Es gehört zu den schönsten Momenten unserer Arbeit, wenn wir den Orang-Utans nach oft jahrelanger Rehabilitation die Freiheit schenken. Doch immer wieder kommen auch Tiere zu uns, denen dieser letzte Schritt in die Unabhängigkeit verwehrt ist. Sie haben zu lange in der Gefangenschaft von Menschen gelebt, oder andere traumatische Erlebnisse haben tiefe Wunden hinterlassen. Das kann dann dazu führen, dass diese Tiere nicht alle Fähigkeiten und Verhaltensweisen entwickeln können, die sie für ein eigenständiges Überleben in der Wildnis brauchen. Doch auch diese Orang-Utans haben bei uns eine Zukunft.
Mit dem Willen zu überleben
Einige Tiere kommen so schwer verletzt zu uns, dass sie bleibende Behinderungen davontragen. So wie Kopral, der bei seinem Versuch, vor seinen Peinigern zu fliehen auf einen Strommast kletterte. Dabei bekam er einen Stromschlag und verbrannte sich beide Arme. Sie mussten amputiert werden. Oder Shelton, in dessen Körper neun Gewehrkugeln steckten, als er von seinen Rettern gefunden wurde. Er hat überlebt, bezahlte aber mit seinem Augenlicht.
Andere Orang-Utans sind körperlich fit, Aber sie tun sich dennoch schwer, das zu lernen, was sie für ein unabhängiges Leben im Regenwald brauchen. Anih ist so ein Fall. Sie kam vor fast 30 Jahren – und blieb. Sie wurde eine kleine Berühmtheit, als ihr Foto um die Welt ging (hier die wahre Geschichte hinter dem Bild).
Wieder andere Tiere leiden an Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Hepatitis B oder C –Krankheiten, die ein hohes Übertragungsrisiko für die gesamte Orang-Utan-Population darstellen. Deswegen isolieren wir diese infizierten Tiere in einem speziell konzipierten Komplex. Auch sie können wir nicht auswildern.
Aktuell sind es 210 Tiere, also rund die Hälfte der 416 Orang-Utans in unseren Schutzzentren, die für immer bei uns bleiben müssen. Und doch haben sie alle eines gemeinsam: den beeindruckenden Willen ihr Leben zu meistern.
Betreutes Wohnen auf Lebenszeit
Wir ermöglichen diesen Tieren eine bestmögliche Zukunft. Für sie haben wir innerhalb unserer Schutzwälder vom Wasser umgebene, bewaldeten Inseln erschaffen. Hier erhalten sie jede Unterstützung, die sie brauchen. Zweimal täglich werden die Inselbewohner mit Futter versorgt – und der „Lieferservice“ hat sehr genau im Blick, ob es unseren Schützlingen gut geht. Da Orang-Utans nicht schwimmen können, ist es ein sicherer Platz, wo sie fernab von Gitterstäben ihr betreutes Wohnen auf Lebenszeit genießen können. Anih, Kopral und viele andere haben hier ihr Zuhause gefunden.
Manche müssen noch auf ihre Chance warten
Leider ist die Anzahl dieser Inseln begrenzt. Orang-Utans brauchen viel Freiraum und der Platz reicht nicht für alle. Deswegen warten derzeit noch viele geeignete Kandidatinnen und Kandidaten in Käfigen. Wir sind kontinuierlich dabei, neue Inseln in geeigneter Größe zu finden und vorzubereiten – doch unsere Arbeit braucht Zeit und Geld. Geld für die Gehege, die Inseln und die lebenslange Versorgung mit Futter und Medikamenten. Geld für unsere Überlebenskünstler.
Helfen Sie mit, unseren nicht auswilderbaren Orang-Utans ein würdiges Leben zu ermöglichen.
Sie wollen mehr über die Betreuung von nicht auswilderbaren Orang-Utans wissen? Vor etwas über einem Jahr haben wir ein Interview mit Fransiska Sulistyo, der Südostasienbeauftragten der Orang-Utan Veterinary Advisory Group und ehemaligen Mitarbeiterin der BOS Foundation geführt. Sie finden das Gespräch (in Englisch) hier.