1. Februar 2023
Orang-Utan Mutter mit Baby

Zwei Nach­richten, die traurig machen

Ein Kommentar vom BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes

Zwei Nach­richten in 24 h haben mich traurig und wütend gemacht. Dauer­thema Zoos: Gestern verstarb die Bonobo Dame Margit mit über 70 Jahren im Frank­furter Zoo. Das Medi­en­echo war groß, aber es ging primär um ihr „rekord­ver­däch­tiges“ Alter (Deutsch­land, Land der Rekorde…) und um die große Trauer des Zoos. Die wirk­liche Nach­richt musste ich suchen, denn Margit war eine der letzten Wild­fänge und wurde mit ca. 10 Jahren in Afrika gefangen und verbrachte wohl über 6 Jahr­zehnte expo­niert in ihrer Zooan­lage. Konnte sie sich noch an ihre Zeit in Frei­heit erin­nern? Wäre sie auch im Kongo so alt geworden bzw. hätte sie die Wahl gehabt, für was hätte sie sich entschieden? Langes Leben versus kürzeres Leben, dafür aber im Regen­wald? Diese Fragen beschäf­tigten mich gestern Nacht, und nun muss ich gleich heute Morgen lesen, dass im Basler Zoo zwei Orang-Utans verstorben sind. Nach dem tragi­schen Verlust ihrer Mutter wurde das ledig­lich vier Tag altes Orang-Utan Baby, und hier lesen Sie richtig: einge­schlä­fert. Im nächsten Satz wird sogar das schwie­rige Wort „Eutha­nasie“ benutzt.

“Vor der Eutha­nasie habe man sich mit den Zucht­buch­ver­ant­wort­li­chen sowie verschie­denen Orang-Utan-Experten ausge­tauscht und sich gemeinsam für den Schritt entschieden.“ Das ist für mich unver­ständ­lich. Wurden auch „Experten“ aus Indo­ne­sien befragt? Unsere Baby­sit­te­rinnen und medi­zi­ni­schen Fach­kräfte in den Rettungs­sta­tionen haben schon des Öfteren Wunder bewirkt. Wie können Menschen – ohne wirk­lich alles probiert zu haben – einfach den Daumen runter halten? Da retten wir ohne Unter­lass und mit viel Aufwand, Geld und Krea­ti­vität jedes noch so hoff­nungs­lose Orang-Utan-Leben in Indo­ne­sien, und vor unserer Haustür passiert diese Tragödie. Verkehrte Welt oder liege ich hier komplett falsch?“