Für uns gibt es kaum einen schöneren Moment als den, wenn wir nach jahrelanger Pflege, Fürsorge und Ausbildung unsere Orang-Utan-Schützlinge in die Freiheit entlassen können. Diesmal — kurz vor dem Welt-Orang-Utan-Tag am 19. August — ist dieses Ereignis noch durch ein weiteres Highlight bereichert worden.
Zehn Orang-Utans starten gerade in ihr neues freies Leben in einem neuen Auswilderungsgebiet, dem Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark. Die wieder einmal erfolgreiche Zusammenarbeit der BOS Foundation mit der Naturschutzbehörde BKSDA hat dies möglich gemacht. Sechs weibliche und vier männliche Orang-Utans sind die glücklichen neuen Wilden. Noch eine weitere Besonderheit: Drei der Weibchen sind Mütter mit ihrem Nachwuchs.
Seit 2012 konnte BOS bereits 167 Orang-Utans aus Nyaru Menteng erfolgreich im Wald von Bukit Batikap in Zentral-Kalimantan auswildern. Jetzt dürfen zehn weitere Orang-Utans aus Nyaru Menteng in ihr neues Leben in Freiheit starten – erstmals in ein neues gesichertes Waldgebiet in Zentral-Kalimantan, den Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark. Das neue Auswilderungsgebiet ist ein spektakulärer Biodiversitäts-Hotspot, der schon jetzt einer Reihe seltener Tierarten, wie dem Nebelparder, Malaienbären und Plumploris eine Heimat bietet. Wir hoffen, dass bis zu 300 Orang-Utans in das neue Gebiet ausgewildert werden können.
Die BOS Foundation benötigt dringend neue Auswilderungsgebiete, da die Kapazität des Buktit Batikap Waldes mit 167 ausgewilderten Tieren fast erreicht ist. Allein in der Rettungsstation Nyaru Menteng warten aktuell fast 500 Orang-Utans auf ihre baldige Auswilderung.
Ein für die Auswilderung geeignetes Gebiet muss einige Bedingungen erfüllen. So muss der Ort unter 900 Meter ü. d. M. liegen. Natürlich müssen das ganze Jahr über ausreichend Pflanzen mit essbaren Früchten vorhanden sein. Ebenso wichtig ist es, dass noch keine oder nur wenige wildlebende Orang-Utans in dem Gebiet leben. Und last but not least muss so sicher wie möglich fest stehen, dass das Gebiet auch in Zukunft nicht für die wirtschaftliche Nutzung (Ölpalmen, Tropenholz, Papier, Bergbau) in Frage kommt.
Am 11. August startete das Auswilderungsteam der BOS Foundation nach einer traditionellen Feierlichkeit unter Anwesenheit vieler Offizieller aus Politik und Verwaltung, von der Rettungsstation aus zu ihrem zehn Stunden entfernten Ziel im tiefsten Regenwald.
Auch der Vorsitzende der Generaldirektion für Wald- und Naturschutz des Indonesischen Forstwirtschaftsministeriums (KSDAE) Dr. Ir. Tachrir Fathoni war bei den Feierlichkeiten in Nyaru Menteng zugegen. „Wir müssen hart arbeiten, um den Orang-Utan als eine akut vom Aussterben bedrohte Art zu schützen. Sein Lebensraum nahm aufgrund der Landnutzung durch uns Menschen drastisch ab. Der Orang-Utan ist durch unverantwortliches Handeln der Menschen gefährdet. Die Auswilderung von rehabilitierten Tieren ist ein großes und wichtiges Ereignis im Kampf um die Erhaltung ihrer Art. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass der Orang-Utan unerlässlich für unseren Regenwald und andere Arten ist. Noch etliche Orang-Utans warten in den Rettungsstationen auf ihre Freiheit. Währenddessen müssen wir dafür sorgen, dass weniger Orang-Utans in den Stationen ankommen. Dies können wir nur durch mehr Schutz und Aufklärung erreichen. Wir sind es zukünftigen Generationen einfach schuldig.“
Der Regent von Katingan, H. Ahmad Yantenglie, S.E., dessen Büro zuständig ist für den Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark, drückte sich ähnlich unterstützend aus: „Der Nationalpark wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Dies ist eine sehr wichtige Anerkennung dieses vielfältigen Waldes. Diesen Zustand müssen wir unbedingt bewahren. Meine Mitarbeiter und ich sind sehr stolz darauf, die Möglichkeit zu haben den Naturschutz voran zu treiben. Es ist uns eine Ehre dieses Vorhaben zu unterstützen.“
Mahnende Worte hatte Dr. Ir. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation, beizutragen: „Seit 2012 wurden 212 Orang-Utans von der BOS Foundation ausgewildert. Nun folgen weitere zehn rehabilitierte Tiere. Trotz dieser Erfolge muss leider angemerkt werden, dass sich noch über 700 Orang-Utans in den zwei Rettungsstationen befinden. Durch die Brände im letzten Herbst sind 19 weitere Orang-Utans in das Rehabilitationsprogramm aufgenommen worden. Wir sind sehr damit beschäftigt, nach geeigneten und vor allem sicheren Gebieten zu suchen, in denen wir die Orang-Utans auswildern können. Der Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark ist eines dieser Gebiete.
Wir erwarten eine nachhaltige Unterstützung der Regierung. Nur sie kann uns dabei helfen, den Lebensraum der Orang-Utans zu schützen und durch stärkere Gesetze gegen die Zerstörung desselbigen strafrechtlich vorzugehen.
Der sogenannte „Orang-Utan-Aktionsplan“ sah vor, dass wir bis 2015 alle Orang-Utans in die Wildnis entlassen. Dieses Ziel konnte leider nicht erreicht werden. Die BOS Foundation hat erkannt, dass die Orang-Utans und ihr Lebensraum nur durch eine gute Zusammenarbeit vieler Parteien erfolgreich geschützt werden kann. Die Regierung, Gesellschaft und die Wirtschaft müssen Hand in Hand arbeiten. Deshalb versucht die BOS Foundation mit der Regierung auf verschiedenen Ebenen zusammen zu arbeiten. Sowohl das Umwelt- als auch das Forstministerium arbeiten bereits mit uns zusammen.
Wir bedanken uns bei allen Menschen auf der Welt, die uns durch ihre Unterstützung im Kampf gegen das Aussterben der Orang-Utans helfen.“