8. Juni 2021

Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Sieben Orang-Utans aus unserem Schutz­zen­trum Nyaru Menteng finden ihr neues Zuhause im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park. Vorher haben die Glücks­pilze einen langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess durch­laufen – nun starten sie in ihr neues, wildes Leben.


Aber der Reihe nach: Bevor sie die anstren­gende Reise bis zum Ort ihrer Auswil­de­rung ange­treten haben, hat unser Ärzte­team in Nyaru Menteng alle Tiere medi­zi­nisch unter­sucht: Wie viel wiegt der Orang-Utan? Sind die Zähne ok? Wie hoch ist die Körper­tem­pe­ratur? Gibt es irgend­welche Verlet­zungen? Was sagen die Blut­werte? Um diese Prozedur für die Tiere möglichst stress­frei zu halten, werden sie dafür leicht sediert. Nach dem Gesund­heits­check wurden die Tiere vorsichtig in sepa­rate Trans­port­boxen gelegt. Auf Fahr­zeugen verladen ging es dann mitten in der Nacht los. Immer wieder hat das Team auf der rund 20 Stunden dauernden Reise kurze Pausen einge­legt, um nach den Orang-Utans zu sehen. Die letzten vier Stunden ging es dann auf dem Boot weiter, bis jedes Tier zu seinem Bestim­mungsort kam.

Jedes Tier wird genau untersucht
Jedes Tier wird genau untersucht

Viele Tiere haben eine drama­ti­sche Geschichte

Jeder Orang-Utan hat eine eigene Lebens­ge­schichte. Auch diese „Neuen Wilden“ wurden in den vergan­genen Jahren im Schutz­zen­trum liebe­voll und fürsorg­lich auf ihre Auswil­de­rung vorbe­reitet. Eines von ihnen ist das Orang-Utan-Weib­chen Suayap. Sie kam 2006 zu uns, da war sie geschätzt zwischen sechs und sechs­ein­halb Jahren alt. Suayap war einer von 48 Orang-Utans, die aus dem Safari World Vergnü­gungs­park in Bangkok gerettet und nach Borneo zurück­ge­bracht wurden. Ein Gentest bestä­tigte: Sie war auf Borneo geboren, wurde dort gefangen und illegal nach Thai­land geschmug­gelt. Dort hätte ihr das lebens­lange Schicksal “Vergnü­gungs­park” gedroht – als junger Orang-Utan als nied­li­ches Foto­mo­dell, als ausge­wach­sener Orang-Utan als Boxer, Nummern­girl oder in einem anderen „Unter­hal­tungs­pro­gramm“.

Kein Orang-Utan soll so "leben" müssen
Kein Orang-Utan soll so “leben” müssen

Jeder Orang-Utan hat unter­schied­li­chen Entwicklungsstand

In unseren Schutz­zen­tren geht es darum, die Tiere so artge­recht wie möglich zu betreuen. In der Wald­schule werden die Über­le­bens­fä­hig­keiten mit Hilfe von inten­sivem Enrich­ment entwi­ckelt und trai­niert. Suayap war vier Jahre in der Wald­schule, bevor sie im Juni 2019 auf die Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster umge­sie­delt wurde. Hier konnte sie sich „beweisen“. Sie ist von ihrem Wesen her nicht aggressiv, konnte jedoch gut für sich selbst einstehen, wenn es nötig war. Sie erkun­dete aktiv ihre Umge­bung, suchte fleißig nach Futter und verhielt sich in jeder Situa­tion wie ein wilder Orang-Utan. Die besten Voraus­set­zungen, um ausge­wil­dert zu werden.

Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein
Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein

Regen­wald statt Thaiboxen

Im Alter von 22 Jahren – nach sech­zehn­ein­halb Jahren bei BOS – war Suayap nun bereit, ein neues, freies Leben im Wald des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks zu beginnen. Dazu Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land: „Wir freuen uns riesig, dass Suayap wieder als wildes Tier leben kann und nicht als Show­ob­jekt unna­tür­liche Kämpfe insze­nieren muss. Sie ist ein Hoff­nungs­schimmer im Kampf gegen den inter­na­tio­nalen ille­galen Wild­tier­handel. Leider haben „Orang-Utan Thai­boxing Shows“ im asia­ti­schen Raum unge­bremst regen Zulauf. Sie vermit­teln ein falsches Bild von Wild­tieren und sind für den Arten­schutz somit maximal kontra­pro­duktiv und schaffen weitere Nach­frage für den ille­galen Handel. Leider besu­chen auch viele deut­sche Touristen diese lebens­ver­ach­tenden Shows. Wir von BOS raten drin­gend davon ab, solche Shows zu besu­chen und lobby­ieren für ein Verbot.“

Mitt­ler­weile acht aus Thai­land geret­tete Orang-Utans ausgewildert

Reren erkundet neugierig seine Transportbox
Reren erkundet neugierig seine Transportbox

Mit Suayap wurden jetzt sechs weitere Orang-Utans im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert: die Orang-Utan-Weib­chen Amber (16) und Reren (8) und die Männ­chen Barlian (8), Darryl (12), Randy (14) und Unggang (10). Suayap ist der achte Orang-Utan, der 2006 aus Thai­land gerettet wurde, den wir jetzt auswil­dern konnten. Ein weiteres Tier der 48 lebt auf einer unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans.

Randy erkundet sein neues Zuhause
Randy entdeckt sein neues Zuhause

Insge­samt hat BOS 485 Tiere ausgewildert

Mit diesen sieben Schütz­lingen hat die BOS Foun­da­tion seit 2012 485 Orang-Utans in zwei Auswil­de­rungs­ge­bieten in Zentral-Kali­mantan (Schutz­wald Bukit Batikap und Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park) und einem in Ost-Kali­mantan (Kehje Sewen Forest) ausge­wil­dert. Wir danken all unseren Spen­dern herz­lich für ihre Unter­stüt­zung, mit deren Hilfe wir diese Arbeit zum Arten- und Lebens­raum­schutz weiter voran­treiben können.

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