzieren beziehungsweise diese, wo sie dennoch auftreten, so zu managen, dass die Verluste auf beiden Seiten minimiert werden.
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