10. April 2021

Beni ist bereit für die Vorauswilderungsinsel

Unser kleiner Fein­schme­cker Beni ist bereit für seinen nächsten großen Schritt: den Umzug auf die Voraus­wil­de­rungs­insel. Hier soll er sich für sein letztes großes Aben­teuer, die große Frei­heit, behaupten. Beni war schon immer sehr clever und seinen Alters­ge­nossen eine Nasen­länge voraus. Nach nur fünf Jahren in der Wald­schule kann er hier nichts mehr lernen, was er für sein Leben in Frei­heit braucht.

Jetzt wartet er im Sozia­li­sa­ti­ons­kom­plex auf seinen großen Tag. Wegen der Pandemie dauert das leider noch etwas.

Nach einem schwie­rigen Start ins Leben weiß Beni, was er will

Beni wog nur 4,4 Kilogramm, als er zu uns kam
Beni wog nur 4,4 Kilo­gramm, als er zu uns kam

Werfen wir einen Blick zurück: Als Beni vor ziem­lich genau fünf Jahren zu uns kam, war er völlig abge­ma­gert, sein Fell war verfilzt, er litt unter Würmern und hatte Fieber. Beni war winzig. Aber er war auch ein Kämpfer: Zaghaft fasste der damals rund zwei­jäh­rige Orang-Utan-Junge nach und nach mehr Vertrauen in seine Baby­sitter. Im Laufe der Zeit wuchs er zu einem gesunden und starken Orang-Utan heran. Dazu trug auch sein unbän­diger Appetit bei – vermut­lich eine Folge seiner früheren Mangel­er­näh­rung. Wenn man ihn ließ, verspeiste Beni locker zehn bis zwölf Bananen täglich. Die nahr­hafte Kost machte sich jedoch bald bemerkbar: Beni hatte Über­ge­wicht. Deswegen setzten ihn unsere Tier­ärzte auf Diät. Nur noch ein bis zwei Bananen pro Tag und dazu kalo­rien­arme Kost.

In der Waldschule machte sich Beni sehr gut
In der Wald­schule machte sich Beni sehr gut

In der Folge war Beni sehr erfin­dungs­reich darin, sich immer wieder Futter zu besorgen. Dass er etwas größer als seine Alters­ge­nossen war, kam ihm dabei zugute: Er schubste die anderen einfach zur Seite und stibitzte ihnen das Futter direkt vor der Nase weg. Mit diesem rüpel­haften und domi­nanten Verhalten kam er bei den anderen durch. Aber ansonsten war Beni ein echter Kumpel. 

Einmal büxte er gemeinsam mit Lala, einer Mitschü­lerin, aus, um auf Erkun­dungs­tour durch den Wald zu streifen. Sie trafen auch auf die älteren Wald­schul­klassen, gingen dann jedoch wieder ihrer eigenen Wege. Gefunden haben ihre Betreuer die beiden dann ganz oben im Baum, schla­fend. Dabei leuch­teten ihre Lippen verrä­te­risch dunkelrot – ein untrüg­li­ches Zeichen, dass die beiden zuvor eine ordent­liche Portion Früchte verspeist hatten!

Mit Hirn, Charme und Banane

Beni liebt Essen - immer wieder wurde er auf Diät gesetzt
Beni liebt Essen — immer wieder wurde er auf Diät gesetzt

Sein Talent zur Futter­be­schaf­fung hat ihm jetzt – kurz vor dem Umzug auf eine Auswil­de­rungs­insel – auch einen Einzel­käfig im Sozia­li­sie­rungs­ge­hege einge­bracht. Denn auch heute noch klaute Beni seinen Mitbe­woh­nern das Essen unter der Nase weg. Jetzt sind seine Artge­nossen zwar immer noch in Ruf- und Sicht­weite — aber eben nicht mehr in „Greif­weite“. Doch Beni bleibt erfin­de­risch: Immer, wenn eine seiner ehema­ligen Baby­sit­te­rinnen in die Nähe seines Käfigs kommt, macht er auf sich aufmerksam. Er verhält sich dabei als würde er denken „Wenn ich nur nied­lich genug gucke, dann bekomme ich bestimmt einen kleinen Beloh­nungs­snack.“ Doch das Team bleibt hart — zu seinem Besten.

So bleibt ihm genug Zeit, sich anderen Beschäf­ti­gungen zu widmen. Beni bekommt jeden Tag neue Enrich­ment Tools. Die sorgen dafür, dass er seine fein­mo­to­ri­schen und mentalen Fähig­keiten noch weiter schulen kann. Typi­sche Enrich­ment Tools sind z.B. mit Erdnüssen gefüllten Rohre, mit Honig präpa­rierte Holz­stücke oder Eisbomben. Verhun­gern muss Beni also nicht. Für weitere Abwechs­lung sorgt eine Wasser­lei­tung, die in Benis Käfig endet. Auch hier ist er sehr erfin­de­risch und kreiert immer neue Varia­tionen für erfri­schende Wasserspiele.

 

Am Ende steht ein Leben ohne Angst in unseren Schutzwäldern

Wann es endlich losgeht, und wie lange Beni dann auf der Voraus­wil­de­rungs­insel bleibt, bis er ganz ausge­wil­dert wird, wissen wir nicht. Doch das Ziel ist klar: Eines Tages wird Beni ein „Neuer Wilder“.

Ginge es nach ihm, würde er dann bestimmt inmitten einer Bana­nen­plan­tage leben. Wir denken da eher an einen Ort, der seinem Forschungs- und Entde­cker­geist viel Raum gibt und frei von Hunger, Angst, Krank­heiten und Gefahren ist. Sprich: In einem unserer Schutz­ge­biete. Bis es soweit ist, brau­chen Beni und wir noch etwas Geduld.

… und hier noch ein paar Geschichten aus Benis Leben, erzählt von einer Baby­sit­terin und einem Tierarzt:

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