12. November 2021

Zerstö­rung der Wälder verhin­dern: Feigen­bäume als Schlüssel zur Wiederaufforstung

Auf dem Welt­kli­ma­gipfel in Glasgow haben sich mehr als 100 Staaten dazu verpflichtet, die welt­weite Zerstö­rung der Wälder zu stoppen. Ihr Bestand schrumpft drama­tisch: Jede Minute geht eine Fläche von rund 27 Fußball­fel­dern verloren. Was können wir der Entwal­dung entge­gen­setzen? Dafür brau­chen wir gute Ideen. Gemeinsam mit unserem Partner, dem Rhino and Forest Fund und in Zusam­men­ar­beit mit dem „Forest Rese­arch Centre Sepilok“ haben wir ein viel­ver­spre­chendes Projekt in Sabah, im malai­si­schen Teil von Borneo ins Leben gerufen.

Entwal­dete Flächen zum Leben erwecken

Inwie­weit die Ergeb­nisse des Klima­gip­fels tatsäch­lich dazu beitragen können, die globale Entwick­lung zu stoppen, wird sehr unter­schied­lich bewertet. Doch eines ist klar: Wir müssen jetzt handeln. Neben dem Schutz der vorhan­denen Wälder geht es dabei um die Wieder­auf­fors­tung von bereits entwal­deten Gebieten. Auf Borneo ist der Regen­wald in den letzten Jahr­zehnten um mehr als die Hälfte   geschrumpft.  Gerade die beson­ders arten­rei­chen Tief­land­re­gen­wälder Borneos sind dabei weit­ge­hend zerstört worden, da sie für die Holz­in­dus­trie beson­ders inter­es­sant sind und sich im Gegen­satz zu Gebirgs­re­gen­wäl­dern gut für Palm­öl­plan­tagen eignen.

Eine drama­ti­sche Entwicklung.

Aber noch ist es nicht zu spät. Um die einzig­ar­tige Arten­viel­falt Borneos doch noch zu bewahren, reali­sieren wir gemeinsam mit dem „Rhino and Forest Fund“ in Zusam­men­ar­beit mit den lokalen Forst­be­hörden ein umfang­rei­ches Auffors­tungs­pro­jekt in Sabah, im Nord­osten Borneos.

Feigen­bäume als Schlüssel zur Wiederaufforstung

Eine entschei­dende Rolle spielen dabei Feigen­bäume: Sie gelten als „keystone species“ (Schlüs­sel­arten) für die Wieder­auf­fors­tung. Die Pflanzen sind relativ anspruchslos, wachsen schnell und tragen je nach Art bis zu fünf Mal Früchte im Jahr – und es gibt kaum ein Tier im Regen­wald, das diese Feigen­früchte oder ‑blätter nicht frisst. Auch Orang-Utans lieben sie. Feigen­früchte zählen somit zu den Haupt­nah­rungs­quellen im Regen­wald. Und sie verbreitet sich auf ganz natür­liche Weise: Die Tiere verdauen die Früchte und scheiden die Samen an anderer Stelle (zusammen mit ganz „natür­li­chem Dünger“) wieder aus. Bei manchen Feigen­arten muss der Samen durch den Verdau­ungsakt einer ganz bestimmten Schleich­katze oder eines Vogels, um keimen zu können. Insbe­son­dere die Würge­feigen setzen dabei auf die Verbrei­tung durch Vögel: Diese fressen die Früchte und hinter­lassen die Samen hoch oben auf den Ästen der Bäume, wenn sie dort koten. Das Sonnen­licht begüns­tigt das Austreiben der Wurzeln in luftiger Höhe. Nach und nach umschließt die Würge­feige den Baum, bis dieser irgend­wann Jahr­zehnte später abstirbt. Die Würge­feige ist dann stabil genug, um auf “eigenen Füßen” zu stehen.

Die Würgefeige erkennt man an ihrem auffälligen Wurzelwerk
Die Würge­feige erkennt man an ihrem auffäl­ligen Wurzelwerk

Die Nach­kommen werden direkt am Baum „gezüchtet“

Um nicht auf Schleich­katzen oder Vögel ange­wiesen zu sein, betreiben wir gemeinsam mit dem „Rhino and Forest Fund“ sei 2020 mehrere Baum­schulen in Sabah. Hier werden unter­stützt vom „Forest Rese­arch Centre“ Spezia­lis­tinnen und Spezia­listen für die Feigen­zucht ausge­bildet. Um möglichst schnell möglichst viele neue Setz­linge diverser Arten zu züchten, prak­ti­zieren wir hier sehr erfolg­reich das „Marcot­ting“:  Bei dieser Zucht­me­thode werden Zweige direkt am Baum ange­ritzt und eine Hand­voll Erde mithilfe einer Plas­tik­folie um den ange­ritzten Zweig gebunden (siehe Bild). Nach rund 3–4 Wochen hat die Pflanze im Ballen Wurzeln ausge­bildet. Der Zweig wird samt Wurzeln abge­trennt und kann in die Erde gesetzt werden. Auf diese Weise haben wir in unserer Baum­schule schon hunderte Setz­linge gewonnen. Hinzu kommen tausende weiterer Setz­linge von bereits über 40 einhei­mi­schen Baumarten.

Die angeritzten Zweige werden mit Erde und Folie umschlossen
Die ange­ritzten Zweige werden mit Erde und Folie umschlossen
Nach 3-4 Wochen kann der neue Trieb eingepflanzt werden
Nach 3–4 Wochen kann der neue Trieb einge­pflanzt werden
Die Setzlinge sind bereit für ihren Einsatz
Die Setz­linge warten auf ihren Einsatz

Ein natür­li­cher Lebens­raum entsteht

Die Setz­linge pflanzen wir unter anderem in unserem Wild­tier­kor­ridor in Sabah. Seit zwei Jahren wandelt BOS gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) alte Ölpal­men­plan­tagen in Regen­wald um. Der Korridor verbindet die beiden Schutz­ge­biete Tabin und Kulamba mitein­ander. Ein neuer, arten­rei­cher Lebens­raum entsteht. Dabei bieten die ausge­dienten Ölpalmen den jungen Setz­lingen in der ersten Wachs­tums­phase Schutz vor Erosion und zu starker Sonnen­ein­strah­lung. Sobald die neuen Pflanzen stark genug sind, werden die Ölpalmen per Hand gefällt oder bleiben als Gerüst für Würge­feigen stehen. Das ist sehr aufwändig. Geplant ist, dies in Zukunft mithilfe von Würge­feigen ganz natür­lich zu unter­stützten: Wir setzen die Setz­linge oben auf die Ölpalmen, wo die Feige die Palme nach und nach umschließt und lang­fristig zum Absterben bringt. So nutzen wir die Ölpalmen, um einen arten­rei­chen natur­nahen Regen­wald wieder aufer­stehen zu lassen.

Wir haben noch viel vor.
 
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