The FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) und die Collaborative Partnership on Forests haben den Internationalen Tag des Waldes gewählt, um die Nutzung von Holz als für Energiezwecke zu propagieren. Wälder werden als „Kraftwerk der Natur“ bezeichnet. Die zentrale Botschaft lautet, Wälder seien traditionell ohnehin eine Quelle der Energiegewinnung, aber darüber hinaus die weltgrößte Ressource erneuerbarer Energien.
Unglücklicherweise ignoriert diese Botschaft die schwerwiegenden Auswirkungen nachwachsender Rohstoffe (sogenannte Bioenergie) auf die Umwelt, das Klima, auf lokale Gemeinschaften, auf die Gesundheit und natürlich auf die Wälder selbst. Der anhaltende politische Druck, Wälder erheblich mehr als bisher zur Energieerzeugung zu nutzen – als Versuch, den Klimawandel abzumildern — basiert auf fehlerhafter Wissenschaft und ist geeignet, mehr Probleme als Lösungen zu schaffen.
Schon jetzt trägt der dramatische Anstieg von Energiegewinnung durch Holz und im industriellen Maßstab zur Klimaerwärmung und Waldzerstörung bei – und Europa weist dabei den Weg. Die gegenwärtigen Ziele der EU hinsichtlich erneuerbarer Energie werden wahrscheinlich einen Bedarf nach grob gerechnet 100 Millionen Kubikmeter zusätzlich bewirken, was wiederum die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern, signifikant verringern wird.
Nachfrage nach Energie aus Holz kann niemals allein durch „Holzabfall“ gedeckt werden – eine Behauptung der Industrie, die schon oft widerlegt wurde. Vielmehr baut die Biomassenindustrie zunehmend auf Qualitätsholz, das direkt aus den Wäldern kommt, oft sogar nach Europas aus Russland und den USA importiert. Andere Länder wie Japan, Südkorea und Australien holen sich ihr Holz ebenfalls von dort.
Als Antwort auf diesen Trend spekulieren Investoren bereits, und Marktanalysten sagen einen Zuwachs an Holzplantagen (d.h. schnell wachsende Monokulturen) in Afrika, Südamerika und Asien voraus. Dieser Trend macht tief besorgt über weiteres „Land Grabbing“, weitere Menschenrechtsverletzungen, noch mehr Waldzerstörung und ‑degradation sowie schwere Auswirkungen auf die Sicherheit lokaler Ernährungs‑, Wasser- und Energiesicherheit.
Der gemeinsame Faktor dieser globalen Entwicklungen besteht darin, dass sie alle auf irrigen Politikansätzen basieren. Fälschlicherweise wird angenommen, dass die energetische Nutzung von Holz keinen negativen Einfluss auf das Klima habe, also ohne Emissionen auskäme. Doch die Annahme, dass alle Bioenergie CO2-neutral sei, wurde mittlerweile weithin als wissenschaftlich unhaltbarer Mythos widerlegt. Die FAO ignoriert diese Erkenntnisse allerdings in bemerkenswerter Weise und kultiviert weiterhin den CO2-Neutralitäts-Mythos, indem sie Wälder als globale Energiequelle propagiert.
Der rapide anwachsende Gebrauch von Holz als Quelle für Elektrizität, Wärme und Kraftstoff riskiert schwere Schäden an Umwelt, Klima und Gesundheit sowie den Rechten und Lebensgrundlagen indigener Bevölkerung. Mehr noch, dieser Trend gründet sich auf falscher Interpretation von Wissenschaft und Forschung. Daher ist es nicht nur überraschend, sondern auch sehr enttäuschend, dass die FAO diese Form der Energiegewinnung ausgerechnet am Internationalen Tag des Waldes propagiert, ohne auch nur über die darin enthaltenen Risiken nachzudenken.
Die unterzeichnenden Organisationen fordern die FOA daher auf,
- die Befürwortung und Propagierung von Biomasse zur großmaßstäblichen Energieerzeugung zu beenden,
- die irreführende Präsentation aller Holz-Biomasse als „CO2-neutral“ und „nachhaltig“ einzustellen,
- ressourceneffiziente und sinnvoll abgestufte Nutzung von Holz zu unterstützen, die zu einer mittel- bis langfristigen Kohlenstoffspeicherung beitragen sowie
- ihren Fokus wieder auf Bewahrung und Wiederherstellung biologisch reichhaltiger Wälder zu richten, was einen weitaus besseren Beitrag zur Abmilderung des Klimawandels leisten würde als Bäume zu verbrennen.
Englische Version: http://www.eubioenergy.com/2017/03/21/open-ngo-letter-on-faos-international-day-of-forests-2017/