Ein Kommentar vom BOS-Geschäftsführer Daniel Merdes
Zwei Nachrichten in 24 h haben mich traurig und wütend gemacht. Dauerthema Zoos: Gestern verstarb die Bonobo Dame Margit mit über 70 Jahren im Frankfurter Zoo. Das Medienecho war groß, aber es ging primär um ihr „rekordverdächtiges“ Alter (Deutschland, Land der Rekorde…) und um die große Trauer des Zoos. Die wirkliche Nachricht musste ich suchen, denn Margit war eine der letzten Wildfänge und wurde mit ca. 10 Jahren in Afrika gefangen und verbrachte wohl über 6 Jahrzehnte exponiert in ihrer Zooanlage. Konnte sie sich noch an ihre Zeit in Freiheit erinnern? Wäre sie auch im Kongo so alt geworden bzw. hätte sie die Wahl gehabt, für was hätte sie sich entschieden? Langes Leben versus kürzeres Leben, dafür aber im Regenwald? Diese Fragen beschäftigten mich gestern Nacht, und nun muss ich gleich heute Morgen lesen, dass im Basler Zoo zwei Orang-Utans verstorben sind. Nach dem tragischen Verlust ihrer Mutter wurde das lediglich vier Tag altes Orang-Utan Baby, und hier lesen Sie richtig: eingeschläfert. Im nächsten Satz wird sogar das schwierige Wort „Euthanasie“ benutzt.
“Vor der Euthanasie habe man sich mit den Zuchtbuchverantwortlichen sowie verschiedenen Orang-Utan-Experten ausgetauscht und sich gemeinsam für den Schritt entschieden.“ Das ist für mich unverständlich. Wurden auch „Experten“ aus Indonesien befragt? Unsere Babysitterinnen und medizinischen Fachkräfte in den Rettungsstationen haben schon des Öfteren Wunder bewirkt. Wie können Menschen – ohne wirklich alles probiert zu haben – einfach den Daumen runter halten? Da retten wir ohne Unterlass und mit viel Aufwand, Geld und Kreativität jedes noch so hoffnungslose Orang-Utan-Leben in Indonesien, und vor unserer Haustür passiert diese Tragödie. Verkehrte Welt oder liege ich hier komplett falsch?“