Jede Geburt im Bukit-Batikap-Schutzwald ist für uns mit unbändiger Freude verbunden. So auch bei dem jüngsten Waldbewohner, dessen Start ins Leben ein wenig holprig verlief.
Bereits im Juni war die Freude groß, als unser Post-Release-Monitoring-Team die schwangere Compost entdeckte. Seit 2015 lebt sie in Freiheit und hatte in dieser Zeit einige gesundheitliche Probleme. Viele aus unserem Team glaubten, dass sie für eine Schwangerschaft zu schwach sei. Doch Compost hat uns eines Besseren belehrt.
Unser Post-Release-Monitoring-Team (PRM) aus dem Camp Totat Jalu beobachtete sie regelmäßig und wurde unruhig, als der errechnete Zeitpunkt für die Geburt näher rückte. Denn Compost wirkte sehr lethargisch und ihr Bauch wurde kleiner. Wir befürchteten schon, dass sie ihr Baby verloren hätte.
Wir behielten Compost genauestens im Auge. Am dritten Dezember fanden wir sie — wie meist — in einem Nest ruhend vor. Als sie hinauskletterte, erwartete das Team schon das Schlimmste. Doch an ihrer Brust hing ein kleines Fellknäuel! Ein lebendiges Orang-Utan-Baby, noch an der Nabelschnur! Compost war Mutter geworden — wie es scheint von einem kleinen Mädchen. Unserem Team kamen Tränen der Freude.
Als Compost zu Boden stieg, bemerkten unsere Tierärzte die Nachgeburt. Ein Zeichen dafür, dass die Geburt nur wenige Stunden her war. Die junge Mutter schützte ihr Baby vor neugierigen Blicken und zeigte uns somit, wie sehr sie um ihre Tochter besorgt ist.

Als das Neugeborene anfing zu weinen, verschlechterte sich die Lage, denn Compost wusste nicht, was sie tun sollte. Sie nahm sie auf ihre Schulter, anstatt sie zu stillen. Schnell wurde uns klar, dass Compost keine Ahnung hatte, was eine Mutter machen muss. Sie selbst war ohne Mutter aufgewachsen. Man fand sie als Baby in einer Palmölplantage und sie wurde bis zu ihrer Rettung illegal von Menschen gehalten. Wir ließen die beiden für den Abend erstmal allein, in der Hoffnung, dass Compost schon herausfinden würde, wie sie ihr Baby versorgen muss.
Heftige Regenfälle hinderten unser Team einige Tage daran, die Beobachtung fortzusetzen — der Fluss war über die Ufer getreten und schnitt uns den Weg ab. Wir hofften, dass Mutter und Tochter auch ohne uns zurechtkommen würden.

Sobald wir konnten, machten wir uns wieder auf den Weg zu Compost und ihrer Tochter. Sie hatte ihr Baby endlich an ihre Brust genommen. Das Team freute sich, dass Mutter und Kind alle Widrigkeiten überstanden hatten. Compost hatte ihre Mutter verloren, musste in Gefangenschaft leben und lernte dann bei BOS, was es heißt, ein richtiger Orang-Utan zu sein. Nun, zurück im Dschungel, kann sie als Orang-Utan-Mutter ihrem Kind ein leichteres Leben ermöglichen, als sie selbst es hatte.
Glückwunsch Compost, das hast du gut gemacht!
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