Mit zwei Jahren Verspätung fand sie nun doch endlich statt – die 15. Weltnaturkonferenz. Vom 7. bis 19. Dezember 2022 fanden die Verhandlungen im kanadischen Montreal statt. Nach schwierigen Beratungen wurde ein – laut einiger Beobachter – historisches Abkommen zum Thema Artenschutz beschlossen. Auch wenn dieses Lücken aufweist und – wie immer bei solchen Abkommen – legal nicht bindend ist, macht es doch Hoffnung, dass endlich etwas beim Thema Artenschutz passieren wird. Denn die letzten Jahre waren katastrophal – die Ozeane sind mit Plastik überflutet, wichtige Schirmspezies wie Orang-Utans, Nashörner oder Elefanten sind akut vom Aussterben bedroht, genauso wie mindestens zehn Prozent aller Insekten, und der Verlust der Lebensräume hört nicht auf. Mit anderen Worten: So geht es nicht weiter! Dazu kommt: Artenschutz und Klimaschutz gehen Hand in Hand.
22 Ziele wurden konkret beschlossen
Die wichtigsten davon lauten:
• Die Hauptentscheidung: Bis 2030 sollen 30 Prozent der Land‑, Süßwasser- und Meeresökosysteme unter Schutz gestellt werden. Dabei sollen die lokalen Gemeinden und indigenen Bevölkerungen viel stärker berücksichtigt werden.
• Die Risiken durch Pestizide sollen in der Landwirtschaft bis 2030 mindestens halbiert werden.
• 30 Prozent der degradierten Ökosysteme (Land und Meer) weltweit sollen bis 2030 wiederhergestellt werden.
• 500 Milliarden US-Dollar an umweltschädlichen Subventionen etwa für die Landwirtschaft sollen naturverträglich umgelenkt werden.
Alle diese Beschlüsse sind leider nicht legal bindend. Doch wird das Abkommen umgesetzt, kann wohl ein Großteil der heute vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten gerettet werden.
Artenschutz ist Klimaschutz
Doch die beschlossenen Ziele sind nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für den Klimaschutz wichtig. Lebensräume wie Torfmoorgebiete sind zentrale Speicher für CO2. Deswegen ist ihr Schutz und ihre Renaturierung von zentraler Bedeutung.
Die avisierten Ziele bestätigen uns in unserer täglichen Arbeit und vor allem in einem unserer Hauptprojekte: Der Renaturierung und der Schutz von Mawas, ein zu einem Drittel zerstörtes Torfmoorregenwaldgebiet, das, solange es nicht wieder vernässt ist, täglich CO2 in die Atmosphäre abgibt. Die Wiedervernässung und Renaturierung von Mawas ist eine kostspielige Angelegenheit, gleichzeitig aber der einzig zukunftsträchtige Weg für den Arten- und Klimaschutz.
Und wieder geht es um Geld
Bei den Naturschutzkonferenz ging es natürlich auch intensiv um das Thema Direktzahlungen von Industrieländern an Entwicklungsländer, um die wirtschaftlichen Verluste, die beim Schutz größerer Naturgebiete auftreten, zu kompensieren. Im Raum stand eine Forderung von 100 Milliarden US-Dollar. Diese Forderung war sehr umstritten. Der gefundene Kompromiss sieht nun vor, die Hilfen bis 2025 auf mindestens 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr anzuheben und bis 2030 auf mindestens 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr anwachsen zu lassen. Am Ende waren vor allem die afrikanischen Staaten sehr unzufrieden mit dem Ergebnis, denn die Fonds fließen, so wie sie jetzt definiert sind, primär in andere Empfängerländer. Aber am Ende wurde die Abstimmung schnell von der chinesischen Präsidentschaft durchgewunken und damit steht die Entscheidung nun fest.
Wir von BOS Deutschland e.V. hoffen, dass dieses Abkommen kein Papiertiger bleiben wird und in konkrete Taten umgewandelt wird. Denn gerade das Überleben der Orang-Utans hängt sehr eng vom Hauptziel dieses Abkommens ab: Den Schutz von 30 Prozent der Landökosysteme.